Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
raste. Und nicht nur sein Her z – sein ganzer Körper bebte vor Schock. Er hörte seinen Atem heftig, stoßartig, durch seinen Kopf dröhnen. Seine Beine hingen bewegungslos unter ihm, verweigerten jede Regung. Er war buchstäblich vor Schreck erstarrt. Es war die einfache, nackte Wahrheit: Noch nie in seinem Leben hatte er solche Angst verspürt.
Er kämpfte die aufsteigende Panik nieder und zwang sich nachzudenken. Was wusste er über Haie? Würde ihn der große Weiße Hai angreifen? Wie konnte er sich wehren? Verzweifelt versuchte sich Alex an alles zu erinnern, was er über Haie wusste.
Es gab über 350 bekannte Arten, aber nur sehr wenige waren bekannt dafür, dass sie Menschen angriffen. Der Große Weiße Ha i – Carcharodon carcharia s – gehörte definitiv dazu. Aber Haiangriffe waren selten, nur ungefähr 10 0 Menschen kamen jährlich dabei ums Leben. Durch Autounfälle starben viel mehr Menschen. Andererseits waren die Gewässer um Kuba bekanntermaßen sehr gefährlich. Aber das hier war ein einzelner Ha i …
… der ihn immer noch umkreiste, als warte er auf den richtigen Augenblic k …
… und der ihn vielleicht noch gar nicht gesehen hatte. Nein, das war eigentlich unmöglich. Haiaugen sehen zehnmal besser als Menschenaugen, selbst in absoluter Dunkelheit können sie noch acht Meter weit sehen. Außerdem brauchte ein Hai gar keine Augen. In seiner Schnauze befinden sich Sensoren, die selbst den geringsten elektrischen Strom registrieren. Den Schlag eines Herzens, beispielsweise.
Alex zwang sich zur Ruhe. Sein Herz erzeugte kleine Stromstöße, und je erregter er war, desto sicherer wurde der Hai zu ihm gelenkt. Er musste sich beruhigen!
Nicht herumzappeln. Keine plötzlichen Bewegungen. Ratschläge, die ihm sein Onkel vor Jahren gegeben hatte, fielen ihm plötzlich wieder ein. Ein Hai wurde auch von glänzenden Metallobjekten angelockt, von grellbunten Kleidern oder von frischem Blut. Alex drehte langsam den Kopf. Die Sauerstoffflasche war schwarz, sein T-Shirt weiß. Er blutete nicht. Oder etwa doch?
Er drehte die Hände hin und her und untersuchte sie. Und da sah er es: Knapp über dem linken Handgelenk war ein kleiner Kratzer. Er hatte die Wunde noch nicht einmal bemerkt, aber jetzt fiel ihm ein, dass er sich irgendwo gestoßen hatte, als er sich vom Boot rückwärts ins Wasser hatte fallen lassen. Eine winzige Blutspur, eher braun als rot, kräuselte sich über der Wunde ins Wasser.
Winzig, aber stark genug. Denn ein Hai ist in der Lage, einen einzigen Blutstropfen in 10 0 Litern Wasser zu riechen. Woher wusste Alex das? Er hatte vergessen, wer es ihm beigebracht hatte, aber er wusste, dass es stimmte. Der Hai konnte ihn rieche n …
… und roch ihn immer noch und kam langsam nähe r …
Die Kreise, die der Hai um sein Opfer zog, wurden immer enger. Die Flossen waren nach unten gerichtet. Sein Rücken nach oben gewölbt. Und er bewegte sich seltsam, ruckartig. Drei unverkennbare Anzeichen, dass der Angriff unmittelbar bevorstand. Alex war klar, dass für ihn jetzt nur noch Sekunden zwischen Leben und Tod lagen. Langsam, um keine Wasserwirbel zu erzeugen, griff er nach unten. Das Messer steckte noch in der Scheide, die an sein Bein geschnallt war. Er löste es vorsichtig. Gegen die riesige Fleischmasse des Hais und im Vergleich zu den mörderischen Zahnreihen wirkte das winzige Messer geradezu lächerlich. Trotzdem fühlte sich Alex ein wenig besser, als er es fest in der Hand hielt. Besser wenig als gar nichts.
Er blickte sich um. Abgesehen von der Höhle sah er keine Möglichkeit, sich zu verstecke n – und die Höhle selbst war nutzlos. Ihre Öffnung war viel zu groß; selbst wenn er hineinschwamm, würde ihm der Hai einfach folgen. Aber wenn er es bis zur Leiter schaffte, könnte er vielleicht hinaufklettern. Er käme dann aus dem Wasser herau s – durch den Teufelskamin bis hinauf zur Oberfläche. Natürlich würde er dort mitten im Garten der Casa d’Oro auftauchen, aber so böse General Sarow auch sein mochte, dem großen Weißen Hai konnte er sicherlich nicht das Wasser reichen.
Alex beschloss, den Versuch zu wagen. Langsam bewegte er sich auf die Höhlenöffnung zu, wobei er den Hai nicht aus den Augen ließ. Einen Augenblick lang hoffte er sogar, dass der Hai das Interesse an ihm verloren hatte. Er schien sich zu entfernen. Aber dann merkte er, dass ihn das Tier nur getäuscht hatte: Es hatte umgedreht und schoss nun, wie aus einer großen Kanone abgefeuert, direkt auf
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