Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
hatte er keine Zeit dafür. Mit kräftigen Stößen trieb er sich schneller voran. Erschrocken jagten die Fische in alle Richtungen davon.
Bald danach erreichte Alex die Felsklippen. Die Felswand war mehr als nur eine Wan d – sie bestand aus einer jäh aufragenden Masse von Felsen, Korallenriffen und dicht wuchernden Pflanzen; unzählige Fische wirbelten durch das Wasser. Die Felsenküste lebte. Riesige Unterwasserpflanzen, deren Blätter aus unzähligen Knochen zu bestehen schienen, schwangen langsam im Wasser hin und her. Ein Schwarm von Tausenden winziger silbriger Fischchen flitzte vorüber. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung war: Eine Muräne verschwand soeben hinter einem Felsen. Er blickte auf den Tauchcomputer. Wenigstens funktionierte der ordentlich. Demnach war er seit sieben Minuten unter Wasser.
Er musste den Eingang der Höhle finden, denn deshalb war er hier. Von diesem Ziel durfte er sich nicht mehr von den Farben und seltsamen Formen der Pflanzen und Tiere dieses Unterwasser-Königreichs ablenken lassen, sondern musste sich auf die Felswand konzentrieren. Jetzt zahlte sich aus, dass er sich vor dem Tauchgang den Verlauf der Küstenlinie genau eingeprägt hatte, um sich besser orientieren zu können. So wusste er mehr oder weniger genau, wo der Turm des Casa d’Oro im Verhältnis zum Boot stand, und schwamm in dieser Richtung in Ufernähe weiter, wobei sich die Felswand zu seiner Linken befand. Etwas Langes und Dunkles zog hoch über ihm schnell vorbei. Alex bemerkte die Bewegung nur undeutlich aus den Augenwinkeln, doch als er den Kopf hob, war nichts mehr zu sehen. Fuhr dort oben ein Boot? Alex stieß ein paar Meter tiefer hinab und suchte nach dem Höhleneingang.
Eigentlich war er gar nicht schwer zu finden. Der Eingang war fast kreisrund und wirkte wie ein weit aufgerissenes Fischmaul. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als Alex näher kam und hineinblickte. Die Höhle hatte sich nicht immer unter Wasser befunden; über Millionen Jahre hinweg hatten sich Stalaktiten und Stalagmiten gebildet, nadelscharfe Speere, die von der Decke hingen und vom Boden aufragten. Alex hatte sich nie merken können, welche der beiden Tropfsteinformen von unten und welche von oben wuchsen. Doch selbst aus der Entfernung wirkte der Höhleneingang bedrohlich. Es war, als blicke er in den geöffneten Schlund eines riesigen Meeresungeheuers.
Trotzdem musste er hinein. Die Höhle war nicht sehr tief und, von den Tropfsteinformationen abgesehen, völlig leer. Der Boden war weit und sandig. Erleichtert schwamm er darauf zu. Denn eine tiefe Unterwasserhöhle allein und nach Sonnenuntergang erkunden zu wollen, wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Doch bei dieser Höhle konnte er vom Eingang aus die hintere Wand erkenne n – und dort waren sogar die untersten Sprossen der Metallleiter! Sie waren dunkelrot vor Rost und teilweise mit grünem Algenschleim bedeckt, aber unverkennbar von Menschen angebracht. Sie verschwanden durch eine Öffnung in der am weitesten entfernten Ecke der Höhlendecke und führten vermutlich durch den Teufelskamin bis zur Oberfläche. Doch von Turner und Troy war nichts zu sehen. Waren die beiden Agenten doch sofort durch den Schacht aufgestiegen? Und was sollte Alex jetzt tu n – ihnen folgen?
Alex wollte gerade in die Höhle schwimmen, als er wieder eine Bewegung wahrnahm. Was immer er vorhin über sich gesehen hatte, kam jetzt zurück. Verwundert blickte er auf. Und erstarrte. Er spürte, wie ihm buchstäblich die Luft in der Kehle stecken blieb. Die letzten Luftbläschen jagten einander zur Oberfläche. Alex hatte vor Schreck aufgehört zu atmen. Er schwebte im Wasser, bewegungslos, starr, kämpfte gegen die Panik. Er wollte schreien. Aber Alex war allein.
Er sah einen riesigen Weißen Hai, wenigstens drei Meter lang, der langsam über ihm kreiste. Der Anblick war so unwirklich, so total entsetzlich, dass Alex im ersten Moment seinen Augen nicht traute. Vielleicht bildete er sich das nur ein oder es war irgendeine optische Täuschung. Schon die Tatsache, dass dieses Ding ihm so nahe war, konnte nicht stimmen. Unmöglich. Er starrte den weißen Bauch des Monsters an, die beiden Seitenflossen, das nach unten gebogene sichelförmige Maul mit den Reihen gezackter, rasiermesserscharfer Zähne. Und darüber die tödlichen runden Augen, die so schwarz und böse blickten wie nichts anderes auf diesem Planeten. Hatte der Hai ihn bereits gesehen?
Alex zwang sich zu atmen. Sein Herz
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