Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
öffentliches Telefon. Warum war das Gebäude geschlossen? Einen Moment dachte er daran, die Scheibe einzuschlage n – aber das würde zu lange dauern. Fluchend warf er sich herum und rannte zwanzig Meter weiter zum nächsten Gebäude.
Die Tür war offen. Er betrat einen Gang mit Lagerräumen und Büros auf beiden Seiten. Es schien niemand da zu sein. Jetzt brauchte er nur noch ein Telefon. Er versuchte es an einer beliebigen Tür. Sie führte in einen Raum mit lauter Regalen, einem Kopiergerät und Bergen von Büromaterialien. Die nächste Tür war verschlossen. Alex’ Verzweiflung wuchs. Er versuchte es an einer weiteren Tür und dieses Mal hatte er Glück. Ein Büro mit Schreibtisch, darauf ein Telefon! Kein Mensch zu sehen. Alex trat an den Schreibtisch und griff nach dem Hörer.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass er keine Ahnung hatte, welche Nummer er wählen sollte. Das Handy, das Smithers ihm gegeben hatte, war mit einem Spezialcode programmiert gewese n – sozusagen ein heißer Draht direkt zum MI6. Aber niemand hatte ihm je die Direktdurchwahl des MI6 genannt. Was jetzt? Die nationale Auskunft anrufen und sich nach der Nummer des Geheimdienstes MI6 erkundigen? Sie würden ihn für total durchgeknallt halten.
Doch er durfte jetzt keine Zeit vergeuden. Sarow konnte in diesem Moment bereits wieder zu sich gekommen sein. Vielleicht hatte er sogar schon die Verfolgung aufgenommen. Das Büro hatte zwar ein Fenster, aber es ging nur zur Rückseite des Gebäudes, sodass er das Flugzeug und die Startbahn von hier aus nicht sehen konnte. Kurz entschlossen wählte Alex die Notrufnumme r 999.
Es klingelte zweimal, bis sich eine Stimme meldete.
»Notrufzentrale. Wen möchten Sie sprechen?«
»Polizei«, keuchte Alex hektisch.
»Ich verbinde Sie weite r …«
Wieder ein Klingelton.
Und dann legte sich plötzlich eine Hand auf das Telefon und unterbrach die Verbindung. Alex schoss herum, atemlos, erwartete, Sarow vor sich zu sehe n – oder noch schlimmer: Conrad mit der Pistole im Anschlag.
Doch es war weder Sarow noch Conrad. Vor ihm stand ein Beamter der Flughafensicherheit. Er musste das Büro betreten haben, als Alex telefonierte. Der Mann war ungefähr fünfzig Jahre alt, hatte angegrautes Haar und sein Kinn verschwand fast völlig im Hemdkragen. Über dem Gürtel wölbte sich ein beachtlicher Bauch und seine Hose reichte nur knapp bis zu den Fußknöcheln. An der Jacke war ein Funkgerät befestigt, und sein Nam e – George Prescot t – stand groß und deutlich auf dem Schild an seiner Brust. Drohend und mit strengem Gesicht beugte er sich über Alex, dem allmählich klar wurde, dass er der Flughafensicherheit wahrscheinlich einen wahren Albtraum beschert hatte. Hier stand ihm ein Mann gegenüber, der die ganze eitle Selbstzufriedenheit eines Verkehrspolizisten oder Parkplatzaufsehers ausstrahlt e – ein einfacher, unbedeutender, nichtssagender Beamter.
»Was machst du hier, Kleiner?«, fragte Prescott.
»Ich will nur mal von hier aus telefonieren!«, erklärte Alex aufgeregt.
»Das sehe ich. Aber das ist kein öffentliches Telefon. Und das hier ist auch kein öffentliches Büro. Du bist hier im Sicherheitstrakt des Flughafens. Du hast hier keinen Zutritt.«
»Bitte, Sie verstehen nicht. Dies ist ein Notfall!«, rief Alex.
»Ach ja? Und was für einen Notfall meinst du?« Prescott glaubte ihm offensichtlich kein Wort.
»Das kann ich jetzt nicht erklären. Lassen Sie mich einfach nur kurz telefonieren.«
Der Beamte grinste. Alex gefiel ihm. Da verbrachte er nun fünf Tage in der Woche damit, von einem Büro zum nächsten zu stapfen, Türen zu kontrollieren und Lichter auszuschalten. Endlich hatte er mal jemanden gefunden, den er herumkommandieren konnte. »Du wirst nirgendwo anrufen, Bürschchen, bevor du mir nicht genau erklärt hast, was du hier treibst!«, sagte er. »Das ist ein privates Büro.« Seine Augen wurden schmal. »Hast du irgendwelche Schubladen geöffnet? Hast du irgendwas geklaut?«
Alex’ Nerven lagen blank und es kostete ihn größte Anstrengung, ruhig zu bleiben. »Ich habe nichts weggenommen, M r Prescott«, sagte er drängend. »Ich bin gerade aus einem Flugzeug ausgestiegen, das vor einigen Minuten gelandet is t …«
»Welches Flugzeug meinst du?«
»Ein Privatflugzeug.«
»Hast du einen Pass?«
»Nein.«
»Dann ist das aber eine sehr ernste Sache, Junge! Du kannst nicht einfach ohne Pass einreisen.«
»Mein Pass ist im Flugzeug!«
»Dann werde ich dich dorthin
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