Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
werden Sie sich schließlich in die Hose machen. Bis man ihre Leiche findet, sind Sie ein stinkender Sack voller Maden.« Um dem Ganzen ein wenig Nachdruck zu verleihen, zog er die Schlinge ein bisschen mehr zu. »Das ist Ihre letzte Gelegenheit, zu kooperieren.«
Travis ballte hilflos die Fäuste und zerrte an den Fesseln, gab aber schließlich mit zitternden Gliedern auf. »Aufhören! Ich will nicht sterben. Ich sag Ihnen alles, was Sie wissen wollen«, krächzte er, als sich die Schlinge um seinen Hals wieder lockerte.
Søren blieb hinter ihm stehen. »Nein, nicht bewegen. Sagen Sie mir nur, wo sie ist.«
»Ich habe sie dem Boss übergeben. Sowie ich heute Morgen hier ankam, habe ich ein Treffen mit ihm vereinbart.«
Rasende Wut kochte in Søren hoch. »Sie ist im Labor?«
»Welches Labor?«
Travis war also bloß ein Handlanger. Er wusste nichts, was Søren weitergebracht hätte. Aber ein Werkzeug konnte nicht nur von einer Person benutzt werden. Søren setzte sich auf die Bettkante, wo der Killer ihn nicht sehen konnte, und schaltete mit der Fernbedienung auf die Lokalnachrichten um.
Ohne auf das Gewimmer und Gezappel des Killers zu achten, sah er sich die Sendung an, in dem Wissen, dass Travis bald einknicken würde. Das taten sie letztendlich alle.
»Hören Sie, Sie müssen doch noch etwas wollen.«
Mia finden.
»Wenn Sie ihn einmal kontaktiert haben, können Sie es auch ein weiteres Mal.«
»Er ist nicht direkt zu erreichen«, winselte Travis. »Ich spreche auf eine Mailbox, dann mailt er mir einen Treffpunkt.«
Das hörte sich ganz danach an, als sei der »Boss« paranoid. Zu Recht. Schließlich war jemand hinter ihm her. Søren überlegte, was er mit dieser Information anfangen sollte, dann lächelte er. »Also gut. Rufen Sie ihn an und sprechen Sie auf die Mailbox, dass Sie mich geschnappt hätten. Und wenn er sich dann meldet, vereinbaren Sie ein Treffen mit ihm.«
»Sie können mich nicht die ganze Zeit hier so sitzen lassen. Das kann Stunden dauern, und ich muss pissen.«
Søren musste zugeben, dass da etwas dran war, zudem brauchte er den Mann auch gar nicht mehr. »Stimmt. Dann bringe ich Sie eben jetzt gleich um.«
»Warten Sie! Sie benötigen mich noch für den Anruf, und ich muss die E-Mail beantworten.«
Søren grinste und ahmte Travis’ nasale Stimme nach: »Nein, Sie irren sich. Ich brauche nur Ihr Telefon.«
Er nahm das Handy vom Nachttisch und rief die Anrufliste auf. Zum Glück war eindeutig, welche Nummer er zu wählen hatte. Danach durchforstete er die E-Mails. Wunderbar. Travis war ein fauler Sack ohne Sicherheitsbewusstsein. Seine Mails wurden direkt aufs Smartphone umgeleitet. Und damit hatte Søren alles, was er benötigte.
»Ich habe Ihnen geholfen. Ich habe kooperiert. Das können Sie nicht machen, das ist nicht richtig.«
Dies war genau die falsche Erwiderung. Søren überkam eine rasende Wut. »War es etwa richtig , meine Frau zu entführen? War es richtig , Kelly Clark zu töten? Oder Noreen Daniels? Was haben Sie mit ihr gemacht, dass die Leiche so aussah?«
Travis schüttelte den Kopf. »Die Namen erfahre ich nicht. Ich führe nur die Anweisungen aus. Ich habe keinen Streit mit Ihnen. Bitte, ich zahle Ihnen –«
»Ich brauche Ihr Blutgeld nicht, Dreckskerl«, fuhr Søren ihn an. »Sie haben mir alles genommen, was mir etwas bedeutet hat. Und nun können Sie nur noch eins für mich tun: mit Anstand sterben.«
Kalt und entschlossen strangulierte er Travis. Als er ihn schließlich für tot hielt, tastete er nach dem Puls und wartete noch fünf Minuten ab, da er sich keinen Fehler erlauben durfte.
Dann löste er die Fesseln und setzte den Toten leicht belustigt in den Schrank. Mit etwas Glück würde die Polizei glauben, Travis wäre durch einen autoerotischen Unfall gestorben. Und selbst wenn es zu einer sorgfältig ausgeführten Autopsie käme, würde man nichts finden, das sich auf Søren zurückführen ließ. Doch eins stand fest: Travis hatte keinen würdevollen Tod verdient.
Mia war mit Kelly Clark befreundet gewesen. Søren hatte die Kollegin zwar nicht persönlich gekannt, aber ab und zu auf dem Flur gesehen. Es war nicht fair, dass sie allein, qualvoll und voller Angst hatte sterben müssen. Søren wünschte, er hätte Travis mehr leiden lassen können, doch das wäre nur an einem anderen Ort und vor allem mit mehr Zeit möglich gewesen, und die hatte er gerade nicht.
Er wählte die Nummer aus der Anrufliste und sprach mit Travis’ Stimme auf die
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