Skinwalker: Fluch des Blutes (German Edition)
Geruch und Gefühl, fand den Wald. Verschwand zwischen den Bäumen. Es wäre geradezu romantisch gewesen, wären nicht die Waffen und das rohe Fleisch in der Plastiktüte gewesen … und die Furcht, die ich wie einen harten Stein unter meinem Brustbein spürte.
In diesem Park gab es keine Felsen wie bei mir zu Hause in den Bergen der Appalachen, daher würde es schwer werden, sich zu wandeln. Aber nur so würde ich die Stätte der Blutmagie finden. Keine Zeit. Wenn es nicht schon zu spät war.
Ich spürte Beasts Fell unter meiner Haut, als sie sich unternehmungslustig streckte. Der Wald ist lieblich, dunkel, tief, doch ich muss tun, was ich versprach, und Meilen gehn, bevor ich schlaf, und Meilen gehn, bevor ich schlaf * , sendete ich ihr. Robert Frost. Eine der wenigen Dinge, die ich noch aus der Highschool wusste. Und eines von den noch selteneren Dingen, die Beast und ich beide mochten. Nach diesen Zeilen begann ich, mich zu entspannen, duckte mich unter einem Ast hindurch und verließ den Weg, um tiefer in den Wald einzudringen, mit Beasts Sinnen als Orientierungshilfe.
Es dauerte nicht lange, bis Beast mich kurz vor der Stelle zum Stehen brachte, wo ich die Vampirin geköpft hatte, die ich kurz vorher aus der noch von Ada regennassen Erde hatte auferstehen sehen. Der Wind war warm, feucht und launenhaft wie ein übermütiges, frustriertes Kind, dem man keinen Anlass gibt, seinen Ärger abzureagieren. Ich roch nur Pflanzen und Dünger, Abgase aus den Straßen der Umgebung, den sauren Geruch der Bayous, die sich um und durch den Park wanden.
Der Baumstamm, auf dem ich dem jungen weiblichen Rogue aufgelauert hatte, war immer noch da – ein guter Platz, auch wenn die Äste abgesägt worden waren und sich an ihrer Stelle nur noch einige Häuflein aus Sägemehl und die vermischten Gerüche vieler Menschen fanden. Hier gefiel es mir, also legte ich die Steaks in einer Reihe nebeneinander auf den Baumstamm und entledigte mich meiner Waffen. Und zog die neuen Stiefel aus. Legte meine Kleider zusammen und auf den Stamm.
Die nackten Füße auf dem lehmigen Boden, atmete ich tief durch und zentrierte mich. Nahm den Park und die starken, uralten Bäume in mich auf. Die Gerüche wurden lebendig. Ich witterte kleine Tiere, einzelne Bäume, etwas Blumiges und Öliges. Während ich lauschte, wurde das Zischen, Rutschen, Gleiten, Klopfen und Trippeln von Tieren immer lauter. Das fast geräuschlose Flattern von Eulenflügeln. Die Geräusche der Menschen traten in den Hintergrund, und der Friede des Waldes glitt unter meine Haut.
Ich musste mich wandeln. Ich brauchte Sinne, die ich in meiner menschlichen Gestalt nicht hatte. Beasts Nachtsicht, ihr scharfes Gehör, ihren guten Geruchssinn, denn wie schon bei Sabinas Kapelle würde es auch hier mehr als eine Ritualstätte geben, und ich war auf der Suche nach einer bestimmten. Das bedeutete, ich musste die Waffen zurücklassen, die ich nur als Mensch anwenden konnte, wie Schusswaffen und Messer. Doch der Tausch war es wert.
Mit der Fetisch-Kette in der Hand setzte ich mich auf den Baumstamm und schloss die Augen, ließ den Wald auf mich wirken und kam zur Ruhe. Es war zwar nicht mein Wald, doch auch hier lebten Tiere, bohrten Pflanzen ihre Wurzeln tief in die Erde, war der Boden reich und fruchtbar durch die Jahre und den Wechsel der Zeiten und die Kraft des Mondes. Ich war so müde und benommen aus Schlafmangel, dass mir war, als würde sich der Boden unter meinen Füßen zur Seite neigen. Doch sobald ich mich gewandelt hatte, würde ich wieder fit sein, denn Beast war ausgeschlafener als ich.
Beast erhob sich, schaute durch meine Augen, presste sich gegen meine Haut. Es war Vollmond, sie wollte jagen. Töten. Große Katze sein.
Als ich zentriert war, Beast nah an der Oberfläche, unser beider Geist vereint wie unsere Seelen, die Kühle genießend, sah ich in die mit einem Reißverschluss verschlossene Ledertasche, um mich zu vergewissern, dass meine Pflöcke, die Derringer, das Handy und ein paar leichte Kleidungsstücke darin waren. Dieses Mal hängte ich sie mir nicht um den Hals, sondern verstaute sie in einem Rucksack zusammen mit meinen Vampkillern, ein paar zusätzlichen Pflöcken und einem Fläschchen mit Weihwasser. In die Seitentaschen schob ich das GPS -Gerät und die Samttasche mit dem Splitter aus dem Heiligen Kreuz. Als ich den Rucksack zumachte, kontrollierte ich zweimal, ob er auch wirklich zu war und meine Schätze nicht herausfallen konnten.
Mit einer
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