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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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wurden verschlossen und diese mit Flusswasser gefüllt – über ein Wagenrennen in San Mamés bis zu einem Wettbewerb im Zubereiten von Rehkeule am Grill mit Feigenkonfitüre reichte. Das komplette Programm gegen einen schlecht bezahlten Auftrag, um der Siebenhundertjahrfeier zur Stadtgründung Glanz und Gloria zu verleihen.
    Der viel beschäftigte Benito fand keine freie Minute, um ans Telefon zu gehen, und statt meiner bedeutenden Beiträge hat man eine Hand voll billiger Einfälle, die einem Dorffest würdig waren, umgesetzt. Sic transit gloria mundi.
    Nachdem die kärgliche Zuteilung vom Februar verpufft war, blieben mir nur noch März und April. Ich musste dieses Floß der Medusa, das auf eine Tragödie zusteuerte, verlassen, und zwar schleunigst.
    Im selben Monat gab es ein schauerliches Ereignis, das mir an die Nieren ging. Obwohl ich nie ein Fußballfan war – außer dem Roulette kommen mir alle Spiele mit Bällen oder Kugeln wie ein Zeitvertreib für Dummköpfe vor –, kannte ich das Opfer, weil wir uns häufig im Kasino begegnet waren. Es handelte sich um eine stadtbekannte Person: Josean Aulkitxo, ehemaliger Spieler und späterer Trainer von Athletic Bilbao, der bereits im Ruhestand war.
    Der arme Josean, ein ungeschliffener, aber leutseliger und sympathischer Kerl – er hat mir mal ein paar Jetons spendiert, nachdem er einen Volltreffer gelandet hatte –, war tot in seinem einsam gelegenen Haus auf dem Berg Umbe aufgefunden worden.
    Er war seit ein paar Monaten verwitwet gewesen und hatte seither allein gelebt. Seit dem Tod seiner Frau hatte er unter einer schweren Depression gelitten und kaum noch das Haus verlassen.
    Man hatte ihn gefoltert und ihn schließlich mit ungewöhnlichen Techniken getötet. Wegen dieser Methoden wurde anfänglich darüber spekuliert, ob es sich um einen Racheakt aus Fußballerkreisen handelte, da man ihm einen Tod zugefügt hatte, den man durchaus fußballmäßig nennen konnte.
    Die Leiche von Josean wurde in der Garage gefunden. Man hatte ihn auf Knien mit verschränkten Armen gefesselt. Er hatte einen Knebel im Mund, trug sein altes Athletic-Trikot und war von der Taille abwärts nackt. Man hatte ihm einen Fußball Hunderte, wenn nicht Tausende von Malen an den Kopf geworfen, bis er eine Gehirnerschütterung erlitten hatte. Doch der Tod war von einem anderen Gegenstand verursacht worden: einer Handpumpe, um Bälle aufzublasen – man hatte es nicht einmal für nötig gehalten, sie dem Ärmsten aus dem Anus zu entfernen, nachdem man ihn getötet hatte –, mit der man so viel Luft in ihn hineingepumpt hatte, dass der Darm geplatzt war.
    Es wurde weder ein Motiv festgestellt noch fand man irgendeine Spur von dem oder den Tätern.
    Wer hätte damals schon sagen können, dass ich heute, am Vorabend von Heiligabend, der Erste sein würde, der von der Identität des brutalen Mörders von Josean Aulkitxo erfahren würde.
    Zur selben Zeit nahm meine Beziehung zu Antontxu ihren unerbittlichen Lauf.

10
     
    Nach beschriebenem nächtlichem Imbiss ließ ich ein paar Tage verstreichen, bis ich mich wieder in der Kneipe blicken ließ; ein bisschen, um mich rar zu machen, und um ihm anzudeuten, dass mich die schroffe Verabschiedung gekränkt hatte.
    Genau eine Woche nach unserem Zusammentreffen tauchte ich dort wieder auf, in Begleitung von Struppi und mit einem ganz persönlichen Geschenk, Die Juwelen der Sängerin, natürlich in einer Ausgabe mit Stoffeinband, die ich bei Quincy Magoo, dem Comicladen von Borregar, der blind wie ein Maulwurf war, entwendet und persönlich in Geschenkpapier eingewickelt hatte.
    Ich traf Antontxu bei der undankbaren Aufgabe an, einen randalierenden Betrunken rauszuwerfen, und es dauerte eine Weile, bis er mich begrüßte.
    Die einfältige Schnapsnase bestand darauf, dass man ihr noch einen Wein einschenkte; die Wiederkäuerin hinterm Tresen, die an diesem Tag ohne ihren Gegenpart Dienst tat – sie wechselten sich ab; nur an den Wochenenden und Feiertagen rackerten sie gemeinsam – hatte den Anfängerfehler begangen, ihm ein erstes Glas einzuschenken, und inkonsequenterweise weigerte sie sich nun, ihm ein zweites zu geben, was selbstverständlich Ungläubigkeit und Wut bei dem Säufer auslöste, der sie »hässliche Nutte« nannte und seinen Durst und den Wunsch nach Unabhängigkeit der Grafschaft Treviño, von der er ein Ureinwohner sein musste, lauthals kundtat. Man hörte aus der Küche eine phantasievolle Verwünschung, und Asti – bald fand ich

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