Skylark 2 - Die Skylark und die Schlacht um Osnome
fortzusetzen, das vielleicht schon begonnen wurde – oder ein völlig neues Projekt zu beginnen.«
»Sie sind also wirklich eine Familie?« fragte Margaret. »Ich glaube, ich habe das alles nicht so gut verstanden, als Sie uns durch das Lerngerät informierten.«
»Ich habe alles zu schnell gesendet, da ich vergaß, daß das Lerngerät etwas Neues für Sie war, etwas, mit dem Sie noch nicht vertraut waren. Ich möchte Ihnen daher einige Dinge mit Worten erklären. Die fünf haben alle Regierungsaufgaben für den gesamten Planeten übernommen. Ihre Entscheidungen basieren auf der offensichtlichen Wahrheit und sind deshalb Gesetz. Die Bevölkerung wird nach den Bedürfnissen des Planeten beschränkt, und da im Augenblick viel in Arbeit ist, haben die fünf eine Zunahme der Bevölkerung empfohlen. Meine Gefährtin und ich durften deshalb drei Kinder haben, und nicht nur die üblichen zwei. Durch Los wurde bestimmt, daß wir zwei Jungen und ein Mädchen bekamen; einer der Jungen wird meine Pflichten übernehmen, wenn ich weiterwandere; der andere sucht sich einen anderen Zweig der Wissenschaft, der zu kompliziert geworden ist für einen einzigen Spezialisten.
Er hat sein Thema bereits gefunden und ist auch schon angenommen worden – er wird Nummer Neunhundertsiebenundsechzig der Chemie sein. Student der asymmetrischen Kohlenstoffatome, die von nun an sein Spezialgebiet sind.
Wir wissen seit langem, daß jene Eltern die besten Kinder bekommen, die sich in der Blüte ihres geistigen Lebens befinden, etwa um die hundert Jahre. Deshalb umfaßt jede Generation bei uns hundert Jahre. Die ersten fünfundzwanzig Jahre verbringt ein Kind zu Hause bei den Eltern; in dieser Zeit erwirbt es seine grundlegende Bildung in den allgemeinen Schulen. Dann ziehen Mädchen wie Jungen in das Land der Jugend, in dem sie weitere fünfundzwanzig Jahre zubringen. Hier werden Gehirn und Initiative geschult, indem sie nach freier Entscheidung Forschungsarbeiten durchführen. In diesem Alter lösen die meisten von uns die verwirrendsten Probleme des Universums, nur um später festzustellen, daß die Lösungen ganz falsch gewesen sind. Doch im Land der Jugend wird ausgezeichnete Arbeit geleistet, vordringlich wegen der frischen und völlig unvorbelasteten Ansichten der jungen Leute. In diesem Land findet jeder auch seinen Lebensgefährten, den Menschen, der erforderlich ist, um das bloße Dasein zu einer Vollkommenheit zu bringen, die als Einzelperson unerreichbar ist. Ich brauche Ihnen die Wunder der Liebe und die Erfüllung eines solchen Lebens nicht zu schildern – denn Sie alle, obwohl Sie an unserem Alter gemessen noch Kinder sind, kennen die Liebe in ihrem ganzen Ausmaß.
Im Alter von fünfzig Jahren wird der Mann, der nun die geistige Reife erlangt hat, in den Kreis seiner Familie zurückgerufen, da nun das Gehirn seines Vaters einen Teil seiner Kraft und Schärfe verliert. Der Vater gibt seine Arbeit über das Lerngerät an den Sohn weiter – und wenn die Last der Forschungsergebnisse von hunderttausend Generationen in das Gehirn des Sohnes einzieht, ist seine Jugend vorbei.«
»Was macht der Vater dann?«
»Nachdem er seine Gehirnaufzeichnung gemacht hat – ich habe das schon erwähnt – zieht er sich mit seiner Gefährtin – die ihrerseits ihre Arbeit an die Nachfolgerin abgegeben hat – in das Land des Alters zurück, wo sich die beiden nach ihren hundert Jahre währenden Mühen erholen. Sie tun, was sie wollen, solange sie Spaß daran haben. Wenn sie sich überzeugt haben, daß bei den Kindern alles gut läuft, kommen sie eines Tages zu dem Schluß, daß sie für den Wechsel bereit sind. Seite an Seite wandern sie dann in die nächste Ebene.«
An der Tür des Observatoriums angekommen, blieb Dorothy stehen und drängte sich furchtsam an Seaton.
»Nein, meine Liebe, warum sollten wir den Wechsel fürchten?« beantwortete Orlon ihre unausgesprochene Frage. »Das Lebensprinzip ist für den endlichen Geist unergründlich, wie auch die allessteuernde Kraft. Aber obwohl wir nichts von dem höchsten Ziel wissen, auf das es zuläuft, kann und wird jede Person, die für den Wechsel reif ist, sich über das Lebensprinzip hinwegsetzen, damit sein Fortschritt nicht behindert wird.«
In dem Riesenzimmer des Observatoriums, in dem die Terrestrier und ihre norlamimschen Gastgeber seit vielen Stunden diskutierten und Unterlagen studierten, erhob sich Seaton schließlich, hielt seiner Frau die Hand hin und sagte:
»Ihre
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