Skylark 2 - Die Skylark und die Schlacht um Osnome
Projektor hier im Innern der Sonne übertragen, wo sie in der richtigen Wellenform freigesetzt wird, um uns weiterzuziehen, wobei die vor uns liegende Masse als Anker verwendet wird. Wenn wir zurückkehren wollen, machen wir aus dem Zug einfach einen Druck. Ah! Wir stehen! Jetzt kommt der wichtigste Augenblick des ganzen Projekts!«
Sie waren zum Stillstand gekommen, und Seaton vermochte die Umrisse des Faidon, der sich nun direkt vor seinen Augen befand, nur noch schwach zu erkennen. Die Energiestruktur des sekundären Projektors drehte sich langsam um, bis sie mit dem vorderen Teil wie ein Schraubstock den Faidon hielt. Rovol legte einen Hebel um, und im Labor rasteten vier gewaltige Plungerschalter ein. Eine Scheibe aus reiner Energie, die sogar in der unbeschreiblichen Grelle des Sonnenkerns blendend strahlte, trennte den Faidon säuberlich in zwei Hälften, und zehn riesige Strahlen, fünf an jeder Hälfte des Juwels, formten mit schnellen Bewegungen die beiden Teile einer geometrisch perfekten Hohllinse. Die beiden Teile wurden dann von den zusammenrückenden Backen des mächtigen Schraubstocks wieder vereint, wobei die Kanten genau übereinander saßen. Sofort verwandelten sich die Energiescheibe und die Energiestrahlen in zwei entgegengerichtete Energieröhren – schillernde Stränge, deren sich berührende Kanten mit den fast unsichtbaren Nähten zwischen den beiden Linsenhälften übereinstimmten.
Wie eine unvorstellbar energiereiche Schweißflamme trafen diese beiden unermeßlichen und unwiderstehlichen Kräfte in entgegengesetzten Richtungen aufeinander – einer Begegnung von solcher Macht, daß es überall in der gewaltigen Masse des violettweißen Sterns zu seismischen Störungen kam. Sonnenflecke von bisher nie erlebter Größe erschienen, Protuberanzen stiegen auf und erreichten Höhen, die hundertfach über den normalen Werten lagen – und die beiden Wissenschaftler, die im tiefsten Kern der Sonne steckten, merkten nichts von diesen Ereignissen an der Oberfläche.
Seaton spürte, daß sein Luftvorrat sich erhitzte. Plötzlich wurde es eiskalt, und in dem Bewußtsein, daß Orlon die Kühlsysteme eingeschaltet hatte, wandte sich Seaton von dem faszinierenden Schweißvorgang ab, um sich hastig im Labor umzusehen. Dabei erkannte er, wie umsichtig Rovol vorgesorgt hatte, als er neue Ableitungskontakte, Erdpole und ein umfassendes Kühlsystem schuf.
Durch die praktisch lichtundurchlässige Brille sah er, daß das Labor eine einzige flammende Lichthölle war. Nicht nur von den Ableitungskontakten, sondern auch von jedem Metallvorsprung strömte die Überschußenergie der abschmelzenden Kupferschiene zu den flammenden blauweißen Bodenkontakten – und die Luft des Raums nahm den perlmuttartigen Schimmer der Ionisation an, obwohl sie durch die großen Ventilatoren ständig erneuert wurde.
Aber die Berechnungen des alten Physikers stimmten. Als die Linse fertig war, blieben von dem Kupfer noch einige hundert Pfund übrig, und das kostbare Faidonprodukt folgte dem sekundären Projektor auf dem Rückweg in das Grüne System. Rovol stand auf, legte seinen Schutzanzug ab und bedeutete Seaton, es ihm nachzutun.
»Ich bin restlos begeistert!« rief Seaton und wand sich aus seinem Schutzpanzer. »Mir ist, als hätte man mich durch ein Knopfloch gezogen! Wie groß ist die Linse denn geworden? Es sah aus, als könnte sie ein paar Liter fassen, vielleicht drei.«
»Der Inhalt beträgt fast genau drei Liter.«
»Hmm. Siebeneinhalb Millionen Kilogramm – sagen wir achtzigtausend Tonnen. Das ist ganz schön viel Masse in einem kleinen Behälter. Da sich das Ding in dem Faidon befindet, hat sie natürlich kein Gewicht, aber die Trägheit ist wirksam ... deshalb dauert es auch so lange, bis Sie das Ding hier haben?«
»Ja. Der Projektor wird unser Prunkstück ganz selbständig ins Laboratorium holen. Unsere Arbeitsperiode ist ohnehin fast zu Ende, und morgen finden wir die Linse hier vor, wenn wir unsere Arbeit fortsetzen.«
»Wie steht es mit der Abkühlung? Das Ding muß etwa vierzig bis fünfzig Millionen Grad Celsius heiß gewesen sein, als Sie mit der Arbeit begannen – und als Sie fertig waren, war's bestimmt noch viel heißer.«
»Sie haben wieder etwas vergessen, mein Sohn. Denken Sie daran, daß die heiße, dichte Materie völlig umhüllt ist von einem Material, das keine Strahlen durchläßt, die länger sind als die der fünften Ordnung. Sie könnten jetzt die Hand darauf legen, ohne Kälte oder
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