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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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und hoffe, dass er den Gegenstand emotional aufgeladen hat. Ich möchte ungern noch einmal in sein Zimmer gehen, um etwas anderes zu besorgen.
    Schüler drängen an mir vorbei zum Ausgang. Sie reden aufgeregt durcheinander, freuen sich auf das vorzeitige Wochenende. Ich kämpfe mich zum Spind meiner Schwester durch. Ein gut gezielter Schlag lässt es aufspringen.
    Ich keuche auf.
    Der ganze Inhalt liegt auf dem Boden – Schulbücher, Sportkleidung, die Fotos von ihr, Sophie und Amber, die an der Tür geklebt haben. Alles liegt in einem Haufen auf dem Boden des Spindes.
    Ich knie mich hin und hebe ein zerrissenes Foto auf. Das halbe Gesicht meiner Schwester, als Katze geschminkt, lächelnd. Es ist das Bild vom Jahrmarkt im letzten Sommer.
    Ich lasse es fallen, aber es haftet an meinen Fingern. Es ist mit einer klebrigen, roten Masse bedeckt. Als ich begreife, was es ist, wird mir übel, und ich schlage die Hände vor den Mund.
    Der Boden von Matties Spind ist mit Blut bedeckt.
    Ich reiße den Mund auf und schreie.
    »Was ist los? Vee?« Starke Hände umfassen meine Schultern. Ich drehe mich um, erkenne Zane und vergrabe den Kopf an seiner Brust.
     
    Wir sitzen in Zanes Auto und warten, dass sich der Parkplatz leert. Er kreist mit der Fingerspitze über meinen Rücken, während ich hoffe, dass mein Vater sich meldet.
    »Geh schon ran, geh ran, geh ran.«
    »Hallo?«
    »Dad, ich wollte Matties Bücher holen, habe aber den Zahlencode vergessen. Könntest du sie mal danach fragen?« Ich will meinem Vater nicht sagen, dass der Boden des Spindes mit roter Farbe verschmiert war. Erst muss ich herausfinden, was es bedeutet. Er soll mir einfach nur bestätigen, dass es Mattie gutgeht. Ich höre ihn umhergehen und bete, dass meine Schwester sicher in ihrem Bett liegt. Ich höre gedämpfte Stimmen und seufze erleichtert. Falls das Durcheinander in ihrem Spind eine Warnung sein soll, hat der Mörder noch nicht zugeschlagen.
    » 19 , 34 , 86 «, sagt mein Vater. »Und noch mal vielen Dank.«
    »Kein Problem«, sage ich und betrachte den Bücherstapel vor meinen Füßen. Ich habe sie so gut wie möglich gereinigt, aber sie sehen immer noch schlimm aus. Wie ich das erkläre, muss ich mir auch noch überlegen. »Ich bin gleich zu Hause.«
    Ich hänge ein und starre auf das Handy.
    »Wann hört das nur auf?«
    »Wann hört was auf?«, fragt Zane.
    »Dieser Irrsinn. Wann hört er auf? Sophie ist tot. Amber ist tot. Und jetzt hat jemand meine Schwester im Visier.« Mir fällt ein, dass Scotch nur wenige Minuten vor mir im Flur war. Was hatte er während der Versammlung dort zu suchen?
    »Meinst du wirklich, jemand will Mattie etwas tun?«
    »Warum sonst sollte jemand das mit ihrem Spind veranstalten? Das ist ein ganz schön übler Streich, wo gerade ihre beiden Freundinnen gestorben sind. Mein Gott, es sah wirklich wie Blut aus.« Ich erinnere mich an Sophies weiße Bettwäsche, die dunkelrot und verklebt war, genau wie Matties Spind. Meine Hände zittern noch immer.
    »Ich mache mir solche Sorgen um Mattie. Sie wird depressiv. Ihre besten Freundinnen sind tot. Wenn sie nun … wenn sie nun auch …?«
    Zane legt den Finger an meine Lippen. »Alles wird gut. Wir bleiben dieses Wochenende bei ihr. Wir können uns Filme ansehen. Und sorgen dafür, dass sie nicht das Haus verlässt.«
    Er hat recht
, denke ich.
Ich werde sie beschützen, indem ich der Sache auf den Grund gehe. Ich finde heraus, wie ich nach Belieben wandern kann. Der Mörder muss für alles bezahlen.
    »Vee?«
    »Ja?« Ich denke an alles Mögliche – ans Wandern und Mörder und Blut. Doch als er mich küsst, werde ich ganz aufmerksam.
    »Ich glaube, ich habe mich in dich verliebt«, flüstert er.
    Aus irgendeinem Grund funktioniert mein Mund nicht; ich bringe die Worte, die in mein Herz geritzt sind, nicht über die Lippen. Statt etwas zu sagen umarme ich ihn ganz fest.

20. Kapitel
    I ch setze mich auf mein Bett, halte die Hand vor den Mund und unterdrücke ein Gähnen. Es ist fast neun Stunden her, dass ich zuletzt Koffein genommen habe – als ich zur Schule gegangen bin. Ohne Koffein geht es mir nicht gut. Kopfschmerzen, schlechte Laune, Übelkeit.
    Wenn ich herausfinden kann, was mit Sophie und Amber geschehen ist,
bevor
der Mörder wieder zuschlägt
,
hat es sich gelohnt,
denke ich, während ich mir die Schläfen reibe.
    Als sich meine Augenlider wie Bleigewichte anfühlen, ist die Zeit gekommen. Ich nehme Scotchs Handschuh in meine bloße Hand und reibe

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