Smokeheads: Vier Freunde. Jede Menge Whisky. Ein höllisches Wochenende. Roman (German Edition)
der Gedanke an das Haus sie anspornte, kamen sie nur langsam vorwärts. Das Gelände war uneben, große Felsstücke und Abhänge mit lockerem Geröll machten es schwierig, eine Route zu finden, und zwangen zu zeitraubenden Umwegen. Sie bewegten sich in weiten Schleifen, kletterten auf und um Felsen herum, mussten eiskalten Meerwassertümpeln und verfallenen steinernen Bögen ausweichen, bevor sie überhaupt ein bisschen Strecke hinter sich gebracht hatten.
Als sie sich vom Meer entfernten und den Strand hinaufstiegen, fanden sie etwas, was einem Pfad ähnelte, eine Aussparung zwischen den Felsplatten unter ihren Füßen, und es ging schneller voran. Inzwischen war es dunkel, und immer wieder kamen sie im Schnee vom Weg ab, stolperten über Steine, traten in Löcher, und als ihre Finger und Zehen vor Kälte zu stechen begannen, gerieten sie allmählich in Panik. Adam machte sich über Erfrierungen Gedanken: Wie wusste man, wenn es soweit war? Er hatte noch Gefühl in den Gliedmaßen, aber sein ganzer Körper wurde wiederholt von Schüttelfrost gebeutelt, als stärkerer Schneefall einsetzte. Er schaute voraus, aber alles, was er erkennen konnte, war die finstere Wand der Klippe, die sich als Silhouette vage vom stahlgrauen Himmel abhob.
Dann sah er ein Licht, das wieder verschwand, nachdem es einen Augenblick lang die Umrisse eines Bauernhauses in die tintenschwarze Nacht geworfen hatte. Aber es reichte aus, um sich zu orientieren. Sie waren schon ganz nah, es waren höchstens noch ein paar hundert Meter, und sie liefen weiter, Molly und Adam vorneweg und Luke, der Roddy half, direkt hinter ihnen.
Der Pfad verflachte, und plötzlich hörte Adam über dem Meeresrauschen noch etwas anderes: das beharrliche, rhythmische Tuckern eines Generators. Er hatte mit Molly das Haus nun fast erreicht und sah einen Lichtspalt unter dem Tor. Beim Näherkommen stellte Adam fest, dass es eher eine Scheune als ein Bauernhaus war, fensterlos, aber mit einem großen Tor an der ihnen zugewandten Seite. Adam stieg ein leiser, vertrauter Geruch in die Nase, als sie das Tor erreichten und es aufstießen.
»Hallo? Ist da jemand? Wir brauchen Hilfe.«
Adam und Molly traten in die Scheune.
Der Raum wurde von zwei großen Brennblasen aus verbeultem, verfärbtem Kupfer eingenommen, die über wackelige Rohrleitungen mit einem rostenden Still Safe verbunden waren. In einer Ecke der Scheune standen eine schmierige Mash Tun und eine große stählerne Washback, in einer anderen Dutzende von Fässern unterschiedlicher Größen und Holzfarben, Butts und Hogsheads.
»Verdammte Scheiße«, entfuhr es Molly.
»Ist das hier das, wofür ich es halte?«, flüsterte Roddy.
»Ganz genau«, sagte Adam und sah sich um. »Eine Schwarzbrennerei.«
»Was ist hier los, verdammt?«
Die Stimme hinter ihnen ließ sie herumfahren.
Im offenen Tor stand Joe mit teilnahmslosem Gesichtsausdruck in seiner Polizeiuniform; in seiner Armbeuge ruhte eine Flinte. Hinter ihm stand sein Cousin Grant und klopfte einen Gummiknüppel mit seitlichem Griff lässig an sein Bein.
20
Molly war die Erste, die aus der Erstarrung erwachte. Mit ausgestreckten Armen ging sie auf ihn zu.
»Joe, Gott sei Dank«, sagte sie. »Wir hatten einen Unfall.«
»Unfall?«
»Wir sind mit unserem Auto ein paar Meilen weiter oben an der Küste über eine Klippe gestürzt.«
»Und ihr seid den ganzen Weg bis hierher gelaufen?«
Molly nickte.
Joe drehte sich langsam von Molly weg und wandte sich den anderen zu.
»Was ist mit dir passiert?«, fragte er Roddy und deutete auf dessen Schulter.
Im Licht der Leuchtstoffröhren wirkte Roddys Gesicht fahl. »Ein Stück von dem Scheißauto steckt hier drin.«
»Derselbe Audi, in dem ich euch gestoppt habe?«
»Genau.«
» Vorsprung durch Technik , was?«
»Hören Sie bloß auf damit.«
Joe schaute sich um. »Hattet ihr nicht noch einen Kumpel?«
Alle schlugen die Augen nieder.
»Ethan«, sagte Adam schließlich. »Er kam bei dem Unfall ums Leben.«
»Demnach liegt also ein Auto mit Totalschaden und die Leiche eures Kumpels irgendwo an der Küste am Fuß einer Klippe?«
»Du sagst es«, sagte Molly.
»In welcher Richtung?«
Molly sah verwirrt und nervös aus. »Richtung Osten, aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wir müssen unbedingt ins Krankenhaus nach Bowmore. Roddys Schulter muss dringend behandelt werden, und wir anderen sind wahrscheinlich stark unterkühlt.«
»Ich will mir nur ein Gesamtbild machen«, sagte Joe. »Was hattet ihr
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