SMS aus dem Grab
Boden und bestaunten die Halle. Der säuerliche Geruch von Schweißfüßen zog in die Nase; die Kinder einer Schulklasse mit Turnschuhen in den Händen mussten dafür verantwortlich sein. Plötzlich erschallten Rufe und Justus drehte sich um. Sie galten ihnen. Ein paar Männer zeigten mit dem Finger auf ihn. Ein Mann befahl etwas und seine Begleiter setzten sich in Bewegung.
»Los!«, rief Justus.
Plötzlich kamen sie von allen Seiten.
Erstaunlich gewandt umkurvte Justus ein paar der Männer, entwischte ihren schnellen Griffen, fluchte, was das Zeug hielt, und Peter und Bob folgten ihm auf den Fersen.
»Was wollen die?«, brüllte Peter Justus zu.
»Wir zollen dem heiligen Ort keinen Respekt, weil wir Schuhe tragen!«, schrie Justus und schlug sich durch die unzähligen Hände, die ihn fassen wollten. »Ich hoffe, sie verzeihen uns. Es ist doch ein Notfall!« Er kämpfte sich weiter durch die schnell anwachsende Menge, bis es einfach nicht mehr ging. Hände packten ihn und kurz darauf auch Bob und Peter, die sich dicht an Justus gehalten hatten. Ein unglaubliches Stimmengewirr ging auf sie nieder. Sie waren umringt von bestimmt dreißig, vierzig Männern und Jungen, die wütend auf sie einschimpften. Ein paar englische Sprachbrocken waren darunter und die drei ??? verstanden so etwas wie ›verdammte Amerikaner‹. Die Leute schoben sie vorwärts. Die drei ??? ließen es mit sich geschehen. Zufrieden bemerkte Justus, wie ihre zwei Verfolger vergeblich versuchten, sich durch die Menge zu zwängen. Inmitten der aufgebrachten Gläubigen hatten sie einfach keine Chance. Die drei ??? wurden in Richtung eines zweiten Ausgangs gedrängt und unter lauten Beschimpfungen unsanft hinausgestoßen.
Sofort rannten sie weiter. Die Aktion hatte ihnen einige Meter Vorsprung gebracht. Die beiden Verfolger tauchten auf – sie waren auf Strümpfen, doch dadurch hatten sie nicht die Geschwindigkeit wie vorher in ihren Sportschuhen, die sie noch in den Händen hielten.
Bob rannte vorneweg und fand zum Glück den Weg zum Ausgang der Zitadelle. Die drei ??? drängelten sich durch die Touristen im Eingangsbereich und hetzten die lange Zufahrt zur Straße hinunter. Weit hinten stand Alaa Edine neben seinem Auto und wartete auf sie. Wenige Meter weiter parkte der graue Lieferwagen von Frank Dalbello.
Als Alaa Edine die drei ??? bemerkte, riss er die Tür auf.
»Und wenn Alaa Edine doch mit den Typen zusammenarbeitet?«, brachte Bob zwischen mehreren Atemstößen hervor. »Wie sind wir eigentlich an ihn geraten?«
»Er hat sich uns angeboten«, sagte Peter, der – durchtrainiert wie er war – noch am gleichmäßigsten atmete.
»Egal!«, keuchte Justus, »Wir können es uns jetzt sowieso nicht aussuchen!«
Sie erreichten ihr Ziel und schmissen sich auf die Rückband des alten Peugeot. Alaa Edine setzte sich hinter das Steuer und zeigte auf die beiden Verfolger, die inzwischen die Zufahrt herunterrannten: »Ihr habt Problem, Americans?«
»Fragen Sie nicht und fahren Sie los!«, befahl Justus.
Alaa Edine ließ den Motor an, startete aber noch nicht. »Wohin?«
Die Verfolger kamen immer näher.
»Egal wohin, fahren Sie bloß los!«
Alaa Edine drehte sich herum und runzelte die Stirn. In dem Moment, als der Amerikaner das Taxi erreicht hatte und die hintere Tür aufreißen wollte, gab Alaa Edine Gas. Erleichtert beobachteten Peter und Bob durch das Rückfenster, wie die beiden Männer fluchend zu ihrem Auto weiterliefen.
Alaa wechselte auf die mittlere Fahrspur. »Wohin, Americans?«
»Wir müssen zum Khan el-Khalili-Basar, aber fahren Sie vorläufig kreuz und quer durch die Stadt. Wir müssen unsere Verfolger abhängen!«, brachte Justus keuchend hervor.
Das war keine übertriebene Vorsicht. Denn wie Peter und Bob bemerkten, waren die beiden Männer inzwischen in den Lieferwagen gesprungen und hatten die Verfolgung des Taxis aufgenommen.
Alaa Edine raste kurze Zeit die Hauptstraße entlang, dann bog er mit quietschenden Reifen in eine Seitengasse ein. Obststände säumten den Straßenrand und viele Einwohner waren am Einkaufen. Hier gab es keine Touristen mehr. Hupend bahnte sich Alaa Edine den Weg, doch die Verfolger, die freie Fahrt hatten, kamen näher und näher.
»Schneller!«, rief Justus.
Sie erreichten wieder eine der Hauptstraßen und Justus stockte der Atem. Stau.
Alaa Edine erwischte die nächstbeste Lücke und musste stoppen. Ein paar Autos schoben sich zwischen sie und ihre Verfolger. Vorne ging gar nichts
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