Snapshot
Services Authority und im Übrigen als persönlichen Affront werten müsste!«
Shirley ließ ihn reden. Beim Anblick der vor Aufregung bebenden Wampe und der schmerzvoll verzogenen Lippen, die unter dem grau melierten Bart kaum zu erkennen waren, musste er sich ein Lächeln verkneifen. » Trotzdem…«, fing er an, doch der alte Streber war noch nicht fertig.
» Hier geht es ums Prinzip, Superintendent, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie vorhaben, sämtliche Vereinbarungen zwischen unseren Behörden mutwillig zu missachten. Selbstverständlich ist mir bewusst, dass Mr. Winter weder Polizeibeamter noch Mitglied der SPSA ist– also weder Fisch noch Fleisch–, doch gerade deshalb bin ich gezwungen, entschieden Einspruch zu erheben. Mr. Winter hat sich schon des Öfteren als Störenfried erwiesen, dessen Benehmen unserer sensiblen Aufgabe in keinster Weise angemessen ist. In meiner Abteilung würde ich ein solches Verhalten niemals dulden, weshalb…«
Doch auf das Weshalb hatte Temple keine Lust. » Campbell. In einem Fall, der zwangsläufig hohe Wellen schlagen wird, muss ich die Vorteile professioneller Tatortfotografie berücksichtigen. Besonders im Hinblick auf die Geschworenen, die es später einmal zu überzeugen gilt.«
Wären menschliche Wesen in der Lage, wortwörtlich in die Luft zu gehen, hätten Shirley, Williamson und Addison spätestens jetzt unter dem Schreibtisch Deckung suchen müssen. » Wie habe ich das zu verstehen?«, keifte der hochrote Baxter. » Wollen Sie damit nahelegen, dass meine Abteilung nicht imstande ist, tadellose Tatortfotografien abzuliefern? Dazu sind wir sehr wohl imstande, das kann ich Ihnen versichern! Der sogenannten Kunst der Tatortfotografie wird ohnehin viel zu viel Bedeutung beigemessen. Aber glauben Sie mir, jeder der von mir geschulten Mitarbeiter weiß, wie man einwandfreie Fotografien erstellt.«
Am liebsten wäre Addison aufgestanden, um Baxter die Fresse zu polieren und ihm seine unerträgliche Arroganz wenigstens ansatzweise auszutreiben. Doch er riss sich zusammen und schenkte dem Forensiker das schönste, sarkastischste Lächeln, das er zustande brachte. Und er hatte allen Grund dazu, denn er wusste, was Two Soups nicht wissen konnte: dass Shirley sich längst entschieden hatte.
» Mr. Baxter«, begann Shirley unter Betonung des fehlenden Dienstgrads, um ihm den Rangunterschied deutlich vor Augen zu führen. » Als ich mich erkundigt habe, ob Sie etwas dagegen einzuwenden hätten, dass Mr. Winter im Rahmen des Scharfschützenfalls eingesetzt wird, wollte ich Ihnen eigentlich vermitteln, dass sein Einsatz bereits beschlossene Sache ist. Ich habe der Höflichkeit halber um Ihre Zustimmung gebeten, da ich davon ausgegangen bin, dass Sie ein Gespür für den feinen Unterschied zwischen einer Frage und einer Geste besitzen. Offenbar habe ich mich getäuscht.«
Baxter öffnete den Mund. Und schloss ihn wieder. Öffnete ihn noch einmal und schloss ihn noch einmal. Er ähnelte einem aufgeblasenen und ziemlich dummen Fisch.
Gleichzeitig wusste Addison nicht, ob er Baxter auslachen oder Shirley abknutschen sollte. Wahrscheinlich war weder das eine noch das andere angebracht, zumindest nicht in Baxters Gegenwart.
Der Forensiker warf sich in eine Pose, mit der er wohl eine Art moralische Überlegenheit demonstrieren wollte, murmelte eine knappe Abschiedsfloskel und machte sich mit einem letzten Rest Selbstachtung davon.
Beinahe ungläubig sah Shirley zu, wie die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. » Der Typ geht mir so was von auf den Sack. Ich hoffe, dieser Winter ist sich im Klaren darüber, was ihn erwartet. Baxter wird ihm jede einzelne Sekunde zur Hölle machen, die er an dem Fall arbeitet, und danach wird er bestimmt nicht damit aufhören. Also bitte, Derek, passen Sie ein bisschen auf, dass Winter sich nicht noch einen Aussetzer leistet, und vor allem: Halten Sie mir diesen fetten Forensiker vom Leib.«
» Kein Problem, Sir.«
» Selbst wenn es ein Problem wäre, Derek. Verstanden? Und jetzt schwingen Sie bitte Ihren Arsch hier raus, in zwei Minuten ist Lagebesprechung. Ach ja, rufen Sie Winter an, der soll auch kommen. Dann sieht er gleich, was Sie ihm eingebrockt haben.«
Die Lagebesprechung war in einem der größeren Besprechungszimmer in der Stewart Street angesetzt worden, der etwas abseits lag, damit nicht ständig irgendwelche x-beliebigen Cops draußen durch den Flur schlichen. Als Shirley die Doppeltür aufstieß und dicht
Weitere Kostenlose Bücher