Snobs: Roman (German Edition)
schlammige Angelegenheit sein.« Es war wohl ein gesellschaftliches Ereignis, wenn auch nicht im gleichen Stil wie die Hochzeit der Broughtons, und wer einmal eine wichtige Rolle bei einer großen Hochzeit gespielt hat, geschweige denn bei einer Londoner Hochzeit mit allen ihren Begleiterscheinungen, wird leicht begreifen, dass ich in den Monaten davor sehr wenig Zeit hatte, um mir über Edith und ihr Techtelmechtel Sorgen zu machen. Ich hatte die Uckfields und die Broughtons eingeladen, die zur Freude meiner Schwiegermutter alle vier zusagten. Das empfand ich im Chaos meiner Hochzeitsvorbereitungen als tröstlich, denn es bedeutete wohl, dass der Sturm vorübergezogen und die Dummheiten einer Herbstnacht vergessen waren. Dann bekam ich etwa zwei Wochen vor meiner Hochzeit einen Anruf von Edith.
»Hast du Simon eingeladen?«, fragte sie.
Ich fasste dies sofort so auf, dass sie Angst vor einer peinlichen Begegnung hätte, und konnte sie beruhigen. »Nein. Du hast nichts
zu befürchten.« Ich lachte wohlwollend, damit der unschöne Abend bald zu einer Anekdote würde, über die wir uns gemeinsam amüsieren konnten.
»Könntest du es noch tun?«, fragte sie.
Das Lächeln verging mir, der Strohhalm glitt mir aus den Händen. »Nein, kann ich nicht«, sagte ich knapp.
»Warum nicht?«
»Das weißt du sehr gut.«
Am anderen Ende der Leitung gab es eine Pause. »Kann ich dich um einen Gefallen bitten?« Ich antwortete nicht darauf, weil ich mich vor der Frage fürchtete. Mir blieb nichts erspart. »Könnten wir vielleicht deine Wohnung haben, solange du weg bist?«
»Nein.«
Ediths Stimme war kalt und entschlossen. »Nein. Nun, dann tut es mir Leid, dass ich dich belästigt habe.«
»Edith«, sagte ich beschwörend. So etwas bricht immer über einen herein, wenn man gerade völlig von einem anderen Großereignis in Anspruch genommen wird. In der Nacht vor einer entscheidenden Prüfung passiert es unweigerlich, dass die Eltern eines Freundes sterben oder verhaftet werden. »Natürlich kannst du Simon hier nicht treffen. Wie könnte ich Charles so etwas antun? Oder Simons armer Frau? Komm doch zur Besinnung, Edith. Bitte. Ich flehe dich an.«
Doch sie ließ sich nicht versöhnlich stimmen. Mit ein paar oberflächlichen Floskeln entzog sie sich mir und legte auf.
Ich erzählte Adela von diesem Anruf, und sie zeigte sich nicht überrascht. »Er glaubt, sie kann ihm weiterhelfen. Ihm Türen öffnen. Er will nach oben, dieser Typ.«
»Ich weiß nicht, ob er daran überhaupt interessiert ist.«
»Und ob. Er will mit den Großen am Tisch sitzen. Du wirst schon sehen.«
»Na, ich weiß nicht, wie ihm gerade Edith dabei behilflich sein könnte.«
Adela lächelte, ein wenig kühl, wie mir schien. »Sie kann es nicht. Sie kann von Glück reden, wenn sie nach dem Ende der ganzen Geschichte
noch einen Tisch im St. James’s Club bekommt. Die dumme Gans.«
Als wir nach der Trauung unsere Gäste an der Saaltür empfingen, war es Adela, die mich anstupste, als der Lakai mit tönender Stimme verkündete: »Der Marquess und die Marchioness von Uckfield und der Earl Broughton«, wobei er sich die Worte wie Pralinés andächtig auf der Zunge zergehen ließ. Die drei traten ein.
»Wo ist Edith?«, fragte ich.
Charles zuckte schwach mit den Schultern und wir ließen es dabei bewenden. Ehrlich gesagt war ich ziemlich gerührt, dass die Uckfields überhaupt gekommen waren. Ihresgleichen pflegen Freundschaften gern zu ihren Bedingungen, aber ungern, wenn andere etwas von ihnen wollen. Lord Uckfield sah wohl nicht unbedingt ein, warum er gezwungen wurde, sich in Schale zu werfen und einen schönen Nachmittag zu opfern, an dem er zu einem Rennen hätte gehen können. Doch ich glaube, dass Lady Uckfield mich inzwischen mochte – und vielleicht auch mit Ediths einzigem Freund aus alten Zeiten, den sie mit in ihr neues Leben hinübergenommen hatte, einen Brückenkopf errichten wollte. Sie gingen zum Empfangssaal durch, und wir wandten uns wieder der endlosen Reihe alter Nannys und ländlicher Verwandten zu.
Es ist nicht möglich, auf seiner eigenen Hochzeit mit jemandem ein ernsthaftes Gespräch zu führen – ganz sicher nicht bei einer eleganten Hochzeit, wo gar nicht an etwas so Bürgerliches oder Vernünftiges zu denken ist, wie sich mit seinen Gästen zum Essen hinzusetzen. Die Braut und der Bräutigam werden herumgereicht wie eines der zahllosen Häppchentabletts, hier und da fallen ein paar Worte, die die lange, zu einer
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