Snow Crash
neunten Stock bringen. Zu dumm, daà Sie die Treppe benutzen müssen.«
»Hör zu«, sagt er total verärgert, »dies ist ETKAO. Das ist sozusagen das Hauptquartier. Die ETKAO-Zentrale. Kapiert?
Alles innerhalb einer Meile wird auf Video aufgezeichnet. Die Leute spucken in Sichtweite dieses Gebäudes nicht mal auf den Boden. Sie sagen nicht mal schlimme Wörter. Niemand wird dein Skateboard stehlen.«
»Das ist noch schlimmer. Sie werden es stehlen. Und dann werden sie behaupten, sie haben es nicht gestohlen, sondern beschlagnahmt. Ich kenne euch FBI-Typen, ihr beschlagnahmt immer irgendeine ScheiÃe.«
Der Typ seufzt. Dann verschwimmt sein Blick kurz, und er verstummt eine Weile. Y. T. weiÃ, daà er eine Nachricht über den kleinen Stöpsel im Ohr bekommt, das wahre Markenzeichen eines FBI-Mannes.
»Geh rein«, sagt er. »Aber du muÃt unterschreiben.«
»Klar«, sagt Y. T.
Der Cop gibt ihr das Zutrittsformular, bei dem es sich tatsächlich um ein Notebook mit elektronischem Schreiber handelt. Sie schreibt »Y. T.« auf den Bildschirm, was in eine digitale Bitmap konvertiert, mit der Uhrzeit versehen und zum Hauptcomputer der FBI-Zentrale übermittelt wird. Sie weiÃ, sie würde nie durch den Metalldetektor kommen, ohne sich nackt ausziehen zu müssen, daher springt sie einfach über den Schreibtisch des Typs â was kann er schon machen, sie erschieÃen? â und betritt mit unter den Arm geklemmtem Skateboard das Gebäude.
»He!« sagt er kläglich.
»Was denn, habt ihr viele ETKAO-Agenten hier, die von Kurierinnen ausgeraubt und vergewaltigt werden?« sagt sie und haut wütend auf den Fahrstuhlknopf.
Der Fahrstuhl braucht eine Ewigkeit. Sie verliert die Geduld und geht einfach die Treppe hoch wie alle anderen.
Der Typ hat recht, hier oben im neunten Stock ist eindeutig die CopZentrale. Jeder unheimliche Typ mit Sonnenbrille und Pomade im Haar, den man je gesehen hat, ist hier, alle mit fleischfarbenen dünnen Kabeln, die von einem Ohr runterbaumeln. Sogar ein paar weibliche FBI-Beamte. Die sehen noch furchteinflöÃender aus als die Macker. Was eine Frau alles mit ihrem Haar anstellen kann, nur um wie ein Profi auszusehen â Herrgott!
Warum tragen sie nicht einfach Motorradhelme? Die könnte man wenigstens abnehmen.
Aber keiner der FBI-Beamten, männlich oder weiblich, trägt eine Sonnenbrille. Ohne sehen sie nackt aus. Könnten genausogut ohne Hosen herumlaufen. Diese Typen ohne ihre Spiegelbrillen zu sehen ist, als würde man in die Umkleidekabine der Jungs hineinplatzen.
Sie findet Zimmer 968A mühelos. Die Etage besteht weitgehend aus einer groÃen Anzahl von Schreibtischen. Die echten, numerierten Zimmer liegen an den AuÃenwänden und haben Ornamentglastüren. Jeder der abgefahrenen Typen scheint einen eigenen Schreibtisch zu haben, einige hängen bei ihren Schreibtischen herum, der Rest übt sich in Hallenjogging oder veranstaltet Stegreifkonferenzen an den Schreibtischen von anderen abgefahrenen Typen. Ihre weiÃen Hemden sind so sauber, daà es fast wehtut. Nicht so viele Schulterhalfter wie sie erwartet hätte; alle bewaffneten FBI-Beamten sind wahrscheinlich im ehemaligen Alabama oder Chicago unterwegs und versuchen, Bruchstücke des Territoriums der Vereinigten Staaten von einem heutigen Buy ânâ Fly oder einer Giftmülldeponie zurückzuerobern.
Sie betritt Zimmer 968A. Ein Büro. Vier FBI-Macker warten darin, wie die anderen, nur sind die hier einen Schlag älter, um die Vierzig oder Fünfzig.
»Habâ eine Zustellung für dieses Zimmer«, sagt Y. T.
»Bist du Y. T.?« sagt der Obermacker, der hinter dem Schreibtisch sitzt.
»Sie dürften meinen Namen nicht kennen«, sagt Y. T. »Woher wissen Sie meinen Namen?«
»Ich habe dich erkannt«, sagt der Obermacker. »Ich kenne deine Mutter.«
Y. T. glaubt ihm nicht. Aber diese Typen haben Mittel und Wege, so was herauszufinden.
»Haben Sie Verwandte in Afghanistan?« sagt sie.
Die Typen sehen einander reihum an, etwa: Habt ihre diese Tussi verstanden? Aber es ist ein Satz, der eigentlich nicht zu verstehen
ist. Y. T. hat alle mögliche Stimmidentifikationsausrüstung in ihrem Overall und in ihrer Planke versteckt. Wenn sie sagt: »Haben Sie Verwandte in Afghanistan?« ist das wie ein Codewort, es sagt ihrer ganzen Ausrüstung, daà sie sich
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