Snowbound - Atemloses Verlangen
berühmt für sein Talent, die Rolle des empörten Opfers einzunehmen, obwohl in Wirklichkeit
er
derjenige gewesen war, der Mist gebaut hatte.
»Es tut mir unendlich leid, dass du so viel Scherereien hattest, ein möglichst weit entfernt liegendes Zimmer aufzutreiben, damit ich nicht mitbekomme, dass du hier bist. Aber weißt du was, ich bin ganz froh, dass wir uns begegnet sind. Jetzt weiß ich endlich, was für eine Schlange du in Wahrheit bist.«
Sie drehte sich zu der schlanken Blondine um, die gereizt die Stirn runzelte, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie sich unbehaglich fühlte sollte oder das Ganze schlicht lästig fand. »Ich wünsche Ihnen viel Glück. Da haben Sie einen tollen Fang gemacht. Wir können dann irgendwann mal Erfahrungen austauschen.«
Damon betastete sein Hemd, wahrscheinlich auf der Suche nach einem Päckchen Zigaretten. »Sei vorsichtig, Süße. Sonst bist du hinterher auch noch deinen Job los.«
Der Fahrstuhl hatte ihr Stockwerk erreicht, und sie verließ ihn mit einem bitterem Lachen. »Das wagst du nicht.«
Seine Hand krachte auf den Türrahmen, sodass die Türen sich nicht schließen konnten. »Leg’s nicht darauf an.«
Diesen Triumph würde sie ihm nicht gönnen. Er hatte sich immer über ihren Mangel an Spontaneität beklagt, und jetzt würde sie ihm zeigen, wozu sie in der Lage war. »Fahr zur Hölle. Ich kündige.«
Ohne glauben zu können, was sie da gerade gesagt hatte, ging sie den Flur hinunter. Er bat die Unbekannte, mit dem Fahrstuhl auf ihn zu warten, dann hörte sie seine schweren Schritte auf dem Teppich hinter sich.
»Robyn, warte.« Als sie unbeirrt weiterging, packte er sie am Ellbogen und zwang sie, stehen zu bleiben. »Komm schon. Tu das nicht. Ich hab’s nicht so gemeint.«
Kopfschüttelnd befreite sie ihren Ellbogen aus seinem Griff. »Ich kann nicht mehr mit dir zusammenarbeiten. Das tut uns beiden nicht gut. Und das weißt du auch. Es war nur eine Frage der Zeit.«
Er wusste es. Sie sah es in seinen Augen. Aber ihr entging auch nicht der verletzte Stolz, der sich in ihnen widerspiegelte, und die Angst, das Gesicht vor der anderen Frau zu verlieren, die zwar immer noch die Fahrstuhltüren offen hielt, aber auch ziemlich verärgert wirkte. Das Ganze war so typisch Damon.
»Bist du sicher, dass du das willst? Du wirst nie wieder einen Job bei der Mogul Mediengruppe bekommen.«
»Wie war das?« Sie hatte eine heftige Reaktion erwartet, aber nicht das.
»Ich bin der Hauptaktionär. Ich kann dafür sorgen.«
Sie streckte das Kinn vor. »Dann suche ich mir eben einen Job bei der Konkurrenz.«
»Du zweifelst daran, dass ich dafür sorgen kann, dass du beim Radio nie wieder einen Fuß auf die Erde bekommst? Mehr als ein paar Telefonate sind dafür nicht nötig.«
Das verzweifelte Glitzern in seinen Augen sagte mehr als tausend Worte. Hier ging es nicht darum, das Gesicht zu wahren. Er wollte wirklich nicht, dass sie kündigte. Aber warum?
Sie warf einen Blick auf die Frau im Fahrstuhl. Bei der langbeinigen Blondine mochte es sich um einen Seifenoper-Star oder eine Angehörige des europäischen Adels handeln – an einem Ort wie diesem war das eine so wahrscheinlich wie das andere –, und plötzlich begriff sie.
»Oh mein Gott«, ächzte sie. »Du willst, dass ich so lange bleibe, bis ich dir das Interview beim
Rolling Stone
verschafft habe.« Für jemanden, der nach Reichtum und Berühmtheit lechzte, es aber bislang nur in seiner Heimatstadt zu einem gewissen Bekanntheitsgrad gebracht hatte, war ein Interview in einer international beachteten Zeitschrift wahrscheinlich der einzige Weg, sich endlich wie ein richtiger Promi zu fühlen.
Entsetzt über diese plötzliche Erkenntnis, machte sie ein paar unsichere Schritte nach hinten. War sie für ihn nichts anderes gewesen als ein Mittel zum Zweck, ein Werkzeug, um seine Karriere voranzubringen? Eisige Kälte ergriff von ihr Besitz, als mit einem Mal jeder glückliche Moment ihrer Beziehung in Frage gestellt war. Hatte er sie die ganze Zeit nur benutzt, um seine Ziele zu erreichen? Nein, am Anfang war es sicher nicht so gewesen. Nicht, bis er den Job beim Fernsehsender bekommen hatte und sie erwähnt hatte, dass ein Freund von ihr, Brad Hardy, von einem bekannten Musikmagazin eingestellt worden war.
»Bitte, tu das nicht, Robyn. Brich nicht das Versprechen, das du mir gegeben hast.«
»So wie du, als du die Auktion abgesagt hast, obwohl du die ganze Zeit vorhattest, herzukommen?«, erwiderte
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