Snowbound - Atemloses Verlangen
nichts von beidem mehr tun konnte.«
»Joe war auch nicht besser. Er hat mir geholfen.«
Das war auch nötig gewesen. Denn auch wenn ihre jüngeren Brüder ihr mit vierzehn über den Kopf gewachsen waren, war sie auch bis weit nach der Highschool deutlich schwerer gewesen als die beiden.
»Wir freuen uns, dass du kommen konntest«, sagte ihr Vater mit so viel Enthusiasmus, dass niemand auf die Idee gekommen wäre, dass ihre Familie erst vor wenigen Wochen die Weihnachtsfeiertage bei ihr in Chicago verbracht hatte.
Greg riss einen Karton mit Hefe auf. »Wir waren uns nicht sicher, ob du Urlaub bekommen würdest.«
»Oh, kein Problem.« Inzwischen hatte sie mehr Freizeit, als sie gebrauchen konnte.
Während Robyn einen tiefen Atemzug von der duftenden Luft einsog, beobachtete sie, wie ein junger Bäcker einige dunkle, runde Brotlaibe aus dem alten deutschen Steinofen zog, den ihre Eltern per Schiff von Europa hergebracht hatten. Mithilfe des mit Holz befeuerten Ofens entstanden die köstlichsten knusprigen Hausmacherbrote, die sie jemals gegessen hatte.
»Na dann«, sagte ihre Mutter, »bereit, dir die Hände schmutzig zu machen?«
Mehr als bereit. Nichts entspannte sie mehr, als Teig zu kneten, deshalb waren ein paar Stunden, die sie bis zu den Ellbogen im Teig verbrachte, für sie gleichbedeutend mit dem Himmel.
Und es war der Himmel. Zwei Stunden später, nachdem sie mehrere verschiedene Teige bearbeitet, drei Linzer Torten vorbereitet und die Brotlaibe für Vollkornciabatta und Hefebrot mit Parmesan geformt hatte, war sie innerlich dazu bereit, sich von ihren Brüdern und ihren wohlmeinenden Späßen zu lösen und sich dem Abendessen mit Sean zu stellen.
Allerdings nicht sofort. Sie wollte ihm nicht mehlbestäubt und nach Dörrpflaumen riechend unter die Augen treten. Also kam es ihr denkbar ungelegen, dass er ausgerechnet in dem Augenblick in das
Hausfreunde
marschierte, als sie die Bäckerei gerade verlassen wollte.
»Hi.« Er hielt ihr die Tür auf, sodass sie auf den mit Streusalz vom Schnee befreiten Bürgersteig hinaustreten konnte, der sich über mehrere Blöcke an den schicken vornehmen Boutiquen und den Feinschmeckerlokalen entlangzog.
Die Straßen waren voll mit Menschen, die Einkaufstaschen und Getränke in Plastikbechern bei sich trugen. Wie immer wurde die Stadt von einer ganzjährigen Partyatmosphäre beherrscht, die während der Hochsaison, wenn die Touristen herbeiströmten, rund um die Uhr anhielt. Musik dröhnte aus den schicken Bars, die auf reiche und berühmte Kundschaft eingestellt waren und Reisende aus aller Welt anzogen.
Sean wartete, bis sich die Schwingtür geschlossen hatte, um ihr dann dort draußen in der frostigen Nachmittagsluft, während es um sie herum von besagten Touristen wimmelte, behutsam mit dem Finger über den Wangenknochen zu fahren, eine Bewegung, die die Schmetterlinge in ihrem Bauch zum Tanzen brachte. »Das Styling gefällt mir.«
Sie zuckte zusammen, als sie sah, dass seine Fingerspitze mit Mehl bestäubt war. »Das ist der neueste Schrei, weißt du. Naturkosmetik.«
Er lachte sein großartiges Lachen. »Was machst du hier?«
»Ich wollte gerade zurück zum Hotel fahren, um dich zu treffen.«
»In diesem Fall«, sagte er, »erlaube mir, dich zu deinem Wagen zu begleiten.«
Sie schüttelte den Kopf, da sie ihm möglichst schnell loswerden wollte, bevor er eine Nase voll von ihrem Geruch abbekam. »Das ist schon in Ordnung. Mein Leihwagen steht auf der anderen Straßenseite.«
»Lass mir doch das Vergnügen.«
Wenn er gewusst hätte, wie gern sie ihm nachgegeben hätte. »Du willst also unbedingt deine Pfadfinder-Fantasien mit mir ausleben?«
»Mir würden da schon noch ein paar andere Fantasien einfallen, die ich ebenfalls gern mit dir ausleben würde.«
Dieses Mal tanzten die Schmetterlinge nicht nur, sie liefen Amok. Mit einem Lächeln, das ihre Knie in Wackelpudding verwandelte, griff er nach ihrer Hand und führte sie über die Straße, die gerade vom Schneepflug freigeräumt worden war, zu ihrem Wagen mit Vierradantrieb. Sie kramte in ihrer Handtasche nach ihrem Schlüssel, aber er nahm ihn ihr aus der Hand und schloss die Fahrertür für sie auf.
Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete sie, was er tat. »Bist du immer so ein Kavalier, oder ist das nur Show?«
Mit einem Schritt schloss er die Lücke zwischen ihnen und legte seine warme Handfläche um ihre Wange. Seine Berührung brannte auf ihrer Haut, und ihr stockte der Atem. »Was sagt
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