So bloody Far (German Edition)
ziemlich wohl auf dem sanft schwingenden Pferderücken. Er folgte Songlians ruhigen Anweisungen, und als der den Eindruck gewann, dass Far mit dem gut ausgebildeten Pferd zurechtkam, schwang er sich auf den Rücken eines jungen Rappwallachs, der auf den bezaubernden Namen Dirty hörte. Alannah lachte bei den Versuchen des Rappen, Songlian herunterzubuckeln. Der saß die Eskapaden des jungen Pferdes quietschvergnügt aus. Wenig später trabten Songlian und Far über die grünen Hügel davon.
„Wie fühlst du dich?“, rief Songlian über die Schulter zurück.
„Prima“, antwortete Far. Tatsächlich hatte er das Gefühl, sich voll und ganz auf Amber verlassen zu können. Daher hatte er auch keine Angst, als Songlian seinen Rappen zum Galopp antrieb. Schnell passte sich Far den leichten Bewegungen seines Pferdes an und genoss die Geschwindigkeit. Amber warf freudig den Kopf hoch und versuchte munter den Wallach einzuholen.
„Wo reiten wir hin?“, erkundigte er sich, als Songlian später Dirty zügelte und in einem gemächlichen Schritt weitergehen ließ.
„Dorthin, wo damals das Haus meines Großvaters stand. Du wolltest doch mit mir zu meiner Geburtsstätte, oder nicht?“
„Natürlich. Wie lange werden wir dorthin brauchen?“
Songlian lächelte etwas verkrampft. „Etwa noch eine Stunde.“
Far lenkte Amber an seine Seite und berührte Songlian am Arm. „Ich bin sehr froh mit dir hier zu sein, Song.“
„Aye, das bin ich ebenfalls“, sagte Songlian leise.
Far schaute sich aufmerksam um und versuchte sich Songlian als Kind vorzustellen, der auf dem Rücken eines Ponys verwegen durch die Hügel streifte.
„Gab es hier viele Bauernhöfe?“, erkundigte er sich.
„Nein, nicht allzu viele. Und sie lagen ziemlich verstreut. Die meisten siedelten in der Nähe Galways. So hatten sie es nicht weit, um ihre Felderträge und ihr Vieh auf dem Markt anzubieten.“
„Also hattest du als Kind keine Freunde?“
Beinahe hätte Songlian angesichts dieser unschuldigen Frage gelacht.
„Far, ich bin ein Vampir. Was für Freunde könnte ein Vampir denn haben, selbst wenn es in der Nähe Kinder gegeben hätte?“
Das hatte Far tatsächlich für einen Moment vergessen. Songlian war also schon immer einsam gewesen, offensichtlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem er Luc de Bonneville getroffen hatte.
Wie traurig, dachte Far. Er hatte nach dem Verlust seiner Familie wenigstens die Nachtwölfe gehabt und in den letzten zwei Jahren die SEED und sein Team, das wie Pech und Schwefel zusammenhielt.
„Du musst mich nicht bemitleiden“, hörte er Songlian sagen. Sein Geliebter schien seine Gedanken gelesen zu haben. Far zuckte mit den Schultern.
„Wie hast du Luc kennengelernt, Song?“
Einen Moment ritt Songlian schweigend neben ihm her.
„Ich weiß nicht, woran genau es lag, dass mein Vater und ich überhaupt nicht miteinander klarkamen“, sagte er schließlich. „Wir stritten, sobald wir uns gemeinsam in einem Raum aufhielten. Wegen Kleinigkeiten, wegen irgendwelcher Entscheidungen und manchmal einfach bloß, weil der andere eine gegensätzliche Meinung zu einem Thema vertrat. Plötzlich begannen mir auch noch die Liebschaften meines Vaters hinterherzulaufen. Selbstverständlich schmeichelte mir das, aber mein Vater war deshalb ziemlich wütend. In Spanien ist es schließlich eskaliert. Er erwischte seinen Lover in meinem Bett. Als er Guillermo umbrachte, habe ich mich ziemlich feige verdrückt.“
„Das glaube ich dir nicht. Du haust nicht einfach ab, während dein Vater einen Mord begeht.“
„Oh, wenn du meinen Vater gekannt hättest, würdest du mir glauben. Leider war ich nicht schnell genug auf und davon. Arawn hat mich eingeholt und mich voller Wut zusammengeschlagen. Ich brauchte einige Tage, bis ich mich erholt hatte, und zog mich in mein Stadthaus in Paris zurück. Luc lernte ich dort auf einem Fest kennen. Er war an diesem Abend bereits ziemlich angetrunken und machte mir solange Avancen, bis ich einfach nicht mehr widerstehen konnte. Zunächst habe ich mich bemüht, ihm aus dem Weg zu gehen. Er akzeptierte nicht, dass ich allein sein wollte, und suchte mich ständig auf. Der Tor hatte sich tatsächlich in mich verliebt und hielt selbst an dieser Liebe fest, als er erkannte, dass ich nicht menschlich war. Irgendwann gab ich ihm dann nach.“ Songlian seufzte tief.
„Einige Jahre später tauchte meine Familie in Paris auf. Und wie konnte es anders sein: Wir stritten beinahe sofort wieder.
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