So finster die Nacht
Ferne.
Auf dem Bergslagsvägen fährt ein Krankenwagen mit blinkendem Blaulicht, eingeschalteter Sirene vorbei.
In diesem Krankenwagen befinden sich drei Personen. Lacke Sörensson sitzt auf einem Klappsitz und hält eine blutleere, zerkratzte Hand, die Virginia Lindblad gehört. Ein Rettungssanitäter justiert den Schlauch, der physiologische Kochsalzlösung in Virginias Körper leitet, um ihrem Herzen etwas zu pumpen zu geben, nachdem sie so viel Blut verloren hat.
Das Eichhörnchen schätzt das Geräusch als ungefährlich, irrelevant ein. Es setzt seinen Weg den Baumstamm hinunter fort. Den ganzen Tag sind Menschen, Hunde im Wald gewesen. Keine ruhige Minute hat es gegeben, und erst jetzt, nach Einbruch der Dunkelheit, wagt sich das Eichhörnchen von der Eiche hinab, auf der es gezwungenermaßen den ganzen Tag verbracht hat.
Jetzt sind das Hundegebell und die Stimmen verstummt, verschwunden. Auch der donnernde Vogel, der über den Baumwipfeln kreiste, scheint zu seinem Nest zurückgeflogen zu sein.
Das Eichhörnchen erreicht den Fuß des Baums, läuft parallel zu einer dicken Wurzel. Es gefällt ihm nicht, sich nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Erdboden zu bewegen, aber der Hunger treibt es vorwärts. Es bewegt sich wachsam, hält an und lauscht, schaut sich alle zehn Meter um. Macht einen Umweg um einen Dachsbau, in dem noch im Sommer eine Dachsfamilie gewohnt hat. Es hat sie lange nicht mehr gesehen, aber man kann nie vorsichtig genug sein.
Schließlich erreicht es sein Ziel; den nächstgelegenen der zahlreichen Wintervorräte, die es im Herbst angelegt hat. Die Temperatur ist jetzt in den Abendstunden wieder unter den Gefrierpunkt gefallen, und auf dem Schnee, der im Tagesverlauf zu schmelzen begonnen hat, bildet sich eine dünne, harte Kruste. Das Eichhörnchen scharrt mit seinen Krallen über diese Kruste, durchbricht sie und arbeitet sich abwärts. Hält inne, lauscht, gräbt erneut. Durch Schnee, Laub, Erde.
Als es eine Nuss zwischen die Pfoten hebt, hört es gleichzeitig ein Geräusch.
Gefahr.
Es nimmt die Nuss zwischen die Zähne und läuft in eine Kiefer hinauf, ohne sich die Zeit zu nehmen, den Vorrat wieder zu bedecken. Einmal in Sicherheit auf einem Ast, nimmt es die Nuss wieder zwischen die Pfoten, versucht das Geräusch zu orten. Der Hunger ist groß und die Nahrung nur wenige Zentimeter von seinem Maul entfernt, aber erst muss die Gefahr lokalisiert und als nicht bedrohlich eingeschätzt werden, ehe Zeit für eine Mahlzeit ist.
Der Kopf des Eichhörnchens ruckt von rechts nach links, das Näschen zittert, als es auf die vielschattige Landschaft zu seinen Füßen hinabblickt und die Quelle des Geräuschs ortet. Oh ja. Der Umweg ist der Mühe wert gewesen. Das scharrende, schmatzende Geräusch kommt aus dem Dachsbau.
Dachse können nicht in Bäume klettern, weshalb die Wachsamkeit des Eichhörnchens ein wenig nachlässt und es in die Nuss beißt, während es weiter den Erdboden beobachtet, nun aber eher wie ein Zuschauer im Theater, dritter Rang. Es will sehen, was passiert, wie viele Dachse es sind.
Doch was da aus dem Bau herauskommt, ist nie und nimmer ein Dachs. Das Eichhörnchen nimmt die Nuss aus dem Mund, schaut und versucht zu verstehen. Verknüpft das, was es sieht, mit ihm bekannten Tatsachen. Ohne Erfolg.
Deshalb nimmt es die Nuss wieder in den Mund, rennt höher in den Baum hinauf, bis in die Wipfel hinein.
Vielleicht kann so etwas auf Bäume klettern.
Man kann nie vorsichtig genug sein.
SONNTAG, 8. NOVEMBER (ABEND/NACHT)
Es ist halb neun, Sonntagabend.
Während der Krankenwagen mit Virginia und Lacke die Tranebergbrücke überquert, der Polizeichef im Polizeidistrikt Stockholm den bildhungrigen Journalisten eine Fotografie hinhält, Eli ein Kleid aus dem Kleiderschrank von Oskars Mutter auswählt, Tommy Sekundenkleber in eine Plastiktüte quetscht und die herrliche Betäubung und das Vergessen tief durch die Nase einatmet, während ein Eichhörnchen als das erste Lebewesen seit vierzehn Stunden Håkan Bengtsson sieht, schenkt sich Staffan, einer der Beamten, die nach ihm gesucht haben, eine Tasse Tee ein.
Er hat nicht bemerkt, dass ganz vorn an der Tülle ein Stückchen Porzellan fehlt, und ein großer Teil des Tees läuft an der Tülle, der Kanne entlang auf die Spüle herab. Er murmelt etwas und kippt die Kanne weiter nach vorn, sodass der Tee herabplätschert und der Deckel der Kanne in die Tasse fällt. Siedend heißer Tee spritzt auf seine Hände, und
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