So hell wie der Mond
Mund auf ihr Spiegelbild. Sie konnte sich gerade noch erkennen, dachte sie. Aber woher kamen diese exotischen Augen, woher kam der fraglos erotisch volle Mund? Ihre Figur, eine richtige Figur, war in schimmernde Bronze gehüllt, unter der ihre Haut warm zu glänzen schien.
Sie räusperte sich, machte eine Drehung und wandte sich dann abermals dem Spiegel zu. »Ich sehe gut aus«, brachte sie mühsam heraus.
»Ein gegrilltes Käsesandwich sieht gut aus«, verbesserte Margo sie. »Baby, du hingegen siehst gefährlich aus.«
»Irgendwie schon.« Kate grinste und beobachtete, wie sich ihr Sirenenmund verführerisch verzog. »Verdammt, hoffentlich schafft Byron es rechtzeitig. Ich kann es kaum erwarten, dass er mich so sieht.«
Er tat sein möglichstes, um pünktlich zu sein. Auch wenn ihm der Flug nach Los Angeles ungelegen kam, war es von größter Wichtigkeit, ihn zu unternehmen. Unter normalen Umständen hätte er die Reise dazu genutzt, sich auch die Hotels und Ferienanlagen in Santa Barbara, San Diego und San Francisco anzusehen. Denn es war in der Tat wichtig, dass es für die Angestellten in sämtlichen Templeton-Hotels eine persönliche Verbindung zum Hauptsitz gab.
Josh kümmerte sich um die Fabriken, die Weinberge, die Obstgärten und die im Ausland angesiedelten Hotels und Anlagen. Aber Kalifornien war Byrons Zuständigkeitsbereich. Und diese Verantwortung nahm er sehr ernst.
Vor allem, da es immer noch Rückschläge aus der Zeit von Peter Ridgeways Herrschaft wiedergutzumachen galt, die offenbar zwar effizient, aber ebenso kalt gewesen war.
Er wusste, was man von ihm erwartete – den persönlichen Touch, der die Grundlage und das Erfolgsrezept des Hotelimperiums bildete. Dass er sich an Namen, Gesichter und Details erinnerte.
Während des Rückflugs hatte Byron seiner Assistentin zahlreiche Berichte diktiert, zahllose Faxe abgefeuert und ein letztes wichtiges Telefongespräch geführt.
Jetzt war er zu Hause, und es war spät; aber das hatte er sich bereits beim Abflug am Vormittag gedacht, und so schloss er eilig die Manschettenknöpfe an seinem eleganten, weißen Hemd. Vielleicht sollte er Kate im Laden anrufen und sagen, er wäre unterwegs? Ein Blick auf seine Uhr verriet, dass der Empfang bereits vor zwei Stunden begonnen hatte. Sicher hatte sie alle Händevoll zu tun.
Vermißte sie ihn wohl?
Schön wäre es. Er wollte sich vorstellen, wie sie sich jedesmal, wenn sich die Tür öffnete, voller Hoffnung umdrehte. Sie sollte an ihn denken, sollte sich wünschen, er wäre da, um mit ihr zusammen die Gäste zu beobachten und hin und wieder einen verstohlenenen Kommentar auszutauschen. So wie es bei Paaren üblich war.
Er freute sich auf den Blick, mit dem sie ihn ansehen würde, träte er schließlich durch die Tür. Diesen Blick, der so eindeutig fragte:
Was machst du hier, De Witt? Was geht zwischen uns beiden vor? Warum?
Immer noch suchte sie nach der praktischen, rationalen Antwort auf diese Überlegungen. Während er selbst auf der Suche nach der emotionalen Antwort war.
Was er, während er seine schwarze Krawatte band, zu einer guten Mischung deklarierte.
Er war bereit zu warten, bis sie zu demselben Ergebnis gelangte wie er. Sie musste diese Krise bewältigen, musste diese ganze häßliche Geschichte hinter sich bringen. Er würde ihr nach Kräften dabei behilflich sein und sie zunächst in Ruhe lassen, ehe er weitere Zukunftspläne schmiedete.
Als das Telefon neben seinem Bett klingelte, beschloss er zu warten, bis sich der Anrufbeantworter einschaltete. Familie oder Arbeit, dachte er, und beide kämen sicher ein paar Stunden ohne ihn zurecht. Obgleich auch Suellen ihr erstes Baby erwartete, und …
»Verdammt.« Er riß den Hörer an sein Ohr. »De Witt.«
Er lauschte, stellte Fragen, hakte nach und legte schließlich mit grimmigem Lächeln wieder auf. Es schien, als hätte er vor dem Besuch der Party noch einen anderen Termin.
Kusack saß immer noch in seinem Büro. Seine Frau war heute abend Gastgeberin ihrer allwöchentlichen Bridgerunde, und er zog die schlabbrigen Sandwichs und die lauwarme Limonade auf seinem Schreibtisch den winzigen Häppchen, die es bei Chez Kusack geben würde, vor. Lieber ertrug er den Gestank von abgestandenem Kaffee, das ohrenbetäubende Klingeln der Telefone und das pausenlose Geschwätz seiner Kollegen, als dass er sich dem schweren Parfümgeruch, dem Kichern und dem Klatsch der Damenrunde auslieferte.
Es gab immer genug Papierkram. Und auch wenn
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