Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
So hell wie der Mond

So hell wie der Mond

Titel: So hell wie der Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
unsere eigenen Graphologen, deren Bericht bereits vor einiger Zeit bei uns eingegangen ist.« Höflich hielt er sich beim Rülpsen die Hand vor den Mund. »Die Unterschriften auf den beiden Formularen sind vollkommen gleich. Allzu identisch«, fügte er, ehe Byron auch nur das Gesicht verziehen konnte, hinzu. »Niemand schreibt seinen Namen immer vollkommen gleich. Sämtliche manipulierten Formulare tragen Strich für Strich, Rundung für Rundung genau die gleiche Unterschrift. Kopien. Höchstwahrscheinlich von Ms. Powells Unterschrift auf dem ersten 1040er Formular durchgepaust.«
    »Wenn Sie das wissen, warum sitzen Sie dann noch rum? Kate macht die Hölle durch.«
    »Ja, das habe ich mir schon gedacht. Das Problem ist, dass ich ganz sichergehen muss. So funktioniert die Polizeiarbeit nun mal. Wir gehen ein paar durchaus interessanten Hinweisen nach.«
    »Das mag ja sein, Detective – aber Ms. Powell hat ja wohl das Recht zu erfahren, wie weit Sie mit Ihren Ermittlungen sind.«
    »Ganz zufällig, Mr. De Witt, schreibe ich gerade an meinem Bericht über diese Angelegenheit. Und morgen früh werde ich zu Mr. Bittie gehen und meine Nachforschungen fortführen.«
    »Sie können doch unmöglich glauben, Kate hätte ihre eigene Unterschrift gefälscht.«
    »Wissen Sie, ich glaube, sie wäre clever genug, um etwas Derartiges zu tun.« Er zerknüllte die Serviette, ehe er sie in einen bereits überquellenden Papierkorb warf. »Aber … ich glaube nicht, dass sie dumm oder gierig genug ist, um ihren Job und ihre Freiheit lumpiger fünfundsiebzig Riesen wegen aufs Spiel zu setzen.« Er ließ seine Schultern kreisen, da er durch die stundenlange Schreibtischarbeit steif geworden war. »Und ich glaube auch nicht, dass sie ihren Job oder ihre Freiheit für eine größere Summe riskiert hätte.«
    »Dann glauben Sie also, dass sie unschuldig ist?«
    »Ich weiß es.« Kusack stieß einen leisen Seufzer aus, während er gleichzeitig seinen Gürtel lockerte. »Hören Sie, De Witt, ich mache meinen Job bereits seit einer halben Ewigkeit. Mir ist klar, wie man den familiären Hintergrund, die Gewohnheiten, die Schwächen der Menschen zu deuten hat. Ms. Powell hat sich all die Jahre bei Bittie schwer ins Zeug gelegt. Weshalb sollte sie einen Posten, der ihr offenbar wichtiger als alles andere ist, wegen einer derart lächerlichen Summe gefährden? Sie spielt nicht, nimmt keine Drogen, schläft nicht mit dem Boss. Hätte sie es sich leichtmachen wollen, hätte sie jederzeit die Möglichkeit gehabt, einfach zu Templeton zu gehen. Aber nein! Statt dessen schuftet sie sechzig Stunden die Woche bei Bittie und erarbeitet sich mühsam ihre eigene Klientel. Das sagt mir, dass sie sehr diszipliniert und vom Ehrgeiz geradezu besessen ist.«
    »Sie hätten ihr gegenüber wenigstens andeuten können, dass Sie an ihre Unschuld glauben.«
    »Es ist nicht meine Aufgabe, die Leute zu beruhigen. Außerdem habe ich meine Gründe, sie noch etwas schmoren zu lassen. Im richtigen Leben sind nun einmal wasserdichte Beweise das einzige, was zählt. Und diese Beweise zu sammeln, braucht eben seine Zeit. Tja, trotzdem weiß ich es zu schätzen, dass Sie hiermit zu mir gekommen sind.« Er gab Byron den Bericht des Graphologen zurück. »Falls es hilft, können Sie Ms. Powell sagen, dass die Staatsanwaltschaft nicht die Absicht hat, Anklage gegen sie zu erheben.«
    »Das reicht nicht«, sagte Byron, während er sich erhob.
    »Aber es ist zumindest ein Anfang, finde ich. Immerhin muss ich fünfundsiebzigtausend Dollar aufspüren, Mr. De Witt. Erst wenn das geschehen ist, wird die Sache zu einem Ende kommen.«
    Da er sich damit offenbar zufriedengeben musste, schob Byron das Gutachten in seine Tasche zurück und sah Kusack fragend an. »Sie haben nicht einen Moment lang geglaubt, dass sie schuldig ist, oder?«
    »Wenn ich mit meinen Nachforschungen anfange, muss ich immer alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen. Aber nachdem ich sie verhört hatte, wusste ich, dass sie unschuldig war. Die Nase – Sie verstehen.«
    Byron lächelte neugierig. »Wollen Sie damit sagen, dass sie unschuldig gerochen hat?«
    Lachend erhob sich auch Kusack von seinem Platz und streckte sich. »Zum einen das. Man könnte sagen, dass ich einen Riecher dafür habe, wenn jemand was auf dem Kerbholz hat. Aber eigentlich habe ich
ihre
Nase gemeint.«
    »Tut mir leid.« Byron schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ein Mensch, der, um aus einem Doppel einen Dreier zu machen,

Weitere Kostenlose Bücher