So hell wie der Mond
Springsteen eingetreten war und festgestellt hatte, dass er inzwischen neben dem klapprigen Lehnstuhl ein paar weitere Möbelstücke besaß.
Der niedrige Kaffeetisch mit der Einlegearbeit im Schachbrettmuster, die Buntglaslampe und der dicke, mit geometrischen Mustern versehene Teppich sahen wie teure Unikate aus. Sie musste zugeben, dass sie darauf brannte, den Rest des Hauses ebenfalls in Augenschein zu nehmen, auch wenn sie erst einmal sicher besser in der Küche blieb.
Er stand zwischen den Beeten und nahm einem der Welpen einen alten Socken aus dem Maul. Jeans und T-Shirts paßten ebenso zu ihm wie der maßgeschneiderte Anzug und die Seidenkrawatte, in denen er am Nachmittag herumgelaufen war. Als sie ihn derart lässig gekleidet sah, wünschte sie sich, sie wäre zu Hause vorbeigefahren und hätte ihr spießiges Nadelstreifenkostüm und die vernünftigen Schuhe gegen irgend etwas anderes getauscht. Als Kompromiß legte sie ihre Jacke ab und machte den obersten Knopf ihrer Bluse auf, ehe sie zu ihm hinausging.
Sie trat auf die Redwood-Veranda. Eine Veranda, die er, wie sie bemerkte, einfach durch das Aufstellen von tönernen Töpfen mit Geranien, Stiefmütterchen und überhängendem Wein zu etwas ganz Persönlichem gemacht hatte. Ein riesiger und etwas erschreckender Gasgrill ragte schimmernd neben der gläsernen Flügeltür auf, und zwei mit marineblauen Kissen ausgelegte Redwood-Stühle standen so, dass man über den abschüssigen Rasen bis zum Strand hinuntersah.
Tatsächlich hatte er den Garten eingezäunt – mit einem hölzernen Lattenzaun –, der seine kostbaren Tiere auf dem Gelände hielt, ohne dass durch übertriebene Höhe der Ausblick litt. In der Nähe der Strandtreppe gab es ein Tor, durch das man mühelos hinunter ans Wasser gelangte.
Entlang des Zauns hatte er in regelmäßigen Abständen etwas gepflanzt. Sie nahm zarte, junge, sorgsam durch Mulch geschützte Triebe wahr. Sicher hatte er jedes dieser Pflänzchen selbst gesetzt. Irgendein rankendes Gewächs, hinter dessen farbenfrohen Blättern der Zaun irgendwann nicht mehr zu sehen wäre.
Ein geduldiger Mann, dieser Byron De Witt. Einer, dem es gefallen würde, zu beobachten, wie die Ranken wuchsen, blühten und sich von Jahr zu Jahr verdichteten.
Sicher empfände er beim Anblick der ersten Knospe eine wohlige Zufriedenheit, und dann würde er dafür sorgen, dass sich die Pflanzen zu voller Pracht entfalteten. Der Mann war einfach jemand, der sich gern um Dinge kümmerte.
Die Welpen jaulten, die Brandung schlug klatschend ans Ufer, und die Blätter der Bäume raschelten in dem leisen Wind. Als sich das Blau des Himmels in dunkelrot gestreiftes Schwarz verwandelte, machte ihr Herz einen fast schmerzlichen Satz. Es gab, so dachte sie, einfach perfekte Orte auf der Welt. Und offenbar hatte Byron einen dieser Orte ausgemacht.
Auch er selbst wirkte perfekt, erkannte sie, mit dem windzerzausten Haar und den Welpen neben sich. Seine große, verführerische, muskulöse Gestalt steckte in eng anliegender und dadurch aufreizender Baumwolle. Zum ersten Mal in ihrem Leben hätte sie einen Mann am liebsten mit beiden Händen gepackt, gekostet, genommen, sich zu eigen gemacht.
Sie wollte ihn.
Auf wackligen Beinen ging sie die wenigen Stufen in den Garten hinab. Die Welpen kamen auf sie zugeschossen und sprangen winselnd an ihr hoch. Während sie zur Begrüßung in die Hocke ging, sah sie Byron an.
»Was hast du entlang des Zauns gepflanzt?«
»Glyzinien. Es wird eine Weile dauern, bis sie richtig hochwachsen.« Er blickte in Richtung des Zauns. »Aber ich bin sicher, dass sich das Warten lohnt. Vor meinem Schlafzimmerfenster zu Hause in Georgia haben immer ein paar Glyzinien gerankt. Sie verströmen einen Duft, den man nie mehr vergisst.«
»Du hast tolle Arbeit geleistet hier. Der Garten ist einfach wunderbar. Muss eine Menge Zeit gekostet haben, ihn derart in Schuss zu bringen.«
»Wenn man findet, was man gesucht hat, dann kümmert man sich auch gerne darum.« Er näherte sich ihr. »Nach dem Essen können wir einen Spaziergang am Strand machen, wenn du Lust dazu hast.« Er strich ihr mit der Hand über das Haar und trat dann einen Schritt zurück. »Laß mich dir zeigen, was ich sonst noch geschafft habe.« Er schnipste zweimal mit den Fingern. »Platz!«
Mit wedelnden Schwänzen setzten sich beide Hunde, gaben Pfötchen und legten sich nach einiger Verwirrung, auch wenn sie vor Aufregung zitterten, artig hin.
»Sehr beeindruckend. Macht
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