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So nah bei dir und doch so fern

So nah bei dir und doch so fern

Titel: So nah bei dir und doch so fern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Allatt
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möglichst unschuldige Miene bemühte.
    Die Erleichterung war groß, als ich den Test schließlich doch bestand, aber die Freude währte nicht lange. Wie alle anderen im Krankenhaus musste auch ich auf den Arzt warten, und der Besuch meines Arztes stand erst in drei Tagen an, also hieß es weiter ausharren. Als er endlich kam, brauchte er ganze zwei Minuten, um die Trachi herauszuziehen und die Kappe zu schließen.
    An den nächsten Tagen litt ich unter einer ernsthaften Brustkorbinfektion, die sowohl meinen Betreuern als auch dem Pflegepersonal Sorge bereitete. Am zweiten Tag rasselte meine Brust, und ich schnappte nach Luft wie ein Kettenraucher. In der Lunge befand sich Flüssigkeit, und ich hatte das Gefühl, als müsse ich in meinem eigenen Bett daran ersticken.
    Ich konnte immer noch nicht husten, daher wurde ein Gerät herangeschafft, das mir dabei half. Diese Erfahrung war alles andere als erfreulich und verringerte keineswegs das Gefühl, gleich ersticken zu müssen, da gewaltsam Luft in meine Lunge gepresst wurde, wofür man mir eine abgedichtete Maske über Nase und Mund gestülpt hatte. Die Idee war, mittels der in die Lunge gepumpten Luft die Flüssigkeit zu lockern, um sie danach mit einem Lungensauger herauszuholen, wie ich es bereits auf der Intensivstation erlebt hatte, bevor ich ein paar Schlucke Earl Grey Tee hatte trinken dürfen.
    Intravenös verabreichte man mir stärkste Antibiotika, um die Infektion in den Griff zu bekommen, doch wovor sich alle, mich eingeschlossen, am meisten fürchteten, war die Möglichkeit, dass sich der Infekt zu einer Lungenentzündung entwickeln konnte.
    Später erfuhr ich, ich sei so krank gewesen, dass das Ärzteteam meine Physiotherapeutin gebeten habe, das gesamte Wochenende Dienst zu tun, um meine Lunge zu massieren und dadurch beim Lockern der Flüssigkeit zu helfen. Die Ärzte befürchteten, mir die Trachi wieder einsetzen zu müssen. Ich befürchtete, mein letztes Stündlein habe geschlagen.
    Nach vielen unangenehmen Tagen stabilisierte sich mein Zustand. Dennoch blieb es eine widerliche Zeit, insbesondere für Mark. Als meine engste Bezugsperson musste er häufig unter meinen spontanen Auswürfen leiden. Es war seltsam, dass ich zwar nicht aus eigenem Antrieb husten konnte, aber immer wieder ungewollt prusten musste und ohne Vorwarnung klebriges Zeug ausspuckte wie ein krankes Baby. Ich werde nie Marks angeekelten Gesichtsausdruck vergessen, als er sich zu mir hinabbeugte, um mich zu küssen, und ich ihm seine neue Krawatte mit Schleim aus meiner Lunge vollkotzte.
    »Besten Dank, Kate! War schön, dich zu sehen«, flachste er, während er den Glibber vom Schlips und seinem besten Arbeitsanzug abwischte.
    Nachdem das Drama mit der Brustkorbinfektion ein Ende gefunden hatte, begannen für mich die Tests für Sprech- und Schluckübungen. Die Lungensekrete wurden immer noch überwacht, doch ich war scharf darauf, endlich wieder etwas trinken zu können.
    »Sie haben schwache Lippen«, sagte meine Logopädin Sophie, nachdem sie mich aufgefordert hatte, als erste Übung meine Zunge rauszustrecken.
    Hey, das muss das erste Mal sein, kicherte ich in mich hinein, als ich mir Marks glasigen Gesichtsausdruck ins Gedächtnis rief, den er gewöhnlich aufsetzte, wenn ich zu lange geredet hatte und er bereits seit einer halben Stunde nicht mehr zuhörte.
    Sophie hatte mich also gebeten, die Zunge rauszustrecken, was theoretisch eine ziemlich einfache Aufgabe ist. Eine herausgestreckte Zunge bedeutet offenen Widerstand, und darin war ich gut, wie meine Mutter bestätigen würde. Als ich jetzt aber versuchte, die Zunge für Sophie rauszustrecken, kostete es mich allergrößte Mühe, den Mund auch nur einen winzigen Spalt zu öffnen. Die Zungenspitze zuckte kurz, das war alles. Von der Anstrengung war ich erschöpfter als nach einem harten Berglauf.
    Dennoch schöpfte ich Hoffnung. Ich spürte, wie meine Zunge gegen den Gaumen drückte – war das nicht ein gutes Zeichen für die Zukunft?
    Mir wurden eine Reihe von Zungenbasis-Übungen verordnet, die ich mit meinen Therapeuten und Pflegern fortsetzen sollte. So musste ich Dinge tun wie mit geschlossenem Mund lachen, um die Muskeln im Mund zu stärken; die Zunge so weit wie möglich rausstrecken, sie gerade halten und dort einige Sekunden belassen, danach wieder möglichst weit einziehen. Beide Übungen musste ich fünf Mal wiederholen; danach sollte ich die Zungenspitze zwischen die Vorderzähne stecken und schlucken, während

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