So wahr uns Gott helfe
er die beiden in seinem Wochenendhaus am Strand von Malibu in flagranti ertappt hatte. Elliot verständigte das Sheriff’s Department, und die alarmierten Deputies nahmen Elliot nach einer kurzen Untersuchung des Tatorts fest. Obwohl die Tatwaffe nie gefunden wurde, ergab ein Schmauchspurentest, dass Elliot kurz zuvor eine Schusswaffe abgefeuert hatte. Laut Aussagen der Ermittler machte Elliot bei seiner Vernehmung am Tatort und anschließend auf der Polizeistation überdies widersprüchliche Angaben. Weitere Beweise gegen den Filmmogul werden vermutlich beim Prozess vorgelegt.
Elliot bleibt dank einer Kaution in Höhe von zwanzig Millionen Dollar auf freiem Fuß. Das ist der höchste Betrag, der in der Geschichte von Los Angeles County jemals von einem Tatverdächtigen als Sicherheit gefordert wurde.
Laut Meinung von Rechtsexperten und Gerichtsbeobachtern ist damit zu rechnen, dass die Verteidigung das Beweismaterial in Frage stellen wird, aus dem hervorgeht, dass Elliot eine Schusswaffe abgefeuert hat. Angeblich soll das Material bei Ermittlungen und Laboranalysen falsch behandelt und ausgewertet worden sein.
Der stellvertretende Bezirksstaatsanwalt Jeffrey Golantz, der in dem Fall die Anklage vertritt, lehnte jeden Kommentar zu diesen Mutmaßungen ab. Golantz hat als Ankläger noch keinen Fall verloren, und dies ist sein elfter Mordfall.
SECHSUNDDREISSIG
D ie Geschworenen kamen im Gänsemarsch in den Saal wie die Lakers beim Betreten des Basketballfelds. Zwar trugen sie nicht alle die gleichen Trikots, dennoch lag die gleiche gespannte Erwartung in der Luft. Das Spiel würde in Kürze beginnen. Sie verteilten sich auf die beiden Reihen der Geschworenenbank. Alle trugen Schreibblöcke und Stifte bei sich. Und sie setzten sich auf dieselben Plätze, auf denen sie gesessen hatten, als sie am Freitag nach Abschluss des Auswahlverfahrens vereidigt worden waren.
Es war Montag kurz vor zehn Uhr, und der Prozess begann etwas später als ursprünglich vorgesehen. Richter Stanton hatte die Anwälte und den Angeklagten zuvor noch fast vierzig Minuten lang ins Richterzimmer bestellt, um sie auf die Grundregeln des Verfahrens hinzuweisen. Außerdem ließ er es sich nicht nehmen, mit einem finsteren Blick sein Missfallen über den Zeitungsartikel zum Ausdruck zu bringen, der am Morgen auf der ersten Seite der Los Angeles Times erschienen war. Vor allem monierte er, dass sich der Artikel offensichtlich auf die Seite der Verteidigung schlug und mich als einen sympathischen Underdog hinstellte. Obwohl er den frisch gekürten Geschworenen am Freitagnachmittag eingeschärft hatte, keine Medienberichte über den Fall und den Prozess zu lesen, zu hören oder anzusehen, fürchtete der Richter, sie könnten Kenntnis von dem Artikel erhalten haben.
Zu meiner eigenen Verteidigung versicherte ich dem Richter, dass ich das Interview bereits zehn Tage zuvor gegeben hatte, und man hätte mir versprochen, der Artikel erscheine mindestens eine Woche vor Prozessbeginn. Daraufhin bemerkte Golantz süffisant grinsend, meine Erklärung lege die Vermutung nahe, ich hätte mit dem Interview ursprünglich die Auswahl der Geschworenen beeinflussen wollen und nun beeinträchtige es den Prozess. Ich konterte, indem ich darauf hinwies, dass in dem Artikel in aller Deutlichkeit zu lesen sei, die Staatsanwaltschaft hätte trotz ausdrücklicher Bitten keine Stellungnahme abgeben wollen. Wenn also die Berichterstattung einseitig sei, liege dies vor allem daran.
Stanton schien meine Erklärung mürrisch zu akzeptieren, warnte uns aber davor, die Medien einzuspannen. An diesem Punkt wurde mir klar, dass ich meine Abmachung mit Court TV rückgängig machen musste, jeden Tag nach Verhandlungsschluss einen Kommentar abzugeben. Die Publicity wäre eine schöne Sache gewesen, aber ich wollte den Bogen nicht überspannen.
Wir wandten uns anderen Dingen zu. Stanton war sehr darauf bedacht, die Zeit für den Prozess effektiv einzuteilen. Wie jeder Richter war er darauf aus, das Verfahren zügig abzuwickeln. Er hatte einen Rückstau von Fällen, und ein langer Prozess würde alles noch mehr verzögern. Er wollte wissen, wie viel Zeit jede Seite voraussichtlich für die Darstellung des Falls aus ihrer Sicht benötigte. Golantz erklärte, er bräuchte mindestens eine Woche, und ich veranschlagte in etwa die gleiche Zeit, obwohl ich realistischerweise davon ausgehen konnte, dass ich wesentlich weniger brauchte. Den größten Teil der Falldarstellung der
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