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So weit die Wolken ziehen

So weit die Wolken ziehen

Titel: So weit die Wolken ziehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Fährmann
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paar andere Kameraden rutschten vorsichtig die glitschige Böschung hinunter und wollten helfen. Aber wir hatten kein geeignetes Gerät, um die Hecktür aufzubrechen. Der Beifahrer versuchte es mit einem Hammer. Er klemmte ihn zwischen Tür und Seitenwand und versuchte, die Klappe aufzuhebeln. Da brach der Hammerstiel.Wir hörten Schreie von innen, Stöhnen und Weinen. Dann wurde es ganz merkwürdig. Sie beteten das Vaterunser, ganz langsam, wieder und wieder. Es wurde immer leiser und verstummte schließlich. Das Wasser reichte inzwischen bis halb über die Hecktür. Es blieb still in dem Anhänger. Man hörte nur das Gurgeln des Wassers. Von der Straße her schallte wütendes Geschimpfe zu uns herunter.
    Kommt endlich da unten weg! Neugieriges Pack! Die Wagen, die nicht innerhalb von fünf Minuten weggefahren sind, schieben wir den Abhang runter. Nein, es waren nicht nur die nachdrängenden Lkw-Fahrer. Es waren vor allem die Männer von der Organisation Todt. Sie hatten Brechstangen bei sich. Während wir zu unseren Wagen zurückkehrten, näherten sie sich dem Anhänger. Wir fuhren los, mussten aber auf die Nebenstraße abbiegen und landeten hier. Morgen fahren wir weiter. Aber wir versprechen euch, wir fahren mit euch zu der Unglücksstelle zurück. Dann könnt ihr selbst sehen, wie es ausgegangen ist.«
    »Lydia ist in den Anhänger gestiegen«, schrie Anna und begann, laut zu weinen.
    Schwester Nora nahm sie in den Arm. »Vielleicht wird ja alles gut.« Es klang wenig Zuversicht aus ihren Worten.
    Die Männer in der Arbeitskleidung verabschiedeten sich.
    »Ich gehe dann auch ins Bett«, sagte die Wirtin. »Ich wünsche trotz allem eine ruhige Nacht.« Sie löschte die Lichter, nur noch eine Lampe verbreitete ihr schummriges Licht. Viele Mädchen schliefen schon, als Dr. Scholten die Frau die Treppe hinaufstapfen hörte.
    Er legte sich auf eine Bank. Obwohl er müde war, konnte er nicht einschlafen. Die Gedanken, wie es den ihm anvertrauten Mädchen ergangen sein mochte, konnte er nicht vertreiben und Schreckensbilder quälten ihn noch im Halbschlaf.
    Zuerst waren Ruth, Hertha und Gitta noch hinter dem anfahrenden Wagen hergerannt. Aber als der Abstand schnell größer wurde, gaben sie auf und gingen mit dem Treck weiter.
    Gitta weinte leise vor sich hin. Ruth sagte zuversichtlich: »Wir kommen bestimmt nach Wilhelmsburg. Dort werden Frau Brüggen und die anderen auf uns warten. Das ist ja ausgemacht.«
    »Ihr könnt eure Rucksäcke hinten auf meinen Pferdewagen legen«, bot eine Frau ihnen an, die neben ihrem Fuhrwerk herging und mit fester Hand ein Pferd führte.
    Der Wagen war mit Koffern und Bettzeug, Bündeln und Kisten hoch beladen. Ganz hinten stand ein Kaninchenstall mit zwei Boxen. In jeder Box saßen zwei schneeweiße Angorakaninchen mit roten Augen.
    »Die Karnickel gehören meinem Peter«, sagte die Frau. »Er wollte sie unbedingt mitnehmen und hat lieber auf sein ganzes Spielzeug verzichtet, als die Tiere zurückzulassen.«
    Ruth sah kein Kind. »Wo ist denn Ihr Peter?«, fragte sie.
    Die Frau hängte die Zügel über einen Wagenholm, hob Ruth hoch und sagte: »Schau in die Badewanne. Peter schläft.«
    Tatsächlich stand ganz oben auf der Ladung eine Blechbadewanne. Sie war mit dicken Seilen festgezurrt worden. Darin lag, in einem Nest von Kissen zusammengerollt, ein etwa siebenjähriger schwarzhaariger Junge.
    »Also, was ist?«, fragte die Frau, als sie Ruth wieder hinuntergelassen hatte. »Wollt ihr eure Rucksäcke auf den Kaninchenstall legen oder denkt ihr, wir fahren euch davon?«
    »Nein, nein«, beteuerten die Kinder und gaben ihr die Rucksäcke, die sie mit einem Schwung auf den Kaninchenstall warf.
    »Ich heiße übrigens Bartoschek«, sagte die Frau. »Wer von euch hat schon mal ein Pferd geführt?«
    Keins der Kinder meldete sich.
    »Wir kommen aus der Stadt«, versuchte Hertha zu erklären. »Da gibt es mehr Autos als Pferde.«
    »Trotzdem«, sagte Frau Bartoscheck. »Ich muss mal für kleine Mädchen. Da vorne wachsen junge Fichten bis dicht an die Straße. Das ist ein guter Platz für so was.«
    Sie drückte Ruth die Zügel in die Hand und mahnte: »Nur locker halten. Nicht dran ziehen. Unser Hannibal«, sie deutete auf das schwere Pferd, »unser Hannibal bleibt in der Spur.«
    Ängstlich hielt Ruth die Lederzügel. Hoffentlich kommt Frau Bartoschek bald zurück, dachte sie. Ihr Mut wurde auch nicht größer, als Gitta fragte: »Was machen wir, wenn gerade jetzt die Tiefflieger

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