So weit die Wolken ziehen
Große, weiche Polstersessel, kleine Sofas, in kostbare Rahmen gefasste Spiegel, herrliche Kleinmöbel aus edlen Hölzern kamen zum Vorschein.
»Frau Zitzelshauser ist eine kluge, vorausschauende Frau«, sagte Heidrun Czech. »Nach dem Endsieg werdet ihr alle in eure Städte zurückkehren. Dann will sie das Hotel natürlich wieder für Kurgäste öffnen. Wie aber würden dann die Polstermöbel aussehen, die schönen Möbelstücke, die Perserteppiche, wenn eure wilde Horde sie viele Monate lang benutzt hätte?«
»Also legen wir los«, sagte Irmgard.
»Bitte mit Methode. Wir beginnen mit den Fenstern in den Dachgauben. Und dann arbeiten wir uns von oben nach unten vor.«
»Haben Sie wir gesagt, LMF? Heißt das, wir wollen den Hausputz zusammen machen?«, fragte Anna.
»Wieso nicht? Ich bin doch kein Schäferhund, der seine Herde nur antreibt.«
»Na, na«, flüsterte Irmgard. »Das ist bestimmt die Strafe dafür, dass ich neulich widersprochen habe.«
»Und wenn ich unrecht gehabt hätte? Aber wir wollen nicht lange herumreden. Fangen wir an. Zuerst werden die Möbel wieder sorgfältig abgedeckt. Und dann los.«
Die Spinnweben wurden mit den Besen beseitigt, die Fenster blank geputzt, die Tücher von den Möbeln genommen, zusammengefaltet und unten auf der Terrasse ausgeschüttelt, die Polster abgebürstet, obwohl sie durch die Laken gut geschützt worden waren, und dann wurde alles wieder abgedeckt. An der einen Giebelwand wischten die Mädchen den Boden und rückten die Möbel dort zusammen. Als es dämmerte, war das Dachgeschoss rundum gereinigt. Frau Zitzelshauser wurde zur Begutachtung heraufgeholt. Sie lobte die Mädchen und sagte: »Ihr könnt später, wenn ihr erwachsen seid, jederzeit als Dienstpersonal im Hotel arbeiten. Ich werde euch einen anständigen Lohn zahlen.«
»Dienstpersonal, Frau Zitzelshauser?«, sagte Anna. »Wir wollen später studieren.«
Frau Zitzelshauser antwortete: »Na, dann in den Ferien, wenn ihr euch etwas dazuverdienen wollt.« Sie wandte sich an Heidrun Czech und fragte: »Kann nun die Waschaktion losgehen?«
Die LMF nickte und befahl: »Ihr seht aus wie Kaminkehrer. Versammelt euch unten im Vorraum des Schwimmbads.«
»Brrr«, brummte Ruth. »Da ist es eiskalt. Sollen wir etwa ins Schwimmbecken?«
»Abwarten«, antwortete die LMF. »Wenn wir hineingegangen sind, fängt die große Wäsche an. Die ganz große Wäsche. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden. Kein Körperteil wird ausgelassen. Ich weiß, dass einige von euch sich nicht nackt vor den anderen zeigen mögen. Deshalb rufe ich, wenn ihr obenherum sauber seid, Feuer frei. Dann wird das Licht für fünf Minuten gelöscht. Das reicht hoffentlich, damit ihr eure edlen Körperteile reinigen könnt.«
»Alles mit kaltem Wasser?«, fragte Ruth ängstlich.
»Geht jetzt in den Raum.«
Die Mädchen drängten sich hinein. Auf den langen Bankreihen standen runde Zinkbecken, gefüllt mit dampfendem Wasser. Neben jedem Becken lagen ein frisches Handtuch und ein kleines Stückchen Seife. Unentschlossen verharrten die Mädchen am Eingang.
»Na? Gefällt euch das nicht? Los geht’s! Und das sage ich euch, ich kontrolliere später genau, ob sauber bei euch auch sauber in meinen Augen ist.«
Als Heidrun Czech später besonders die Ohrmuscheln und die Füße auf Sauberkeit geprüft hatte, sagte sie: »Weil ich euch nun sozusagen von Kopf bis Fuß kennengelernt habe, ist es mir recht, wenn ihr das steife LMF weglasst und mich mit dem Vornamen anredet.«
»Heidrun klingt aber auch ganz schön steif«, sagte Irmgard.
»Ziemlich vorlaut. Meine Mutter hat mich Heide gerufen. Wenn ihr das weniger steif findet, könnt ihr mich auch so nennen.«
Von diesem Tag an fand jeden Freitagnachmittag für alle Schülerinnen die »große Wäsche« statt.
Das Eis zwischen Heidrun Czech und den Mädchen schmolz endgültig, als sie etwas Neues für die Freistunden vorschlug. Sie regte mehrere Kurse an, die von vornherein auf einige Wochen begrenzt waren. Sie hatte Frau Zitzelshauser dafür gewinnen können, sechs Wochen lang dienstags und freitags mit einer Zehnergruppe einen Kochkurs zu machen. Das Thema sollte sein: Lauter leckere Speisen aus der Ostmark. Für die Gruppe der Mädchen über sechzehn wollte Heidrun Czech versuchen, gemeinsam mit einem Jungenlager in der Nähe der Stadt einen Tanzkurs einzufädeln. Aus Alt mach Neu hieß das Thema einer Arbeitsgruppe, die Kleider aus abgelegten Sachen nähen sollte. Erste Hilfe, einfache
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