Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
medizinischen Maßstäbe hier nur sehr bedingt galten.
    Die Energiewerfer waren besetzt, zwei Männer übernahmen wieder die Wache in der Kanzel.
    Die anderen hielten sich in dem großen Frachtraum auf oder beteiligten sich, soweit sie dort keinen Platz fanden, über die Kommunikationsanlage an der Versammlung. Es ging um das Schicksal aller, um die Frage, ob sie hierbleiben oder versuchen sollten, mit der »Terra« einen anderen Platz zu finden. Charru schilderte die Lage so ruhig und leidenschaftslos wie möglich - einschließlich der Tatsache, daß es ihnen der Verlust des letzten Beibootes unmöglich machen würde, vor einer neuen Landung die Gegend zu erkunden.
    Ein entscheidender Punkt.
    Weite Teile der Erde waren verseucht. Von Strahlung, von Chemikalien oder von mutierten Viren wie zum Beispiel jene Urwälder im Herzen Afrikas. Und jede Landung barg die Gefahr, daß die alte Ionen-Rakete beschädigt wurde und vielleicht nicht wieder starten konnte. Aus diesem Grunde waren sie damals zuerst auf Luna gelandet, um sich Beiboote zu beschaffen, und das Argument hatte nichts von seiner Überzeugungskraft verloren.
    Für Lara war das Ergebnis der Abstimmung keine Überraschung.
    Sie hatte gewußt, daß die Menschen bleiben wollten. Sie selbst stimmte dafür, weil sie die Gefahren einer Landung auf unbekanntem Terrain am besten kannte. Ein Teil der Tiefland-Krieger, vor allem die Nordmänner mit ihrem wilden, kampflustigen Temperament, wollten sich einfach nicht Bar Nergals Drohung beugen. Und wieder andere weigerten sich beharrlich aufzugeben, was sie gerade erst gefunden hatten: eine Heimat, in der sie bereits Wurzeln zu schlagen begannen.
    Für eine Weile ging die Debatte noch heftig durcheinander, nachdem die Entscheidung bereits gefallen war.
    Lara und Indred versuchten erst gar nicht, die Kranken zur Rückkehr in das Lazarett zu bewegen, wohin sie eigentlich gehörten. Jarlon und Erein schilderten ausführlich, was sie mit Shamala und Bar Nergal gemacht hätten, wäre ihnen deren Auftauchen nicht entgangen. Die Kinder und Halbwüchsigen hatten sich in einer Nische zusammengedrängt. Robin stand etwas verloren an der Wand. Dayel und Jerle steuerten fast gleichzeitig auf ihn zu, um ihn in den Kreis der anderen zu ziehen.
    Der Blinde schauerte. »Er ist böse,« murmelte er. »Ich weiß es.«
    »Wer?«
    »Bar Nergal. Ich ... ich glaube, ich hasse ihn.«
    »Ich auch,« knurrte Jerle Gordal. »Jemand sollte hingehen und ihn endlich niederstechen, so wie er es verdient.«
    »Und warum tun wir es dann nicht?« fragte Dayel.
    Jerle starrte ihn an. Er war gerade achtzehn geworden, kaum zwei Jahre älter als der junge Akolyth. In Dayels blassem Gesicht stand ein trotziger Zug. Jerle fuhr sich mit allen fünf Fingern durch das glatte blonde Haar und zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht. Das sagt sich so leicht dahin. Wir hätten endlich Ruhe, das stimmt. Aber Charru würde es nicht zulassen.«
    Dayel schwieg.
    Mechanisch folgte er Robin und Jerle zu den anderen. Sofort wurden sie in ein lebhaftes Gespräch gezogen. Nur Robin spürte, daß Dayel nicht zuhörte, und tastete haltsuchend nach dem Arm des Freundes.
    Dayel starrte ins Leere und grübelte.
    Bar Nergals Gesicht stand vor ihm. Der Oberpriester würde nicht aufhören, sie zu bedrohen. Und dabei war alles so einfach. Dabei brauchte nur jemand den Entschluß zu fassen, allein und auf eigene Faust zu handeln.
    Vielleicht konnte er, Dayel, auf diese Weise die Schuld gutmachen, die er immer noch mit sich herumschleppte.

VI.
    Lautlos bewegte sich Cris durch die Dämmerung.
    Vor ihm, ein schwarzer Schatten gegen den schimmernden Schnee, öffnete Marius Carrisser gerade die Luke seines Beiboots. Immer wieder zog er sich zu diesem Fahrzeug zurück. Er mußte dort eine Möglichkeit haben, mit denjenigen zu sprechen, die noch höher standen als er. Und Cris wollte wissen, was er ihnen zu sagen hatte.
    Undeutlich sah er, wie sich Carrisser innerhalb der Kuppel über das Kontrollpult beugte.
    Der Junge schlug einen Bogen. Erst als er sich im Rücken des Uraniers befand, verließ er die Deckung zwischen den Ruinen. Vorsichtig, damit der Schnee unter seinen Füßen nicht knirschte, schlich er zu dem Beiboot hinüber und duckte sich tief in den Schatten des Fahrzeugs.
    Carrissers Stimme drang nur als unverständliches Gemurmel aus der Kanzel.
    Cris biß sich auf die Lippen. Sein Blick glitt über den ringförmigen Wulst, der sich um das Beiboot zog und die Kuppel schützte,

Weitere Kostenlose Bücher