Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
davongetragen, aber er war nicht ernsthaft verletzt.
Auch Hakon konnte die zerstörte Kanzel auf eigenen Füßen verlassen, nachdem er wieder zu sich gekommen war.
Auf das Beiboot würden sie in Zukunft verzichten müssen. Und damit auf jede Möglichkeit, Erkundungsflüge zu unternehmen und vielleicht einen neuen Platz für die »Terra« zu finden. Charru starrte dorthin, wo sich der Schlupfwinkel der Priester als schwarzer Klotz in der Dämmerung abhob. Er ballte die Fäuste.
Was er in diesen Sekunden empfand, war kalter, unverhüllter Haß.
Aber er wußte, daß sich Bar Nergal jetzt bestimmt nicht mehr in seine Nähe wagen würde.
*
In den schwarzen Augen des Oberpriesters und den gelben Raubtierlichtern Charilan-Chis glitzerte der gleiche Triumph.
Die Katzenfrauen, soweit sie nicht an der Aktion unter Cirans Führung beteiligt gewesen waren, starrten verständnislos auf das zerstörte Beiboot und die hastenden Gestalten. Chaka und Che hatten beim Geräusch der Explosionen ihre Arbeit im Stich gelassen, um nachzuschauen, was geschah. Auch Cris war da: geisterhaft bleich, sichtlich am Ende seiner Kraft, aber aufrecht und beherrscht, als habe die grausame, demütigende Prozedur einen rebellischen Stolz in ihm geweckt, den er vorher nie gekannt hatte.
Marius Carrisser stand mit hängenden Armen vor dem Lagerhaus und beobachtete ungläubig die Szene.
Er brauchte Minuten, um mit der Wut fertig zu werden, die in ihm aufstieg. Sinnlose Wut. Mit diesem Wahnsinnigen in seiner roten Robe konnte man nicht diskutieren. Und man konnte ihn nicht steuern, nicht kontrollieren - es sei denn, man verstand seine kranke Psyche besser, als es Carrisser möglich war.
Der Uranier zwang sich zur Ruhe.
»Wozu sollte das gut sein?« fragte er kalt.
Bar Nergal fuhr herum. Der Triumph ließ seine Stimme schrill klingen. »Sie werden sich unterwerfen! Sie werden begreifen, daß wir mächtiger sind, sie ...«
»Unterwerfen? Wer spricht von unterwerfen? Sie sollen liquidiert werden - getötet.«
»Sie werden meine Sklaven sein,« flüsterte Bar Nergal. »Sie werden zu meinen Füßen kriechen und ...«
»Sie werden das Schiff starten, wenn sie bei Verstand sind,« fiel ihm Carrisser ins Wort.
»Nein! Nein! Das wagen sie nicht! Sie wissen, daß wir sie dann vernichten.«
»Aber wir können jetzt noch gar nicht ...«
Carrisser verstummte, weil er einsah, daß die Worte verschwendet waren.
Nichts und niemand vermochte den Oberpriester aufzuhalten. Und wenn die »Terra« startete, konnte er, Carrisser, den Auftrag des Präsidenten nicht mehr erfüllen. Er mußte diesen Start verhindern, irgendwie.
Die Kampfstaffel!
Sie wartete auf Luna und konnte sehr schnell in einen Orbit um die Erde einschwenken. Das war nicht geplant gewesen, aber es brauchte ja nicht unbedingt bekannt zu werden. Er, Carrisser, konnte die drei »Deimos«-Schiffe in Marsch setzen, weil er angeblich wieder mit dem Beiboot andocken wollte. Falls die »Terra« dann wirklich startete, würde alles sehr schnell gehen. Und was das wichtigste war: die fällige Meldung an die Basis würde dem zurückkehrenden Kommandanten überlassen bleiben.
Die Besatzung mußte ohnehin einer Teilamnesie-Behandlung unterzogen werden.
Keinem der Männer würde später auch nur bewußt sein, daß in seinem Gedächtnis etwas fehlte. Natürlich war und blieb es einfacher, das Schiff mit der ferngelenkten Rakete zu zerstören. Aber angesichts von Bar Nergals Amok-Stimmung erschien dem Uranier eine Rückversicherung dringend nötig. Immer vorausgesetzt, daß der Präsident seinen Plänen zustimmte.
Schweigend, mit zornverzerrtem Gesicht wandte er sich ab und strebte seinem versteckten Beiboot zu.
Er brauchte sofort eine Funkverbindung zum Mars. Danach konnte er dann immer noch versuchen, den Oberpriester zur Vernunft zu bringen. Eilig stapfte er durch den Schnee und ließ sich dabei noch einmal alle Aspekte durch den Kopf gehen.
Die schattenhafte Gestalt, die ihm in einiger Entfernung folgte, bemerkte er nicht.
*
Lara schiente Karsteins gebrochenen Arm und sprühte eine Schicht von medizinischem Schaum auf, die binnen Sekunden steinhart wurde.
Der Nordmann hatte so lange geflucht, bis ihm Indred von Dalarme vorschlug, sich selbst zu verarzten. Jarlon, Erein und Konan ging es bereits etwas besser. Der Zorn über das, was geschehen war, brachte sie vollends auf die Beine. Lara sparte es sich zu protestieren. Sie teilte das Leben der Terraner schon lange genug, um zu wissen, daß ihre
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