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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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erfahren. Selene hatte Stellung bezogen, die Einwände ihrer Tochter übergangen wie auch die Wünsche ihres Volkes. Zorn und Scham vermengten sich in Berenike und richteten sich auf die kleine Gruppe, zu der sie nicht gehören wollte.
    Aurora hatte sie zusammengeführt. Die Hexen hatten dem alten Volk schon ein Mal Unglück gebracht. Es würde sich wiederholen. Obwohl sie davon überzeugt war, konnte Berenike keine Wut auf diese Strega empfinden. Wie sollte sie auch zornig werden gegen eine Frau, die sich zu diesem Treffen so dick gegen die Kälte vermummt hatte, als ging es zu einem Gewaltmarsch nach Sibirien, und dadurch eine Schwäche zeigte, die die anderen nicht besaßen? Wirklich schwach war Aurora natürlich nicht. Sie hatte einen weiteren Vollmondzyklus an der Seite ihres Gefährten bewältigt, sie gewann Tag um Tag mehr an Energie und Stärke. Berenike wusste sehr genau, was sich hinter dem bleichen Gesicht mit der vor Kälte roten Nase an Magie verbarg. Aurora Braglia war ein Phänomen. Oder, wie ihre Mutter es ausgedrückt hatte: „Wären Werwölfe wie Hexen nicht darauf aus gewesen, ihren Pakt zu vergessen, gäbe es das alte Volk schon lange nicht mehr.“
    Die Wahrheit dieser Worte zeigte sich nicht allein an Aurora, sondern auch an Ruben, ihrem Gefährten. Er strahlte eine beängstigende Ruhe aus und schien gleichzeitig zu verwildern. Der Wolf in ihm verbarg sich nicht länger. Er zeigte sich in seinen Augen, in einem graugrünen, durchdringenden Blick. Selbst Werwölfe nutzten im Winter den Schutz warmer Mäntel, doch er trug zu seinen Hosen einzig das Hemd eines Bauern. Ohne Jabot, ohne Spitzenmanschetten, sogar ohne Ärmel. Sie musterte seine bloßen Oberarme, die Ausgewogenheit der modellierten Muskeln und Sehnen unter glatter Haut. In ihm brannte die Magie einer Strega und schützte ihn vor dem beißenden Wind. Sein Haar fiel wirr auf seine Schultern, umrahmte ein Gesicht, aus dem der wache Ausdruck eines Raubtiers nicht mehr wich. Aus dem Lebemann und Vagabunden, der nach Zerstreuung suchte, war ein Alphawolf geworden, der seine Laster abgestreift hatte und sehr bald ein eigenes Revier und den Respekt eines Rudels beanspruchen würde. Tizzio di Mannero könnte sogar Rom an ihn verlieren.
    Ihr Blick wanderte weiter zu dem roten Wolf. Dessen Miene besaß so viel Ausdruck wie eine Totenmaske. Wenn sich überhaupt etwas daran ablesen ließ, war es eine zunehmende Überheblichkeit und die Weigerung, die Tatsachen zu erkennen. Die Rivalität, die er Ruben gegenüber empfand, war mit Händen zu greifen. Irgendwann würde er ihn zum Duell herausfordern, und so wie er aussah, glaubte er daran, es gewinnen zu können. Berenike hätte darüber gelacht, aber sie gönnte Ruben ebenso wenig einen Sieg wie dem roten Wolf. Für sie ergab ein Kampf zwischen den beiden lediglich dann Sinn, wenn sie sich gegenseitig umbrachten. Eine geringe Hoffnung, auf die sie sich nur kurz konzentrierte.
    Stattdessen maß sie Selene ab. Allzu schnell war sie Micas Einflüsterungen erlegen und seit einigen Wochen rühmte sie sich, eine Strega angeleitet zu haben. Dabei hatte sie Geheimnisse verraten, die einzig dem alten Volk zugänglich sein sollten. Dadurch war Aurora dem Hexenfeuer gewachsen. Selene erhoffte sich Großes von ihren Lektionen. In Berenike war ein Zwiespalt, mit dem sie nicht umgehen konnte. Einerseits wünschte sie ihrer Mutter eine Enttäuschung, die Micas Pläne zunichtemachte. Andererseits würde es Auroras Tod bedeuten und diesen Wunsch hegte sie nicht. Sie hasste diese Zerrissenheit. Selene, Mica und den Werwölfen gab sie die Schuld. Ihr Widerwille hatte sie allerdings nicht davon abgehalten, dieser Zusammenkunft beizuwohnen.
    Sie standen schon eine ganze Weile auf dem Hügel. Jeder schien darauf zu warten, dass ein anderer den Anfang machte. Mica, der selbst in dieser Neumondnacht mit seinem hellen Goldhaar hervorstach, nickte schließlich Aurora zu. Seine stumme Aufforderung führte zu einigen unregelmäßigen Atemzügen. Nein, sie konnte Aurora nichts nachtragen. Sie war so machtvoll in ihrer Magie und doch so aufgewühlt, wenn sie zur Wortführerin gemacht wurde.
    „Also“, hob Aurora zögernd an. „Also, Ruben und ich haben uns überlegt … Ruben kann es besser erklären.“
    Eine winzige Handbewegung zu ihm und Ruben sprang für sie in die Bresche. Tizzio grunzte abfällig, als Ruben gen Rom wies. Die Stadt war zu Lichtpunkten in der Nacht geschrumpft.
    „Unser Gefecht mit den Larvae darf nicht

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