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Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes

Titel: Söhne der Luna 2 - Die Braut des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Wegner
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war. Die Erinnerung mischte sich in seinen endlos kreisenden Gedankenstrom und ging darin unter. Contessina schlang die Beine um seine Hüften und knabberte an seinem Hals. Unkoordiniert zerrte er an seiner Hose. Der oberste Knopf riss. Ruben sah ihn zu Boden trudeln, direkt zwischen seine Füße. Anstatt jedoch klickend aufzutreffen, löste der kleine Knopf eine ohrenbetäubende Detonation aus.
    Contessina rutschte vom Sockel, duckte sich seitlich fort und ging hinter der Statue in Deckung. Ruben stand da – mit offener Hose – und staunte. Was für ein Rausch! Er befand sich im Zentrum eines Infernos aus fliegenden Funken. Winzige Stiche trafen seinen Rücken und die Schultern. Ohne zu begreifen, woher sie kamen, verfolgte er den Flug der Splitter quer durch den Saal. Ein fulminantes Spektakel, das ihm das Gefühl gab, mitten in Sternenstaub zu stehen. Trotz der Schmerzen in seinem Rücken lachte er auf. Alles glitzerte und funkelte. Es brauchte einen Moment, bis durch den Opiumnebel seines Verstandes hindurchsickerte, dass die großen Spiegel an den Wänden explodiert waren. Einige Zacken ragten scharf aus den Rahmen. Jetzt wusste er, was in seinem Rücken steckte. Spiegelglas. Erst dann entdeckte er die Ursache der Zerstörung, und sein Gelächter erstickte auf halbem Wege in seiner Brust.
    „Aurora?“
    Keine andere war es. Ihre Locken spreizten sich, bildeten verdrehte Hörnchen aus Silberblond auf ihrem Kopf, als sei sie in einen Sturm geraten. Was wohl irgendwie auch zutraf. Es sah ulkig aus, solange er ihr nicht in die Augen sah. Das Grau war zu einem Abgrund aus Schwarz geworden. Sie hatte die Spiegel zerstört, und da ihre Arme herabhingen, hatte sie dazu nicht einmal den Finger strecken müssen. Noch immer regneten vereinzelte Splitter herab und klirrten zu Boden. Ruben senkte den Kopf, gewahrte seine offene Hose und nestelte hastig an den Knöpfen.
    „Ich war bereit, dich zu verstehen, dir zu verzeihen“, fegte ihre Stimme über ihn hinweg. „Offensichtlich liegt dir nichts daran. Um jeden Preis willst du mich verletzen und demütigen.“
    Ihre schrille Hexenstimme war schlimm gewesen, doch nichts gegen das Knistern in ihrem dunklen Tonfall. Auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut.
    „Warum bist du nicht bei Selene?“, fragte er, um überhaupt etwas zu sagen. Klug war es nicht. Das Opium flößte ihm die falschen Worte ein.
    „Weil ich nicht ahnen konnte, dass dir meine Abwesenheit so gelegen kommt, dass du Contessina verführst. Entschuldige meinen Mangel an Zartgefühl.“
    „So ist es nicht.“ Er wagte einen kurzen Blick zu ihr. Der Wolf in ihm klemmte den Schweif ein.
    „Mir ist es gleich, was du treibst oder mit wem. Ich werde dir künftig nicht im Wege stehen.“
    „Aurora, es ist nichts vorgefallen.“
    „Ich bin nicht blind.“
    Ungeschickt kämmte er durch sein Haar. Glassplitter fielen heraus, landeten auf seinen Schultern und klimperten zu den anderen am Boden. „Es war nur ein Kuss.“
    „Nur? Das sieht dir ähnlich.“
    Er suchte angestrengt nach einer Rechtfertigung in dem Durcheinander, das sie ausgelöst hatte. Selten war er so gründlich und schnell heruntergeputzt worden. In seiner Not wandte er sich an Contessina. Beschämend, aber er wusste nicht weiter.
    „Contessina, sag ihr, dass nichts vorgefallen ist.“
    Die junge Rudelwölfin kauerte hinter dem Sockel und schüttelte den Kopf. Sie würde nicht hervorkommen und den Zorn einer Hexe auf sich lenken.
    Aurora ballte die Fäuste. „Jedes Wort von dir ist den Atem nicht wert, den du dazu brauchst. Du bist ein gemeiner Schurke.“
    Auf dem Absatz machte sie kehrt und stürmte davon. Er stand in einem Scherbenhaufen wie ein begossener Pudel. Das ging nicht an. Er war ein Alpha, ein Garou und ein Krieger. Sein Gebrüll hallte durch den Saal. „Aurora! Bleib stehen. Du wirst nicht wieder davonlaufen!“
    Sie war längst fort. Er setzte ihr nach. Es wurde zu einer Treibjagd durch den Palazzo. Aurora hatte einen Vorsprung, der sich nur allmählich verringerte. Diesmal würde sie ihm keine Tür vor der Nase zuschlagen und ihn aussperren. Er setzte über ein Geländer, anstatt einen Umweg über die Stufen zu nehmen und holte auf. Tizzio kam aus einer Tür und machte einen Satz zurück,als er Aurora auf sich zurennen sah. Ohne eine Erklärung abzugeben, preschte Ruben an dem roten Wolf vorbei und setzte zum Endspurt an. Die letzten Meter auf dem Gang zu ihrer Zimmerflucht wurden zu einem Wettlauf. Er warf sich nach

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