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Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Das geheimnisvolle Tattoo (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Hand strich er mir sanft über die Haare, während er meine Kehle fester zudrückte.
    „Aber warte, ich befreie dich von deinen Qualen.“
    Ich konnte es nicht fassen, aber er langte tatsächlich nach seinem Messer, das neben ihm auf dem Parkett lag.
    „Es geht ganz schnell.“
    Ich wollte schreien, aber es ging nicht. Mit weit aufgerissenen Augen sah ich, wie er das Messer an meinem Mund führte.
    „Aufmachen, Sohn.“
     

35
     
    Im nächsten Moment hörte ich ein lautes Krachen, sah seinen überraschten Ausdruck, dann nur noch die Wohnzimmerdecke. Meine Mum hatte ihm eine schwere Keramikvase gegen die Schläfe geschlagen. Ich war frei. Ich konnte wieder atmen. Sie half mir auf die Beine. Der General lag auf dem Rücken, das Rot in seinem Gesicht vom Blut noch unterstrichen. Ich konnte es nicht glauben, aber er lachte wieder.  
    „Meine Lieben, ich habe ganz vergessen, dass ich einen Zwei-Fronten-Krieg führe. Für diesen Fauxpas muss ich wohl einen meiner Orden wieder abgeben.“
    Schockiert blieben wir stehen, während er sich auf die Seite drehte und bemühte, aufzustehen.
    „Aber das wird nicht wieder vorkommen.“
    Er lag genau vor dem Durchgang zum Flur, aber er schien noch benommen zu sein.
    „Lauf, Mum. Hol Hilfe!“
    Da ich wusste, dass sie mich nicht mit dem General allein lassen wollte, gab ich ihr einen Stoß. Der Impuls kam einer Überzeugung gleich. Sie rannte und sprang über meinen Vater hinweg – aber wir hatten uns beide verrechnet. Unerwartet schnell drehte sich der General auf den Rücken und packte meine Mum am Fußgelenk. Mit einem festen Ruck riss er sie zu Boden. Sie fiel auf die Trümmer des kleinen Ziertisches.
    Ich reagierte trotz meiner Panik nicht ganz unüberlegt. Ich griff nach einer kleinen Tiffanylampe auf dem Sekretär gegenüber dem Sofa, riss das Kabel dabei heraus und schleuderte sie nach ihm. Sie traf meinen Vater direkt am Schädel. Er schrie auf, ließ meine Mum los, hielt sich den Kopf. Endlich ein Zeichen der Verletzbarkeit. Dann warf ich mich auf ihn. Ich umklammerte die Hand mit dem Messer.
    „Los Mum, lauf! Bitte! Lauf!“
    Mühsam kam sie auf die Beine.
    „Julian ...“
    „Hol Hilfe, um Gotteswillen“, schrie ich, derweil der General versuchte, seine Hand loszubekommen und mich wegzudrücken.     Sein Gesicht war mittlerweile nur noch eine blutrote, matschige    Masse, aus der lediglich die Augen herausstachen wie zwei Schneebälle in der Hölle.
    Meine Mum zögerte einige wertvolle Sekunden, aber sie schien die Zeit damit anzuhalten. Für einen Augenblick war es so, als trete absolute Stille ein. Ihr Gesicht, ihr Blick, zeigte Trauer und Hoffnung zugleich. Und noch etwas anderes. Heute weiß ich, dass es ein Abschied war, stumm und doch liebevoll. Menschen, die einander so nah sind, benötigen keine Worte.
     
    Dann geschah alles gleichzeitig. Sie drehte sich um, hastete laut um Hilfe rufend zur Tür und rannte hinaus auf unsere Einfahrt, während sich die Haustür hinter ihr unbarmherzig schloss. Abgelenkt wie ich war, schleuderte mich mein Vater zur Seite. Wie Kistenteufel schnellten wir zeitgleich auf die Beine, sechs Fuß voneinander entfernt, beide stark lädiert.
    Er griff zu seinem Gürtel und zog seine Waffe heraus.
    „Mein Sohn, im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Vergiss das nicht in deinen letzten Sekunden. Wir sehen uns ...“
    „... in der Hölle wieder!“
    Mit diesen Worten sprang ich ihm verzweifelt entgegen. Mein einziger Gedanke in diesem Moment galt Alain. Ich liebe dich . Dann fiel der Schuss.  
     

36
     
    Er hatte die Waffe tief gehalten. Die Kugel trat unter meinem Schlüsselbein ein und über meinem Schulterblatt wieder aus. Der Aufschlag riss mich herum, aber ich traf ihn mit der rechten Schulter am Brustkorb. Statt zu fallen, klammerte er sich an mir fest. Für den Bruchteil eines Flügelschlags standen wir da wie Vater und Sohn, in inniger Umarmung.
    Dann ließ er los. Keine Regeln , dachte ich und schlug mit dem Unterarm gegen seinen Kehlkopf. Die Wirkung war unglaublich. Er ließ das Messer fallen – die Pistole blieb unbrauchbar an seinem Abzugsfinger hängen – und gab röchelnde, blubbernde Laute von sich, gepaart mit einem kreischenden Schrei. Er fiel auf die Knie, massierte seinen Hals mit beiden Händen, während seine Dienstwaffe blödsinnig vor ihm auf- und abtanzte. Flüssigkeit rann an seinem Kinn herab. Ich werde dieses Bild niemals vergessen.  
    Entsetzt machte ich ein paar Schritte zurück.

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