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Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
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Gewohnheiten bricht man nicht so leicht. Zu meiner Überraschung hatte ich das deutliche Gefühl, dass Sinh mich genau fixierte, während ich dort auf dem Boden rumrutschte. Als ich mit der Mappe in den Händen aufstand, wandte er sich den Gemälden in der Ecke zu. Ich ließ ihn gewähren, legte die Mappe auf mein Bett und setzte mich im Schneidersitz daneben, ein Bein ausgestreckt. Nun beobachtete ich Sinh, wie er wortlos ein Bild nach dem anderen in der Ecke betrachtete. Er stand leicht gebückt da und ein schmaler Streifen seines freien Rückens lugte zwischen Hosenbund und hochgeschobener Lederjacke durch. Ein dünner Schweißfilm glänzte auf seiner karamellbraunen Haut. Ich spürte wieder dieses Kribbeln. Bei einem der Gemälde hielt er inne.  
    „Das hier ist ja voll fab!“
    Aha, so heißt das jetzt. George Harrison wäre zufrieden. Zu jeder Farbe des Bildes hatte ich Grün gemischt. Es zeigte Alain und mich als Satyrn, in einer sonnigen, bewaldeten Umgebung,  
    „Das ist echt fab, G-Man“, wiederholte er noch einmal. „Du bist voll der Künstler.“
    „Ich würde mich eher als Zeichner oder Maler bezeichnen, Künstler entleeren heutzutage doch nur noch den Inhalt ihrer Mülleimer auf Leinwänden.“  
    „Markig! Was hast du da noch?“
    „In der Mappe sind noch ein paar Skizzen und Zeichnungen.“
    Er beließ die Keilrahmen, wo sie waren, kniete sich vor das Bett, stützte seine Ellenbogen auf meinen ausgestreckten Unterschenkel und öffnete die Zeichenmappe. Seine Berührung, mit einer unglaublichen, jugendlichen Selbstverständlichkeit ausgeführt, ließ mich leicht zittern. Der Geruch seiner Lederjacke vermischte sich mit dem der Rosen zu einem süßlich-herben Duft – verführerisch in seiner Art.  
    Mit ungespieltem Interesse betrachtete er die Skizzen der vergangenen Jahre, das Produkt des Zeitübermaßes eines beinahe unsterblichen Mensches. Daher keine Kunst im herkömmlichen Sinne. Bei jedem Umblättern streifte das Leder seiner Jacke meinen Fußrücken, was es wirklich kompliziert machte, mich zu konzentrieren. Ich versuchte, mich auf sein Gesicht und dessen Mimik zu konzentrieren, um unabhängig des Gesagten eine objektive Kritik zu erhalten, aber alles, was ich wirklich erfasste, waren seine vollen Lippen und sein sinnlicher Schlafzimmerblick. Und wie ein besonders gutes Omen, das Geräusch des Regens, des grollenden Donners und die mit ihnen einhergehende frische Luft.  
    „Das ist wieder dieser Alain, stimmt’s?“
    „Ja, stimmt. Da habe ich mal einen anderen Zeichenstil ausprobiert.“  
    Sinh zog seine linke Hand unmerklich zurück und legte sie auf meinen Oberschenkel, während er mit der rechten Hand weiterhin die Zeichnungen umblätterte. Dann verstärkte er ganz seicht den Druck seiner Finger. Nervös rutschte ich in eine etwas andere Position, verwirrt über richtig oder falsch interpretierte Signale. War Sinh nun der Nachfolger, oder nicht? Und falls ja, war es nicht meine Aufgabe, ihn zu verführen? Wie war das mit Alain? Wie mit seinen Vorgängern? Ich wusste so wenig. Gott, ich würde es verpatzen, so oder so.  
    Und so oder so richtete Sinh sich nach Durchsicht der Hälfte der Zeichnungen auf, aber immer noch vor mir kniend.
    „Dein Style ist voll fab. Machst du auch Tattoos?“
    „Tja, bislang noch nicht.“
    „Ich habe deine Rose gesehen. Sieht gut aus. Ich habe auch ein Tattoo, willst du es sehen?“
    „Äh, klar.“
    Wie ein Kistenteufel sprang Sinh auf die Beine, drehte mir den Rücken zu und ließ seine Lederjacke runtergleiten. Auf seiner Wirbelsäule prangte ein elegant geschwungenes Kreuz, dessen unterer Teil in einer Dolch- oder Schwertklinge endete. Die Details waren hervorragend, Licht und Schatten stimmten hundertprozentig und ließen das Bild so plastisch aussehen, als würde die Waffe vor seinem Rücken schweben. Der Wellenschliff der Klinge schien eine Bildergeschichte über heroische Taten zu erzählen. Aber mehr noch achtete ich auf seine definierte Rückenmuskulatur, die durch den Schweißfilm wie eingeölt glänzte und im Spiel des Lichts Creme-, Ocker- und Brauntöne widerspiegelte.  
    „Das hat Daxx gemacht.“
    „Dein Bruder?“
    „Klar! Er kann richtig fab zeichnen. Und stechen. Gefällt’s dir?“
    „Es ist wirklich gut.“
    Mit einem Ruck zog er seine Lederjacke wieder hoch und drehte sich um. Zum ersten Mal seit unserer Begegnung sah ich Sinh von Herzen lächeln.  
    „Daxx ist voll begabt. Ich kann leider nur malen und

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