Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)

Titel: Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thorsten Bonsch
Vom Netzwerk:
einfach auf dich zukommen. Alles wird so laufen, wie es laufen muss, vertrau mir.“
    Ich starrte in unendliche Ferne. Die Trockenheit in meinem Mund hatte sich in einen Kloß verwandelt, der mich nicht einmal schlucken ließ. Alain sagte nichts, sah mich aber so intensiv an, als würde er mich analysieren, wie ein Versuchstier.
    „Julian?“
    Eine Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief mit grausamer Gemächlichkeit meine Wange herab.  
    „Julian?“
    Ich biss die Zähne zusammen und presste meine Lippen aufeinander. Sie zitterten. Alain legte seine Hand auf meine Schulter.  
    „Hey, Großer, was ist denn los?“
    „Nichts. Es ist nur ...“, begann ich mit einer piepsigen Stimme. Ich atmete stoßweise. Alain knetete sanft meine Schulter.
    „Es ist nur, dass ich ...“
    Mit einer für ihn untypisch ruhigen und tiefen Stimme sprach Alain weiter. Ich hatte sie bei ihm nur ein Mal gehört, und das war bei unserer Trennung im Oktober gewesen.
    „Ist ja gut. Shhht. Ich weiß, wie das ist.“
    „Ich liebe dich“, bellte ich, schlang meine Arme um Alain und drückte ihn so fest ich konnte an mich.
    „Ich weiß. Ich weiß. So ist es und daran wird sich auch nichts ändern. Der Alain, den du kennst und der ich einmal sein werde, empfindet genau so für dich. Nichts kann das ändern.“  
    Sein letzter Satz war meine Rettungsleine, ein dünner Faden gesponnen aus silbernem Haar, unzerstörbar und Hoffnung gebend. Die unglaubliche Macht der Worte. Trotzdem brachte ich nicht mehr als ein Wimmern heraus.  
    „Ich schaffe das nicht.“
    „Doch, das tust du.“
    Ich vernahm einen leisen Bruch in seiner Stimme, ein beinahe unmerkliches Schwanken.
    „Julian, du wirst dich wieder verlieben. Gib dir Zeit. Vergiss mich dabei nie, denn du weißt, wenn du die Villa verlässt, werden wir wieder zusammen sein. Du wirst, auf anderer Ebene, mit deinem Nachfolger zusammen sein. Und ebenfalls mit deiner Mom. Jedes von diesen Leben soll doch schön werden, oder?“  
    „Ja.“
    „Dann vertrau mir jetzt und tu, was getan werden muss. Glaub mir, alles wird gut enden. Es ist unsere Aufgabe. Okay?“
    „Okay.“
    Ich löste widerwillig die Umklammerung, zog die Nase hoch und legte meine Hände in den Schoß. Alain nahm seine Hand von meiner Schulter.
    „Du schaffst das, Großer. So wie wir alle. Und jetzt will ich ein Lächeln sehen.“
     
     

Sonntag, 17. Juni 2012 – 19:33 Uhr
    Cape Orchid
    Allgemeine Raumzeit  
    Neben mir lag noch immer die aufgeschlagene Zeichenmappe auf dem Bett. Ich wischte die dünne Salzkruste von meinen Wangen und zog wieder die Nase hoch. Ich hatte einmal im Fernsehen gesehen, dass das besser ist, als die Nase zu putzen, weil dadurch die Stirnhöhlen befreit anstatt verstopft würden. Aber das war schon Jahre her, vielleicht war die Medizin schon wieder zu ganz anderen Erkenntnissen gekommen.  
    Ich ließ das Gespräch zwischen Alain und mir noch einmal Revue passieren.  
    Doch, das tust du.
    Plötzlich wurde mir klar, warum seine Stimme gezittert hatte. Es war keine Unsicherheit bezüglich des Inhalts der Aussage. Wie konnte ich nur so oberflächlich gewesen sein? Beinahe selbstsüchtig? Ich hatte Alain am ersten Tag unseres Treffens besucht, genau an meinem Tag des ersten Treffens mit Sinh. Alain musste damals genau so, oder zumindest ähnlich, gefühlt haben wie ich. Zerfressen von Selbstzweifeln, noch immer verliebt in seinen Vorgänger. Trotzdem hatte er mir geholfen. Oh Gott! Warum war ich so schwach? Warum konnte ich nicht wenigstens ein bisschen so sein wie Alain, oder wie meine Mom, die sich all die Jahre tapfer gegen den General behauptet hatte? Der Trotz der Engstirnigkeit baute sich in mir auf. Gut so.  
    Stehe immer für das ein, an was du glaubst. Das ist wichtig. Lebe nie im Schatten.
    „Lebe nie im Schatten“, wiederholte ich laut. „Ich danke dir, Mom. Ich danke dir, Alain.“

Freitag, 22. Juni 2012 – 11:52 Uhr
    Cape Orchid
    Allgemeine Raumzeit  
    Fast eine Woche war zwischen dem ersten Treffen mit Sinh und mir vergangen. Ich hatte die Zeit genutzt, um Dina die Aufmerksamkeit entgegenzubringen, die sie benötigte, um mir nicht das Gesicht zu zerfetzen, hatte gemalt, geschrieben, komponiert und gelesen. Ich war nicht mehr bei Alain gewesen. Obwohl ich wusste, dass mein letzter Zeitsprung nichts bei ihm bewirkt oder verändert hatte, traute ich mich nicht, erneut bei ihm vorbeizuschauen. Ich wäre mir irgendwie schäbig vorgekommen. Ich wollte es allein

Weitere Kostenlose Bücher