Söhne der Rosen - Die rätselhaften Zwillinge (Gay Phantasy) (German Edition)
zwanzigste ...“
„... in der Kammer – Kammer – Kammer ...“
„... Du musst ... ... öffnet sich – sich – sich ...“
„... allein – allein – allein gehen ...“
„... versuche, zu – zu – zu kommen – kommen – kommen ...“
Das Gemisch der Stimmen traf mich von allen Seiten. Jede Silbe, jeder Vokal, jeder Konsonant tobte in meinem Kopf wie eine wildgewordene Bowlingkugel. Ich war unfähig, auch nur einen einzelnen Satz herauszuhören. Die Anzahl der Alains hatte sich indes verdreifacht, wenn nicht vervierfacht, alle sprachen gleichzeitig. Das Feuer hinter meiner Stirn verwandelte die Welt um mich herum in pures Weiß. Das letzte, was ich bewusst wahrnahm, bevor ich ohnmächtig wurde, waren die Worte Dr. Robert und helfen .
Sonntag, 24. Juni 2012 –
Cape Orchid -
Dunkelheit.
„Was jetzt?“
„Woher soll ich das wissen?“
„Ist er tot?“
„Quatsch. Ich habe doch gerade noch seinen Puls gefühlt.“
„Wir müssen einen Arzt rufen.“
„Hast du hier einen Computer gesehen?“
„Nein. Ich könnte zu uns rüberlaufen.“
„Warte noch.“
Ich spürte ein leichtes Klatschen an meiner Wange.
„He, wach auf. Komm schon.“
„Das bringt doch nichts. Ich hole jetzt Hilfe.“
„Moment! Da. Er blinzelt.“
Verschwommen sah ich den Umriss eines Mannes über mir. Gegen das Licht war er kaum mehr als ein Schatten. Seine Hand ruhte jetzt auf meiner Wange, irgendwie zärtlich. Alain. Mühsam hob ich meinen Arm und strich mit meinen Fingern über seinen Hals.
„Alain ...“
„Was hat er gesagt?“
„Weiß nicht.“
Eine zweite Person schob sich in mein Blickfeld, den Umrissen nach identisch mit der ersten. Bruchstückhafte Erinnerungen lösten sich wie ein Traum, der einem wieder einfällt. Unzählige Alains. Unglaubliche Schmerzen. Kein Traum.
„Nein. Oh nein. Bitte ...“
„Wach auf, G-Man.“
Die Hand an meiner Wange schüttelte sanft meinen Kopf. Die zweite Person ging in die Hocke. Jetzt, da sie sich nicht mehr im Gegenlicht befand, erkannte ich einen der Zwillinge. Er strich mir über die Haare.
„Alles klar, Julian? Geht es dir wieder gut?“
„Daxx?“
„Ja, Mann.“
„Welcher Tag ist heute?“ Déjà-vu .
Die Zwillinge blickten sich verständnislos an.
„Es ist Sonntag“, antwortete Sinh, der auf der Bettkante neben mir saß und dessen Hals ich noch immer streichelte. Als mir das bewusst wurde, ließ ich sie fallen. Sie landete auf seinem Oberschenkel, aber da er dagegen ebenso wenig Einspruch erhob, wie gegen die Berührung an seinem Hals, ließ ich sie, wo sie war.
„Was ist geschehen?“, sagte ich tonlos.
„Das wollten wir dich fragen.“
„Wir haben dich auf dem Fußboden gefunden.“
„Ja, du hast geblutet.“
„Geblutet?“ Ich muss bei der Frage entsetzt dreingeblickt haben, denn Sinh stieß seienen Bruder ärgerlich an.
„Nicht viel. Mach dir keine Sorgen. Du hast dich wahrscheinlich am Kopf gestoßen, als du umgefallen bist. Nicht weiter wild.“
Mein Entsetzen galt nicht der Verletzung als solcher, wie Sinh wahrscheinlich annahm, sondern der Tatsache, dass die Villa das Blut nicht absorbiert und meine Wunde sich nicht sofort geschlossen hatte. Ich versuchte, mich zu erinnern. Mir fiel der junge Mann mit dem Rüschenhemd wieder ein und die Begegnung mit meinen Eltern in unserer Küche. Das war ein Zeitsprung, ich konnte mich an die ursprüngliche Situation damals im Jahr 1997 erinnern. Aber ich hatte diesen Sprung weder bewusst herbeigeführt, noch war er überhaupt möglich, denn schließlich hatte ich dabei die Villa und das Grundstück verlassen. Ich war danach so durcheinander gewesen, dass ich sofort einen gezielten Sprung in die Vergangenheit gemacht hatte, um mit Alain zu sprechen. Dabei hatte ich nicht einmal bis zum Nachmittag gewartet, um mein Zeit-Jetlag zu vermeiden. Und dann ...? Die vielen Alains. Die letzten Brocken der schützenden Hülle um die schrecklichen Erinnerungen fielen ab. Ja, alles war durcheinander geraten. Unzählige Alains, von denen niemand den anderen bemerkt hatte. Und alle hatten gleichzeitig gesprochen.
Daxx hörte auf, durch meine Haare zu wuscheln und wischte mir Schweiß von der Stirn.
„Soll ich dir etwas holen?“, fragte er mit ernster Sorge in den Augen. „Etwas zu trinken, oder so?“
„Einen Kaffee, bitte.“
„Kommt sofort.“
Daxx sprang auf. „Für dich auch?“
Sinh nickte stumm. Als Daxx mein Zimmer verlassen hatte,
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