Soehne & Liebe der Nacht
seinen Rücken einschlug.
„Was bringst du uns da?“, hörte Amanda die Stimme eines zweiten Mannes, als sie durch das Schlosstor getragen wurde.
„Etwas Leckeres.“ Unsanft wurde Amanda auf die Füße gestellt, und schon hatte sie das Gefühl, sie würde in eine unendliche Tiefe aus Angst und Abscheu fallen.
Amanda sah in die Augen, die ihr vor sechs Jahren in diesem Schloss den Himmel versprachen.
„Jared“, hauchte sie noch, bevor es dunkel um sie wurde.
26
Unangenehmes Schweigen herrschte in Saphiras Motelzimmer, in dem sich mittlerweile alle versammelt hatten. Argwöhnisch hing Laras Blick an Henry, der in der Ecke des Raumes stand und sichtlich angespannt wirkte.
„Willst du uns nun sagen, wie wir Richard zur Hölle schicken?“, fragte Rafael ungehalten. Es beunruhigte ihn sehr, dass sich Amanda inmitten einer Schlacht zwischen Richard, den Söhnen der Nacht und den Avataren befand. So schnell wie möglich wollte Rafael Amanda in Sicherheit wissen.
„Gut, besprechen wir die Einzelheiten“, verkündete Saphira mit gemischten Gefühlen. „Vaters Plan sieht wie folgt aus: Ewan und ich werden Richard bei Kassandra erwarten. Ewan öffnet mit seinem Blut den Weg zur Unterwelt und mit seinem Blut wird er diesen Weg auch wieder verschließen. Ihr teleportiert euch um neunzehn Uhr ins Schloss. Henry, du wirst auf dem Schlosshof ein Pentagramm zeichnen. Dieses dient zur Verbannung von Lilith. Du öffnest und schließt das Tor durch dein Blut. Sobald Richard verbannt ist, stoßen Ewan und ich zu euch, die Söhne der Nacht werden wir durch ein Feuer vernichten. Noch Fragen?“
„Wieso töten wir Richard und Lilith nicht einfach mit einem Dolchstoß ins Herz?“, hakte Rafael nach.
„Weil sie trotz allem zur Familie gehören!“
„Schöne Familie“, murrte Gabriel.
„Ich werde mein Bestes geben, um diese Nacht zu unserem Triumph zu machen“, versprach Henry.
„Danke, Henry. Ich hoffe, auch mein Vater weiß deine Hilfe zu schätzen. Ich wünsche dir sehr, dass dein Traum in Erfüllung geht.“
Henry warf einen nervösen Blick zu Lara, die ihn fragend ansah. Hilfe suchend wanderten Henrys Augen zu Saphira.
„Ihr habt euch sicher schon gefragt, wo Cara ist“, begann Saphira zögernd, sich bewusst, welche Bombe sie platzen ließ.
„Mach es nicht so spannend“, forderte Lara ungeduldig.
„Cara befindet sich in der höchsten Ebene. Sie bittet Vater“, Saphira stockte kurz, „Diana und Henry ein gemeinsames Leben auf der Erde führen zu lassen.“
„Diana“, schluchzte Lara leise. Besorgt schaute Gabriel zu seiner Frau, die sichtlich nach Luft rang. Gabriel warf Henry einen wütenden Blick zu.
„Ganz offensichtlich bist du verrückt geworden“, fauchte er.
„Sei lieber nett zu Henry, hätte sich Vater gegen Ewans Hilfe entschieden und würde Henry uns nicht helfen, würde heute Nacht dein Blut fließen“, mahnte Saphira.
Lara löste sich von Gabriels Schulter. „Diana kehrt zurück. Ist das wirklich möglich?“, hauchte sie.
„Ich kann nichts versprechen, doch lasst uns das Beste hoffen“, erwiderte Saphira aufmunternd und erntete dafür Gabriels wütenden Blick. Das Letzte, was er wollte, war, dass in Lara falsche Hoffnungen geweckt wurden. Gerade erst hatte Lara den Tod ihrer Schwester verwunden und innere Ruhe gefunden. Saphira blieb unbeeindruckt.
„Ihr solltet Paul nicht länger mit dem Essen warten lassen. Ich suche Thomas auf, um zu sehen, wie es mit Kassandra läuft.“ Kurzerhand teleportierte sich Saphira aus dem Zimmer.
Rafael musterte Ewan und Henry. „Begleitet ihr uns?“, fragte er ironisch.
„Nein danke. Ich bin nicht hungrig“, erklärte Ewan.
„Nein danke“, erwiderte Henry freundlich, „ich habe Blut in Flaschen abgefüllt.“
27
Verbittert blickte Jared auf die Frau, die vor ihm im Staub lag. Sie war die Frau, die ihn vor sechs Jahren dazu verführt hatte, an etwas zu glauben, das sein Auftrag, die Welt zu vernichten, verbot. Damals war Jared auf der Durchreise in diese Kleinstadt gekommen und hatte eine Unterkunft für einen Tag gesucht, dessen Sonne ihn töten konnte. In einem baufälligen Schloss fand er damals Zuflucht, schon am nächsten Abend wollte er weiterziehen. Doch dann kam sie, Amanda, das schönste weibliche Wesen, das ihm je begegnet war. So war Jared geblieben, gegen seine Natur, gegen seine Pflicht und gegen sein Schicksal. Amandas Küsse ließen ihn vergessen, dass sie die Frau war, der er mit einem Dolch die Kehle
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