Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
die Frau so getan hätte, als wüsste sie von nichts, aber sie, Sarah, sei auf kein einziges Wort von ihr hereingefallen. Ich bat sie darum, mir zu sagen, wo sie diese Frau gesehen hat. Daraufhin lachte sie schelmisch und sagte, ich solle sie doch selber fragen. Obwohl heute die Schlüsselübergabe für Frau Aurelius stattfindet und ich ihr das zugesagt habe, halte ich es nicht aus und muss heute noch einmal in den Zug. Wenn ich sie dann wieder nicht sehe, gebe ich es auf, im Zug nach ihr zu suchen, und werde einsehen müssen, dass es einfach ein Zufall war, ihr dort, an diesem Tag, zu dieser Uhrzeit, begegnet zu sein.
„Katner, ich weiß, dass ich dich um diesen Gefallen nicht bitten kann, aber ich habe einer Frau zugesagt, bei der Schlüsselübergabe für die Bahnhofswohnung dabei zu sein. Ich kann aber leider nicht, möchte jedoch die Dame nicht enttäuschen und würde daher gerne dich, in meinem Namen, schicken.“
„Was? Schick die Krause oder irgendjemand von der Buchhaltung zu ihr. Was habe ich mit diesem Zeug zu tun?“
„Bitte, Katner, irgendwie ist es mir wichtig. Sie scheint sehr nett zu sein und zufällig hat sie diese Wohnungsgeschichte mit mir abgewickelt. Ich habe ihren Fall übernommen. Nun möchte ich nicht irgendjemand schicken.“
„Noah, das ist das erste und letzte Mal, dass ich so was mache. Wer ist diese Frau, die einen Sonderbeauftragten für die Schlüsselübergabe braucht?“
„Aurelius, Lea Aurelius. Ach ja, bevor ich es vergesse, die Kopie ihres Personalausweises wird sie dir mitgeben. Die Schlüsselübergabe findet heute Mittag um 15 Uhr statt.“
„Wieso mache ich so etwas? Sehe ich so aus, als hätte ich nichts Besseres zu tun? Ist schon gut Noah, aber nur, weil du mein bester Mann bist.“
„Danke Katner, du hast einen gut bei mir.“
„Ja, ja“, ist das Einzige, was er leicht genervt sagt, und legt den Hörer auf.
Wieder ist es kurz vor 15 Uhr und ich sitze abermals im Zug. Vielleicht ist sie ja heute hier. Außerdem lässt es mir keine Ruhe, dass Sarah sie so niedergemacht hat. Sicherlich ist sie völlig ahnungslos, und auch wenn sie mich vielleicht schon längst vergessen hat, möchte ich mich wenigstens für diese Unannehmlichkeiten entschuldigen und ihr zumindest die Reinigung für die Bluse bezahlen. Als Sarah mir gestern ihren Überfall auf diese Frau gestanden hat, blieb mir zum einen fast das Herz stehen und zum anderen kam große Freude in mir auf, weil ich wusste, dass sie irgendwo ganz in der Nähe sein muss.
Nun bin ich die komplette Strecke durchgefahren, doch von dieser Frau gibt es keine Spur. Enttäuscht steige ich aus, um auf einem anderen Gleis den Zug zurück zu nehmen. Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen kann, um sie zu finden. Wenn sie mich genauso wieder hätte sehen wollen, dann wäre ihr doch diese Idee mit dem Zug auch gekommen. Diese Erkenntnis trifft mich tief und in diesem Moment habe ich das Gefühl, das Vertrauen in die Liebe zu verlieren. Mein Handy klingelt – es ist Katner.
„Hallo“, sage ich gleichgültig und bedrückt.
„Noah? Ich wollte dir nur mitteilen, dass die Schlüsselübergabe bei Königin Aurelius erfolgreich über die Bühne ging. Ich habe ihr den Schlüssel in Seide eingepackt überreicht und sie war einverstanden, meiner Wenigkeit die Ausweiskopie zu überreichen. Ich hoffe, es ist alles zu deiner vollsten Zufriedenheit geschehen.“
„Danke Katner“, entgegne ich ihm traurig.
„Alles in Ordnung bei dir?“
„Natürlich.“
„Übrigens Noah, welchen Termin du auch immer hattest, du hast etwas verpasst: Sie ist heiß“, sagt Katner und scheint voller Freude darüber zu sein, diesen Termin der Schlüsselübergabe doch wahrgenommen zu haben.
Jetzt denke ich mir, dass er Recht hat und ich bestimmt etwas verpasst habe. Sie war sehr nett und gerne hätte ich sie einmal kennengelernt. Stattdessen mache ich meine Ehe kaputt und sitze fast täglich, völlig sinnlos, in diesem Zug.
Im Büro wieder angekommen, sehe ich einen Umschlag mit den Personalien von Frau Aurelius darin. Katner hat mir den Umschlag feinsäuberlich hingelegt, mit dem Vermerk:
„Schau mal hinein, sie sieht heiß aus.“ Das ist Katner. Wenn es um Frauen geht, spielt er solange den Macho, bis er merkt, dass er nie eine Chance hat. Ich halte den Umschlag in meinen Händen und muss lächeln. Soll ich ihn wirklich aufmachen? Gerade, als ich dabei bin, den Umschlag zu öffnen, um an ihre Personalien heranzukommen, kommt Frau Krause aus
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