Solange, bis ich dich finde: Roman (German Edition)
fordert sie mich auf.
„Ich … Also ich werde irgendwann, es wird bestimmt noch ein paar Wochen dauern … also …“
„Also was? Willst du es mir heute noch sagen?“
„Heiraten“, platze ich heraus und plötzlich herrscht Schweigen.
„Das mit Marco soeben fand ich nicht so witzig, also falls du mich jetzt verarschen möchtest …“
„Nein, das möchte ich nicht. Alfredo …“
„Dieser Alfredo also. Lea, was machst du schon wieder?“
„Anna, reg dich jetzt bitte nicht auf. Ich weiß, es ist viel zu früh, um zu heiraten, aber wir lieben uns und wohnen sogar schon zusammen.“
„Ihr macht was? Du hast mir nichts davon erzählt.“
„Die Zeit zum Telefonieren war nie da. Ich möchte, dass du zur Hochzeit kommst.“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt, aber zuvor werden wir mindestens hundert Mal telefonieren, und wenn du dann immer noch heiraten möchtest, dann komme ich.“
„Du bist toll, Anna.“
„Ich bin nur verrückt, denn normalerweise sollte ich jetzt wirklich in den Flieger steigen und sollte dich mitnehmen.“
„Bis dann, Anna“, verabschiede ich mich von ihr und bin froh, dass ich es hinter mir habe und Anna alles gebeichtet habe. Immerhin ist sie meine beste Freundin und es liegt mir sehr viel daran, dass sie hinter mir steht.
Seit zwei Wochen bin ich von einem Laden in den anderen unterwegs. Kerzen, Partylichter, Tausende von Servietten … Was für ein Glück, dass sich Alfredo um die Tische und Bänke sowie um einen großen Pavillon gekümmert hat. Das Schlimmste war es, bis ich endlich die passenden Schuhe zu meinem schwarzen Kleid gefunden habe. Wie sehr habe ich darauf gewartet, bis es endlich Samstag ist – und jetzt ist es so weit.
„Schatz, Ariel, wie lange brauchst du noch? Die meisten Gäste sind bestimmt schon da und wir als Gastgeber haben sie noch nicht empfangen. Was machst du denn immer noch vor dem Spiegel?“
„Ich habe es gleich. Es ist doch nicht so schlimm, wenn sie noch warten müssen …“
„Nicht so schlimm? Das ist furchtbar schlimm. Bald beginnt die Musik zu spielen, ohne uns.“
„Alfredo, bitte, mach doch nicht so einen Stress.“
„Du brauchst immer viel zu lange, Lea“, wirft mir Alfredo vor und knallt die Türe hinter sich zu. Seit wir nun zusammen wohnen, geht er mir viel mehr aus dem Weg. Manchmal frage ich mich, ob er mich immer noch heiraten möchte oder ob es doch besser gewesen wäre, wenn wir mit der Verlobung noch etwas gewartet hätten. Er gesteht mir zwar jeden Tag aufs Neue, wie sehr er mich liebt, aber sein Verhalten ändert sich zunehmend. Wenn ich daran denke, ihn zu heiraten, wird es mir mehr und mehr bange. Vielleicht ist Alfredo doch nicht der Mann für mein Leben.
Noah verfolgt mich immer noch, und wenn ich daran denke, wie sehr er mich verletzt hat, muss ich Alfredo einfach aus Trotz heiraten. Oft habe ich deshalb gegenüber Alfredo ein schlechtes Gewissen, doch er scheint glücklich zu sein, auch wenn seine Wutausbrüche zunehmen.
Das ist die eine Seite, die er anfangs vor mir versteckt hielt. Alfredo ist unberechenbar und launisch und ich bin eben, was meine Vergangenheit betrifft, nicht ganz ehrlich zu ihm. So haben wir beide unser Geheimnis voreinander, aber wichtig ist doch, dass wir uns lieben. Liebe ich ihn? Wieso kann ich nicht einfach „Ja“ sagen? Wieso weiß ich genau, dass es ein Fehler ist, ihn zu heiraten? Und warum mache ich es dennoch?
Ich glaube, die Antwort zu wissen: Wenn man einmal in seinem Leben weiß, wie sich wahrhaftige Liebe anfühlt, dann weiß man auch, wie tief man fallen kann. Ich bin gefallen und möchte einfach wieder glücklich sein. Plötzlich reißt Alfredo die Türe auf. „Lea, du strapazierst meine Nerven. Immer noch sitzt du vor dem Spiegel und …“
„Ja, ja ich bin schon fertig. Lass uns gehen“, sage ich, bevor er total ausrastet. Wütend geht Alfredo zum Auto und hält mir die Türe auf.
„Sehr nett, Alfredo“, sage ich ihm, als ich einsteige. Jetzt lächelt er mir wieder zu, ist aber wütend und muss sich wieder fangen. Ziemlich zügig fahren wir an den großen Grillplatz, der ganz in der Nähe liegt, wo seine Eltern wohnen.
„Wie viele Leute werden kommen?“, frage ich ihn, als er gerade an einer Ampel steht und warten muss.
„Fünfzig. Ich weiß es nicht so genau. Die meisten bringen wieder ihre Leute mit. Aber wir haben vorgesorgt, für bis zu hundert Leute.“
„Für hundert? Ach, da fällt mir ein, hast du Noir auch eingeladen?“
„Ja,
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