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Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück

Titel: Soldatenglück - Sedlatzek-Müller, R: Soldatenglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Sedlatzek-Müller
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lassen. Die Organisationsteams sollen uns jedoch nur mit Wasser und Essen begleiten und im Ernstfall verletzte Wettkampfteilnehmer medizinisch versorgen. Obwohl dieser Regelverstoß von mehreren Teams beobachtet und gemeldet wurde, wird das unsportliche Verhalten der Niederländer nicht mit einer Disqualifikation bestraft. Das ärgert uns enorm.
    Der zweite Wettkampftag beginnt mit einem Eilmarsch zur Schießbahn. Wir sind in kompletter Gefechtsausrüstung aufgerödelt und schwitzen trotz der moderaten Temperaturen am frühen Morgen unsere Feldanzüge innerhalb von Minuten vollkommen durch. Schwer atmend erreichen wir nach 5 Kilometern die Schießanlage und beginnen, auf die in unterschiedlichen Distanzen auftauchenden Schützenscheiben zu schießen. Anschließend müssen wir wieder eine Strecke laufen und erreichen das Ufer eines Gewässers. Hier soll über das Wasser hinweg mit einem Maschinengewehr auf Schützenscheiben geschossen werden. Es treten nur die besten MG-Schützen der jeweiligen Teams gegeneinander an. Ich gehöre dazu und bin stolz, meiner Mannschaft in dieser Disziplin eine gute Bewertung verschaffen zu können.
    Ein britischer Helikopter vom Typ »Puma« holt uns ab und fliegt uns über den riesigen Stausee hinweg zu unserer nächsten Aufgabe. Während des Fluges an der Bordwand des Transporthubschraubers zu sitzen und durch die weit geöffnete Seitentür in die Ferne blicken zu können, gibt uns allen das erhabene Gefühl, das erreicht zu haben, wovon wir beim Eintritt in die Bundeswehr träumten. Es ist wie in einem der vielen Filme, die wir über Soldaten gesehen haben, mit dem Unterschied, dass wir hier nicht mehr nur Zuschauer sind, sondern die Akteure. Die folgende Station, an der wir mit einer verwundeten Person konfrontiert werden, holt uns in die Realität zurück. Wir sollen in diesem Szenario erkennen, in welchem Zustand sich der professionell präparierte und geschminkte Darsteller befindet, und entsprechende Erste Hilfe leisten. Obwohl wir mit dieser Prüfung nicht gerechnet haben, meistern wir sie so gut wie die folgende, bei der wir eine bewaffnete Person in einem Gebäude festnehmen sollen. Dank unserer Einsatzerfahrung bekommen wir auch hier eine gute Bewertung. Abschließend laufen wir in der seit Beginn des Tages durchgeschwitzten Gefechtsmontur und mit Rucksack und Gerödel, das nun doppelt schwer zu wiegen scheint, zurück zur Burg. Soldaten aus den verschiedenen Teilnehmerländern stehen Spalier und feuern uns auf den letzten Metern aus Leibeskräften an.
    In der Burg Vogelsang nehmen uns unser Brigadegeneral und der Bataillonskommandeur aus der Donnerschwee-Kaserne in Oldenburg in Empfang. Als wir erfahren, dass die niederländische Mannschaft es auf den ersten Platz geschafft hat, sind wir verbittert. Wir geben unserem Teamchef, Oberleutnant Raselev, insgeheim die Schuld dafür, dass nicht wir den verdienten Sieg zuerkannt bekamen. Als wir während des Eilmarschs zur Schießbahn sahen, dass die Soldaten der königlichniederländischen Armee die Laufstrecke querfeldein abkürzten, wollten wir es ihnen gleichtun. Raselev jedoch hat sich gegen alle unsere Einwände durchgesetzt und darauf bestanden, dass wir uns an die Regeln halten. Im Nachhinein bin ich ihm dafür sehr dankbar. Wir haben uns aus eigener Kraft einen Platz an der Spitze erkämpft. Dank der Integrität unseres jungen Offiziers, Oberleutnant Raselev, haben wir erfahren können, wozu wir tatsächlich imstande sind. Brigadegeneral von Butler ist jedenfalls mit uns sehr zufrieden. Wir werden mit einer hohen Leistungsprämie belohnt. Im Anschluss an die Siegerehrung feiern alle Mannschaften des MND-Wettkampfs ein ausgelassenes Fest. Es ist der Abschluss einer großartigen, intensiven und aufregenden Zeit. Ich habe eine bisher nicht gekannte Kameradschaft erfahren und bin durch unser Training in der besten Verfassung meines Lebens.

AUSBILDUNG ZUM EINZELKÄMPFER
    Bereits zwei Tage vor dem Wettkampf habe ich feststellen können, welchen Stellenwert es hat, dem MND-Zug anzugehören. Vom Spieß meiner Stammeinheit, der 2./313, werde ich zur Personalplanung nach Varel bestellt. Es geht um meine Weiterverpflichtung zum Soldaten auf Zeit, zum SaZ 4. Ich bin etwas früher da und kann noch zu Mittag essen. Limmann ist zu meiner Freude gerade anwesend. Nach fast sechs Monaten, die wir uns nicht gesehen haben, gibt es natürlich viel zu erzählen. Als er mir sagt, dass die Auswahl für den Diensthundezug voll im Gange ist und er

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