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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Erin in seinem Leben und in seinem Bett. Er brauchte ihr Mitgefühl, ihre Wärme und vor allem ihre Lust auf die Zukunft.
    Er musste hier raus.
    „Mir geht es gut, danke.“ Er klappte seine Aktentasche zu. „Das nächste Mal bin ich wieder hier, aber jetzt muss ich mich beeilen, Tessa wartet. Ich bin eh schon zu spät dran.“
    „Du musst auf dich aufpassen, Mack. Es hört sich so an, als hättest du diesen Sommer viel Zeit, um dir Gedanken zu machen. Achte darauf, dass du genug unter Leute kommst und dich amüsierst.“
    Sie sah ihn direkt an. Vor vier Jahren war ihr jüngerer Bruder an Leukämie gestorben, und sie hatte furchtbar darunter gelitten. Erin wusste, wie leicht es war, sich in der eigenen Verzweiflung zu verlieren. Es lag nichts Provokantes in dem, was sie sagte oder wie sie es tat, aber Mack war ziemlich sicher, dass sie gerade indirekt eine Einladung ausgesprochen hatte.
    „Danke.“ Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. Das war angemessen. Sie kannten sich seit drei Jahren. Aber seine Reaktion auf diesen einfachen, schnellen Kuss, auf den Duft nach Zimt und Äpfeln, den ihre Haut und ihre Haare verströmten, war alles andere als angemessen. „Viel Erfolg bei dem Treffen.“
    Einen Moment später hatte er sowohl Verführung als auch Trost hinter sich gelassen.
    Nach einem weiteren Tag Knochenarbeit gab es für Tessa nur wenige Möglichkeiten, den Abend zu verbringen. Zur Auswahl standen: gemütliches Beisammensein mit ihrer Mutter und Großmutter im nun aufgeräumten Wohnzimmer, in der unglaublichen Hitze allein in ihrem Zimmer zu sitzen und Motten und Käfern dabei zuzuhören, wie sie sich wie Kamikazeflieger gegen die Fliegengitter warfen, oder aber sich den Moskitos als Zielobjekt auf der vorderen Veranda anzubieten. Tessa entschied sich für Letzteres.
    In den heißesten Stunden dieses Nachmittags war Tessa schnell nach Woodstock, dem nächstgrößeren Städtchen, gefahren und kam mit einem billigen blauen T-Shirt, Haarspangen, um die Strähnen aus ihrem Nacken zu halten, Insektenschutzmittel und einem Kofferraum voll Mineralwasser zurück. Jetzt brachte sie alle ihre Einkäufe zum Einsatz, duschte schnell, zog sich das T-Shirt über, band sich die Haare zusammen und rieb sich mit dem Insektenschutzmittel ein. Mit einer Flasche Mineralwasser in der Hand setzte sie sich auf die Hollywoodschaukel auf der Veranda und hörte dem ersten Schwarm Moskitos zu, die sich über ihre mangelnde Kooperationswilligkeit beschwerten.
    Heute war es besser gelaufen, als sie befürchtet hatte. Das lag zum großen Teil daran, dass die drei Frauen sich aus dem Weg gegangen waren. Nancy verbrachte die meiste Zeit an ihrem Mobiltelefon, sicherlich, um sich bei ihren komplizierten Freundinnen daheim zu melden. Nancy hatte so hart dafür gearbeitet, die soziale Leiter in der Hauptstadt zu erklimmen, dass nichts sie dabei aufhielt, noch weiter nach oben zu steigen. Noch nicht mal so etwas Nebensächliches wie Helens Zukunft.
    Tessas Leben, das sie in Fairfax führte, hatte sie heute auch eingeholt. Auf dem Weg zu Ron Claibornes Pferdeanhänger, der im Vorgarten stand, hatte sie verschiedene Anrufe vonKolleginnen der Gruppe „Mütter gegen Alkohol am Steuer“ bekommen. Es drohte eine Gesetzesänderung, und sie wollten von Tessa Rat, wie man das Vorgehen der Gerichte am besten beeinflussen könne.
    „Und, gibt es eine kühle Brise da draußen?“
    Tessa drehte sich nicht um, als sie ihrer Mutter antwortete. „Nicht, dass ich wüsste.“
    „Macht es dir etwas aus, wenn ich mich dazusetze?“
    Tessa rückte auf der Hollywoodschaukel ein Stück zur Seite. „Wo ist Gram?“
    Nancy ließ sich neben sie fallen, und die Schaukel protestierte mit einem leisen Quietschen. Tessa reichte ihr den Insektenschutz, und Nancy fing an, ihre Arme einzucremen. „Sie wäscht ab.“
    Auf dem Weg in die Stadt hatte Tessa bei Food Lion Deli angehalten und Hühnchensalat gekauft. Dies war eine der wenigen Gelegenheiten, bei der sich die drei Frauen einig waren: Der Salat schmeckte allen. „Vielleicht geht es ihr jetzt ein wenig besser.“
    „Nun ja: ‚Verschwindet aus meiner Küche, ihr Stadtasseln, ihr gehört hier nicht her‘ klingt nicht wirklich danach.“
    „Siehst du, das hört sich doch ganz danach an, als hätte sie zu ihrer alten Form zurückgefunden.“
    Nancy lachte. „Du hast ja keine Ahnung, wie viele Stunden ich auf dieser Schaukel zugebracht – oder auf dem Vorgängermodell – und darauf

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