Sommer der Liebe
welche Bücher, wenn überhaupt, etwas wert sind. Ich dachte, ich packe Regal für Regal in Kisten und suche nach Leuten wie Ihnen.« Sie lächelte. James Langley war sehr nett, fand sie. Wie es sich für einen Buchhändler gehörte, war er nicht schick angezogen, aber seine Sachen waren einmal von guter Qualität. Vielleicht hat er sie von seinem Vater geerbt, überlegte Fiona. Aber sie passten zu ihm.
»Möchten Sie, dass ich mal vorbeikomme und mir die Bücher ansehe? Dann müssten Sie mir nicht Kiste um Kiste herbringen.« James Langley lächelte. Er hatte ein wunderbares Lächeln: Es ließ sein ganzes Gesicht strahlen. Überhaupt sah er gut aus. Kurz fragte Fiona sich, warum sie ihn sich so genau ansah. Vermutlich lag es daran, dass sie gleich zu einer Verabredung ging, bei der beide Beteiligten ihr Gegenüber sehr gründlich mustern würden.
»Wären Sie dazu bereit? Lohnt sich das für Sie denn? Ich würde die Bücher gern über Sie verkaufen. Oder Sie könnten sie mir abkaufen – wie auch immer. Aber es sind wirklich schrecklich viele Bücher.«
»Angesichts der Qualität der Exemplare, die sie mir mitgebracht haben, bin ich sicher, dass es für mich lohnenswert ist.«
»Nun, dann wäre ich sehr dankbar. Obwohl ich Bücher liebe, waren sie über die Jahre auch eine große Verantwortung. Ich konnte sie nicht einfach wegwerfen, denn möglicherweise sind sie ja etwas wert und steigern das Erbe meiner Söhne. Und sie einfach an Ort und Stelle zu belassen, ist eigentlich auch keine Lösung. Wie ich schon sagte, denke ich, dass ich vielleicht irgendwann umziehen muss.«
»Ich komme sehr gern vorbei und sage Ihnen, welche Bücher wertvoll sind und was Sie mit den anderen machen können. Hier ist meine Karte. Warum rufen Sie mich nicht an? Dann vereinbaren wir einen Termin, der Ihnen passt.«
»Schreiben Sie auch E-Mails?«
»Natürlich. Ich käme heute ohne das Internet nicht mehr zurecht. Offensichtlich finden einige Menschen dort sogar ihre Partner.«
James Langley strahlte Fiona so an, dass sie ein bisschen nervös wurde. Er konnte doch nicht wissen, was sie vorhatte, oder? »Wirklich?«, murmelte sie und hoffte, ausreichend ungläubig zu klingen. »Wie dem auch sei, ich muss jetzt gehen. Möchten Sie die Bücher hierbehalten?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht? Ich kann sie dann individuell bewerten und kaufe Ihnen die ab, die ich haben möchte. Die anderen würde ich auch schätzen und nach jemandem suchen, der sie kaufen will. Ist das in Ordnung? Sie vertrauen sie mir an?«
Fiona sah ihm lächelnd in die Augen, die immer noch zu strahlen schienen. »Ja, ich vertraue Ihnen«, antwortete sie mit fester Stimme. Bisher hatte sie mit ihrer Menschenkenntnis nur ein einziges Mal schrecklich danebengelegen.
Erleichtert und sehr optimistisch ging Fiona zu der Antiquitätenmesse. Dass es mit den Büchern so gut gelaufen war, musste ein Zeichen sein, dass der Rest des Tages auch gut verlaufen würde.
Als sie jedoch vor dem Eingang des großen Herrenhauses ankam, in dem die Antiquitätenmesse stattfinden sollte, wurde sie nervös. Sie hatten verabredet, sich »auf der Messe« zu treffen, aber jetzt, da sie an der Tür stand, wurde ihr klar, wie wenig konkret das Wort »auf« unter diesen Umständen war. Sie hätten sich besser »im Gebäude« oder »davor«, »am Löwen am Tor« oder »an der dritten Säule links« verabredet.
Doch als sie sich dem Eingang näherte, vor dem sich eine Schlange gebildet hatte, entdeckte sie einen angenehm aussehenden Mann, der dem auf dem Bild auf der Webseite ähnelte.
Luella hatte sie gewarnt, dass die Leute oft ein bisschen älter waren, als sie auf den Fotos wirkten. Die Aufnahme von Fiona selbst war auch schon ein paar Jahre alt, aber dieser Mann sah genauso aus wie erwartet.
Dennoch konnte er auch jemand anders sein, jemand, auf den die Beschreibung »bin ungefähr eins achtzig groß, habe leicht ergrautes Haar und werde einen cremefarbenen Leinenanzug tragen« ebenfalls zutraf.
Dann riss Fiona sich zusammen. Unsinn, er musste es einfach sein.
Gerade als sie ihn erreichte, drehte er sich um und lächelte. »Sie sind Fiona, habe ich recht? Robert Warren.« Er beugte sich vor und küsste sie auf die Wange. »Wie schön, dass wir uns endlich persönlich kennenlernen!«
Fiona erwiderte den Kuss. Ihr gefiel das Gefühl seiner Wange an ihrer, auch sein Aftershave und der kurze Kontakt mit seinem sauberen gestreiften Hemd. Robert sah von Nahem besser aus als aus der Ferne,
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