Sommer der Liebe
aber nicht umwerfend. Allerdings war er wirklich passabel, und sie suchte ja auch eigentlich gar keinen »umwerfenden« Mann, sondern jemanden, mit dem sie interessante Dinge unternehmen konnte.
»Ihr Foto wird Ihnen nicht gerecht«, erklärte er mit einem bewundernden Blick, und Fiona fühlte sich sofort sicherer. »Sollen wir reingehen? Und ich lade Sie übrigens ein. Darf ich Ihren Arm nehmen? In einigen Dingen bin ich sehr altmodisch.«
»Gibt es etwas, das Sie besonders interessiert?«, erkundigte Fiona sich. Manchmal war die Beschreibung »altmodisch« sehr beruhigend.
»Mir gefallen Gewürzständer besonders gut«, erklärte Robert.
Der kleine Hoffnungsfunken, dass sie vielleicht jemanden gefunden hatte, der mehr als nur ein Freund für sie sein konnte, erlosch bei diesen Worten. Gewürzständer hatten etwas sehr Deprimierendes an sich. Fiona musste unwillkürlich an See-Pensionen aus den Fünfzigerjahren denken. Aber sie sollte nicht so schnell ein Urteil über ihn fällen. »Sollen wir dann nachsehen, ob wir welche finden können?«, sagte sie fröhlich.
»Es sei denn, Sie möchten sich lieber etwas anderes anschauen.«
»Na ja«, meinte Fiona, »auf dem Weg zu den Gewürzständern kommen wir sicher an etwas Hübschem vorbei.«
Sie fing an, sich zu amüsieren. Während sie an den Ständen mit den verschiedensten Antiquitäten vorbeigingen, blieb ihr Blick an einem Silberrahmen hier und einem Reisewecker dort hängen, doch Robert war entschlossen, zuerst nach Gewürzständern zu suchen, und Fiona folgte ihm gern.
Zu ihrer Überraschung lagen neben den Objekten seiner Begier (die in natura schöner waren, als sie erwartet hatte) einige kleine Tischkartenhalter. Fiona stürzte sich begeistert darauf. »Sehen Sie sich die an! Wie kleine Fasane! Genau die brauche ich für meine Dinnerparty morgen.«
»Sie geben eine Dinnerparty?«
Bildete sie es sich nur ein, oder klang seine Stimme ein bisschen sehnsüchtig bei dieser Frage? »Ja«, antwortete sie, und bevor sie sich davon abhalten konnte, fügte sie hinzu: »Kommen Sie doch auch! Das wird sicher lustig.«
»Meine Liebe, wie nett von Ihnen! Aber ich möchte mich wirklich nicht aufdrängen.«
»Sie drängen sich nicht auf«, erklärte Fiona und wünschte, ihr freundliches Herz würde manchmal zuerst mit ihrem Kopf kommunizieren, bevor ihr Mund drauflosredete. Roberts Protest war eindeutig nur der Höflichkeit geschuldet, denn sie konnte sehen, dass er gern kommen wollte. Fiona hoffte nur, dass er die Einladung nicht falsch verstand. Sie war noch nicht sicher, wie sie ihn fand. »Sie könnten mir mit dem Wein helfen«, fügte sie schnell hinzu und bezahlte die Tischkartenhalter. Dann hakte sie sich wieder bei Robert ein und führte ihn sanft weiter.
Als Sian sie eine halbe Stunde später auf dem Handy anrief, konnte Fiona sich im ersten Moment nicht an den Grund für ihren Anruf erinnern. Sie zog sich ein wenig von dem Stand zurück, an dem Robert sich einige ziemlich scheußliche kleine Statuen ansah.
»Und, geht es dir gut?«, erkundigte sich Sian und klang, als platzte sie vor Neugier.
»Ja, sehr gut. Warum sollte es mir nicht gut gehen? Oh … ja. Tut mir leid! Nein, alles in Ordnung.« Sie lächelte.
»Ich möchte nachher jede Einzelheit hören, wenn du wieder zu Hause bist – oder wann immer es dir passt«, fügte Sian hinzu. »Ich halte dich nicht länger auf. Viel Spaß noch!« Und damit legte sie auf.
Fiona amüsierte sich weiter. Robert war nett und bedrängte sie nicht. Er schien ein Faible für Nippeskram zu haben, aber er war sehr freundlich. Und er lud sie zu einem sehr schönen Essen in die Orangerie des Hauses ein.
»Erzählen Sie mir von Ihrem Haus«, bat Robert und füllte ihr Glas noch einmal auf. »Ich glaube, Sie sagten, es sei sehr groß …«
»Es ist schön. Von der Architektur her ein ziemlicher Mischmasch, doch ein hübsches Heim für die Familie. Ich werde es nur sehr ungern verlassen.«
»Müssen Sie das denn?«, erkundigte sich Robert und biss in seinen Toast mit Pastete.
»Na ja, nicht sofort, doch ich bin der Meinung, dass meine Söhne ihr Erbe jetzt bekommen sollten und nicht erst, wenn ich tot bin. Ich glaube nicht, dass einer von beiden dort einziehen möchte. Der Garten ist riesig und schrecklich arbeitsintensiv. Obwohl ich ihn sehr liebe.«
»Ich freue mich schon auf die Besichtigung.« Er schob seine Hand über den Tisch, und Fiona zog ihre instinktiv zurück, was ihr jedoch gleich darauf ein bisschen
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