Sommer der Liebe
Geruch des Auflaufs hatte Fiona Appetit gemacht.
»Wann kommt James denn zurück?« Die Frau umklammerte die Auflaufform und schien fest entschlossen zu sein, sie Fiona nicht zu überlassen.
»Ich weiß es nicht. Er war selbst nicht sicher. Ich glaube, es hängt davon ab, ob er selbst etwas kauft oder nicht.«
»Also will er dort etwas verkaufen?«
»Und kaufen. Hören Sie, es ist Mittag. Ich wollte gerade Wasser aufsetzen. Trinken Sie doch eine Tasse Tee mit mir!«
»Mittag? Möchten Sie eine Pause machen? Ich könnte für eine Stunde auf den Laden aufpassen.« Sie schien ganz versessen darauf zu sein.
Obwohl sie keine besitzergreifende Frau war und auch kein Recht hatte, James für sich zu beanspruchen, wollte Fiona der Auflaufköchin auf keinen Fall die Kontrolle über James’ Geschäft überlassen, nicht einmal für eine Stunde. Denn wenn er diese Frau wirklich so gut kannte, warum hatte er sie dann nicht gebeten, auf den Laden aufzupassen? Dafür gab es vermutlich einen Grund. »Das ist sehr nett, aber die Alarmanlage ist sehr kompliziert. Ich könnte sie Ihnen nicht erklären. Ich habe gerade beschlossen hierzubleiben.«
Sie entdeckten den Fehler in der Argumentation zum gleichen Zeitpunkt. »Wenn ich hier bin, müssen Sie doch nicht abschließen. Ich kümmere mich um alles«, sagte die Auflaufexpertin.
Die Frau wirkte ein bisschen zu begierig darauf, die Aufsicht über den Laden zu übernehmen. Fiona ahnte, warum James sie nicht gefragt hatte. »Ich bin sicher, das würden Sie, doch ich kann das wirklich nicht eigenmächtig entscheiden.«
»Ich verstehe das nicht. Ich kenne James schon viel länger als Sie!«
»Woher wissen Sie das?« Langsam verlor Fiona die Geduld. »Wo haben Sie ihn denn kennengelernt?«
Fionas Rettung kam von unerwarteter Seite. Die Türklingel ertönte, und Robert Warren betrat den Laden.
Fiona und Robert sahen sich überrascht an.
»Fiona. Äh … hallo!«
»Hallo Robert!« Fiona freute sich viel mehr, ihn zu sehen, als sie sollte. »Wie schön!«
Die Auflauf-Frau bedachte Robert mit dem gleichen vorwurfsvollen Blick wie zuvor Fiona. »Sind Sie auch ein Freund von James?«
»Äh … nein. Ich bin hier, weil ich ein Buch über Antiquitäten suche«, sagte Robert.
Fiona überlegte, ob sie ihn daran erinnern sollte, dass er James tatsächlich schon begegnet war, oder ob sie ihn im Dunkeln lassen sollte. Ein leises Schnauben der Auflauf-Frau half ihr bei der Entscheidung. »Du hast ihn schon kennengelernt, Robert. Er war auf meiner Dinnerparty.«
»Ja, jetzt erinnere ich mich. Er hat den Wein ausgesucht!«
»Genau den meine ich«, bestätigte Fiona, was ihr einen bösen Blick von der Auflauf-Frau eintrug.
»Sie müssen James ziemlich gut kennen, wenn er zum Dinner bei Ihnen zu Hause eingeladen war und den Wein ausgesucht hat«, bemerkte die Auflauf-Frau. Ihrem taxierenden Blick zufolge schien sie anzunehmen, dass Fiona und James auch das Bett miteinander teilten.
»Er hat in meiner Bibliothek gearbeitet«, erklärte Fiona steif, die sehr gut zwischen den Zeilen lesen konnte.
»Ich erinnere mich jetzt an ihn«, sagte Robert. »Er war sehr an alten Gebäuden interessiert.«
»Wir haben uns in der Gesellschaft für Geschichte kennengelernt. Er hat einen Vortrag über alte Bücher gehalten«, sagte die Auflauf-Frau, und ihr Gesichtsausdruck wurde etwas weicher.
»Dann sind Sie eine Freundin von Fiona?« Robert konnte sehr charmant sein, und er wirkte ernsthaft interessiert daran, die Auflauf-Frau kennenzulernen.
»Nein, nein«, erklärte Fiona hastig. »Ich kenne nicht mal ihren Namen.« Sie lächelte die Frau an, um sie zu ermuntern, sich vorzustellen. »Ich bin Fiona Matcham.«
»Miriam Holmes«, sagte die Auflaufköchin, als gäbe sie damit eine Geheiminformation preis.
»Und das ist Robert Warren«, erklärte Fiona. »Miriam – darf ich Sie so nennen? – hat ein Händchen für Blätterteig. Hat sie mir erzählt.«
»Das ist schön«, sagte Robert und schenkte Miriam sein schmeichelndes Lächeln.
»Also«, fragte Miriam vollends besänftigt. »Wie haben Sie beide sich kennengelernt?«
»Über das Internet«, antwortete Robert, bevor Fiona eine etwas unverfänglichere Erklärung liefern konnte.
Miriam wurde blass, während sie das Entsetzliche zu verarbeiten versuchte. »Sie wollen mir doch damit nicht sagen, dass Sie James ebenfalls über das Internet kennengelernt haben? Das ist abstoßend!«
»Ist es nicht!«, verteidigte sich Fiona. »So habe ich Robert
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