Sommer in Maine: Roman (German Edition)
Zeit mit meinem Partner.«
Jetzt war aber mal genug! Kathleen erlaubte es sich doch tatsächlich, Ann Maries Gast gegenüber frech zu werden. Und warum hatte sie dieses Wort benutzen müssen, Partner ? Es klang ja fast, als sei sie lesbisch.
»Kathleen ist nicht verheiratet, da sieht man manches anders«, sagte Ann Marie. »Ein ganz reizender Mann übrigens, ihr Freund.«
»Danke«, sagte Kathleen. Dann sprach sie direkt zu Linda: »Ich kann dieses Wort nicht ausstehen, Freund . Wir leben seit zehn Jahren zusammen, aber die Familie behandelt unsere Beziehung, als hätte er mich erst ein paarmal ins Kino ausgeführt.«
Jetzt war die arme Linda etwas überfordert. Schließlich sagte sie aber: »Ich habe Ann Marie gerade erzählt, wie neidisch ich bin, dass Sie den ganzen Strand für sich haben. Es ist einfach wunderschön hier.«
Kathleen zuckte mit den Schultern: »Ich hätte nichts dagegen, zu verschwinden.«
Ann Marie war erleichtert, dass Kathleen nicht von Alices Testament angefangen hatte.
»Apropos: Wann reist du denn ab?«, fragte sie und hoffte, dass Linda die Spannung zwischen ihrer Schwägerin und ihr nicht bemerkte.
»Ich weiß noch nicht.« Dann warf Kathleen ihr einen Blick zu, der zu sagen schien: Da kannst du warten, bis du schwarz wirst .
Dann saßen sie schweigend da. Ann Marie blickte über das Wasser und fragte sich, wann Kathleen sie in Ruhe lassen würde.
Ein paar Minuten später stand ihre Schwägerin endlich auf.
»Es war wirklich nett, aber jetzt ist es Zeit für meinen Spaziergang«, sagte sie.
»Schön, Sie kennengelernt zu haben«, sagte Linda. »Wir sehen uns später sicherlich noch.«
Es sei denn, du wirst von einer Welle erfasst , dachte Ann Marie. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. Schließlich waren sie in Gesellschaft.
Als ihre Ehemänner am frühen Nachmittag zurückkamen, packten die beiden ihre Sachen zusammen und gingen zum Haus zurück. Ann Marie spülte sich in der Außendusche den Sand von Händen und Beinen. Endlich war es dafür warm genug. Sie seifte sich in der verwitterten hölzernen Kabine die Arme ein und blickte zum wolkenlosen Himmel. Dann zog sie sich den nassen Badeanzug aus und legte ihn zum Trocknen über die Seitenwand.
Sie beschlossen, eine Autofahrt an der Küste entlang zu machen und vielleicht irgendwo was essen zu gehen. Linda wollte einen Leuchtturm fotografieren, also stiegen sie in York aus dem Wagen, und sie knipste Nubble Light. Das strahlendweiße Gebäude stand auf einer grasbewachsenen Klippe, daneben das weiße viktorianische Wärterhäuschen mit rotem Dach und einer hübschen Zierleiste an der Dachkante. Nach dem Wettbewerb könnte sie sich mal an einem Nachbau versuchen. Man könnte ein batteriebetriebenes Licht einbauen, das einmal in der Minute aufleuchtete. Aber wie wäre das Wasser darzustellen?
Ihr Blick traf Steves, und sie lächelten sich an. Sie hätte ihm gern von ihrer Idee erzählt. Er hatte den Wettbewerb nicht vergessen und sie erinnerte sich daran, wie er ihn als versteckten Hinweis auf ihren geheimen E-Mail-Austausch eingebracht hatte. Sie war dankbar. Der kleine Flirt hielt sie über Wasser.
»Wie alt ist der Leuchtturm eigentlich?«, fragte Linda. Sie hatte das Gebäude bisher nur durch den Sucher gesehen.
Ann Marie zuckte mit den Schultern, aber Patrick antwortete: »1879 in Betrieb genommen.«
Woher wusste er sowas nur? Was hatte sie doch für einen intelligenten und begabten Mann geheiratet. Sie nahm Pats Hand und sagte: »Und wohin führen wir die beiden jetzt aus, Schatz?«
Am Ende gingen sie zu einem neuen Fischrestaurant am Strand von Kittery, wo Alice und Maggie vor ein paar Wochen mit diesem intriganten Pfaffen gewesen waren. Beim Gedanken daran wurde Ann Marie schlecht, aber als das Essen kam, entspannte sie sich langsam.
Nach dem Essen ging Pat los, um ihnen zum Nachtisch Milchshakes zu bestellen, und Linda verschwand nach drinnen auf die Toilette. Zum ersten Mal war Ann Marie mit Steve allein.
»Vielen Dank nochmal für die Einladung«, sagte er. »Es gefällt uns jetzt schon ganz ausgezeichnet.«
Sie lächelte, aber innerlich wünschte sie, er würde endlich aufhören, im Plural zu sprechen.
»Wir freuen uns, dass ihr kommen konntet«, sagte sie.
»Pat hat erwähnt, dass seine Mutter und Schwester es dir nicht gerade leicht gemacht haben«, sagte er. »Dass jemand zu einer reizenden Person wie dir gemein sein kann, ist mir unbegreiflich.«
Er streckte den Arm aus und drückte ihre
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