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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
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Hand.
    Ann Marie spürte ein Kribbeln durch ihren Körper gehen, das sie schon seit wer weiß wie vielen Jahren nicht mehr empfunden hatte. In diesem Moment hätte sie alles für eine Stunde mit ihm allein getan. Aber da sah sie Linda auch schon aus dem Restaurant treten.
    Die nächsten zwei Tage verliefen ruhig, aber Ann Marie war angespannt, und sie wusste, dass es Pat genauso ging. Die Anspannung begleitete sie, als sie mit den Brewers zum Frühstück ins Café an der Bucht gingen, als sie ihnen das Haus zeigten, das wie eine Hochzeitstorte aussah, und das Bush-Anwesen, das von allen Seiten von Geheimagenten bewacht wurde, und als sie Linda in ihr Lieblingsantiquitätengeschäft mitnahm und einen Kleiderschrank ergatterte, der haargenau zu dem Schreibtisch in Pattys altem Kinderzimmer passte. Es war eine Atmosphäre des Wartens. Darauf, dass die Brewers abreisten, darauf, wie Alice reagieren würde, wenn Pat sie wegen des Anwesens konfrontierte und darauf, was Kathleen sich als nächstes leisten würde.
    Aber am vierten Juli nahm Ann Marie sich vor, das alles zu vergessen: Für sie war der Unabhängigkeitstag neben Weihnachten der schönste Tag des Jahres. Seit sie Pat kannte, hatten sie das Vierter-Juli-Feuerwerk jedes Jahr in Portsmouth gesehen. Als die Kinder noch klein waren, hatte Ann Marie sie rot, weiß und blau angezogen und ihnen eine amerikanische Flagge in die Hand gedrückt. Sie hatte einen großen Picknickkorb voll Köstlichkeiten gepackt, und dann waren sie immer extrafrüh losgefahren, um sich den besten Platz zu sichern, denn um sieben Uhr lagen die Picknickdecken auf dem Feld hinter der Schule so dicht, dass man das Ganze für eine gigantische Patchworkdecke halten könnte.
    Ann Marie, Pat, Steve und Linda verbrachten den Vormittag damit, sich zu sonnen und zwischendurch kurz ins Meer zu springen. Um länger im Wasser zu bleiben, war es noch zu kalt. Gegen vier ließ Ann Marie die anderen am Strand zurück und ging zum Haus hoch, um alles vorzubereiten. Sie war von der Sonne wie betrunken und fühlte sich ruhig, schläfrig und ein bisschen benommen. In der Küche goss sie sich ein großes Glas Wasser ein und schaute beim Trinken aus dem Fenster.
    Dann dekorierte sie eine Obsttorte so mit Erdbeeren, Blaubeeren und frisch geschlagener Sahne, dass es Stars and Stripes ergab. Vorher hatte sie schon vom Markt gebratene Hähnchenkeulen besorgt und Kartoffelsalat, Nudelsalat und Hummus gemacht. Das kam jetzt alles in den Picknickkorb, dazu Insektenspray, ein Fernglas, Geschirr und Besteck und eine große Tüte Kartoffelchips.
    Dann wollte sie sich für Steve hübsch machen. Strandkleidung war offensichtlich nicht ihre Stärke, aber jetzt war ihre Chance zu glänzen. Sie zog sich ihr neues rotes Hemdblusenkleid an, dazu die blauen Sandalen. Dann legte sie ein diskretes Make-Up auf. Nicht zu viel, damit ihr Mann keine Fragen stellte.
    Kurze Zeit später kamen auch die anderen langsam herauf, um sich fertigzumachen.
    »Was meinst du: Zwei oder doch lieber drei Flaschen Champagner?«, fragte sie Pat kurz vor der Abfahrt.
    »Vier«, sagte er. »Meine Mutter kommt mit.«
    »Ach. Wie ist das denn passiert?«
    »Ich bin rübergegangen und hab sie eingeladen.« Er hielt inne und sah sie unsicher an: »Sie ist doch jedes Jahr dabei.«
    Sein Ton war entschuldigend, und Ann Marie kam sich vor wie eine Tyrannin. Alice war seine Mutter. Natürlich konnte er sie einladen.
    »Ist doch in Ordnung«, sagte sie. »Ich war nur überrascht, dass sie angenommen hat. Bisher hat sie sich ja eher vor uns versteckt.«
    »Vielleicht hat sie sich überlegt, dass wir sie schwerlich mitten in der Menschenmenge kaltmachen können.« So einen Kommentar hätte sie vielleicht von Pats Schwestern erwartet, nicht von ihm. Wie traurig, dass es so weit gekommen war.
    »Machen wir das Beste draus«, sagte sie.
    Nachdem er rausgegangen war, nahm sie eine offene Flasche Chardonnay aus dem Kühlschrank, füllte ein großes Glas und leerte es in einem Zug, bevor sie jemand dabei sehen konnte.
    Sie fuhren zu fünft in einem Auto, weil sie aus Erfahrung wussten, dass es mit dem Parken schwer genug werden würde. Alice, Linda und Ann Marie saßen Schulter an Schulter auf dem Rücksitz von Pats Mercedes.
    »Ich habe Maggie und Kathleen gesagt, sie sollen nach dem Abendessen dazukommen«, sagte Alice. »In Kalifornien gibt es bestimmt nirgends ein so schönes Feuerwerk.«
    Ach, jetzt holte sie sich schon Kathleen als Verstärkung ran. Das war ja zum

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