Sommer in Maine: Roman (German Edition)
Stockwerke hohen Wanderstiefel zu klettern, der vor dem Eingang stand; alle zusammen fuhren frühmorgens mit dem Boot eines Kunden von Pat bei Popham Beach zum Seebarschfischen hinaus; sie gingen zu einem Spiel der Portland Sea Dogs und Daniel Junior nahm seinen Baseballhandschuh mit, um vielleicht einen Ball im Aus zu ergattern; und bis heute war ein Abend dafür reserviert, im Auto Geflügelsandwiches zu essen und Schwarzbärjungen dabei zuzusehen, wie sie den Müllcontainer hinter Rubys Gemischtwarenladen ausräumten. Ann Marie hatte dabei immer Angst, obwohl Patrick ihr erzählt hatte, dass sein Vater das mit ihm früher zu Fuß gemacht hatte und nie etwas passiert war.
Im nächsten Frühjahr würde Daniel Junior seine Hochzeit im Cliff House in Ogunquit feiern, genau wie Patty vor ihm. (Seine Verlobte Regina hatte vor den Kosten zurückgeschreckt, bis Ann Marie ihr versicherte, dass Pat darauf bestehen würde, das für sie zu übernehmen.)
Ann Marie stellte sich oft vor, dass sie und Pat eines Tages Alice und Daniels Platz im großen Neubau einnehmen würden, mit den Kindern und Enkeln nebenan im alten Sommerhaus.
Ann Marie hatte sich innerhalb weniger Tage an den Gedanken gewöhnt, früher nach Maine zu fahren, und freute sich mittlerweile sogar darauf. Es war das erste Mal, dass sie für längere Zeit alleine wegfuhr. Die letzten Monate waren nicht einfach gewesen. Erst die Entwicklung mit Fiona, dann dieser grässliche Zwischenfall bei Daniel Juniors letztem Job. Aber daran wollte sie lieber gar nicht denken. Ein wenig Abstand würde ihr guttun.
Bis zur Abreise waren es noch drei Wochen, aber sie hatte schon eine Packliste im Kopf: Der bequeme Liegestuhl mit Sonnenschirm, eine Tasche voll Sonnencremes und Zeitschriften und ihr Strickzeug. Es sollte ein Pullover für Maisy werden, mit einem grasenden Pony auf der Vorderseite. Natürlich würde sie sich um ihre Schwiegermutter kümmern. Außerdem konnte sie von Maine aus für Regina jede Menge Hochzeitsvorbereitungen treffen. Das war kein Urlaub. Aber ein paar entspannende Augenblicke am Meer waren immerhin möglich.
Pat konnte noch nicht mitkommen, er musste arbeiten. Aber es waren ja nur zehn Tage. Er würde, wie ursprünglich geplant, im Juli mit den Brewers kommen. Sie stellte sich vor, Steve mit einem Glas frischen Eistees auf der Sommerhausveranda zu begrüßen.
»Wie aufopferungsvoll du dich um deine Schwiegermutter kümmerst«, würde er sagen. »Extra ganz allein hier herzufahren – also das hätte Linda bestimmt nicht gemacht.«
Sie würde die Idee elegant von der Hand weisen: »Ach, das ist doch ganz selbstverständlich. Bitte, kommt doch herein.«
Alice
A lice war von der Sonntagsmesse zurückgekehrt, hatte sich mit einer Bloody Mary auf die Veranda gesetzt und wartete darauf, dass der Trockner fertigwurde. Sie vermied jede Bewegung und hielt nach den verflixten Kaninchen Ausschau.
Sie hatte einen siebzig Zentimeter hohen Drahtzaun um den Garten gespannt, aber die Viecher hatten sich einfach darunter hindurchgegraben. Daraufhin hatte sie sich vom örtlichen Friseur Haar besorgt und es über die Beete verteilt, aber auch davon hatten sie sich nicht abschrecken lassen. Sie hatte Pfeffer über die Pflanzen gemahlen, um die kleinen Näschen zu reizen, aber die Biester hatten weitergeknabbert, als wäre es Zuckerguss. Schließlich hatte ihr in der Schlange im Gartencenter in York eine andere Kundin den Tipp mit Cayennepfeffer gegeben. Aber ein Mitarbeiter hatte eingeworfen, dass sei grausam, weil der Cayenne den Kaninchen die Magenwand aufriss. Mittlerweile war Alice bereit, es dennoch zu versuchen. Sie würde sich kein schlechtes Gewissen einreden lassen. Schließlich waren es doch nur Ratten mit Wattebäuschen am Po. Zwei Tomatenpflanzen und die Bohnen hatten sie schon erledigt, aber die Sommerblumen würde sie bis aufs Blut verteidigen. Also hielt sie nun Wache.
Es war das lange Wochenende vor dem Memorial Day und damit Saisonbeginn. Die Stadt war voller Touristen, die in die Schaufenster der Läden glotzten, die gerade erst ihre Türen geöffnet hatten, und hoffnungsvoll die Zehen ins noch kalte Meer streckten. Aber hier an der Briarwood Road war es genauso ruhig wie vor einem Monat, als Alice, noch im Wintermantel, angekommen war.
Hier draußen begegnete sie nach der Mittagszeit keiner Menschenseele, es sei denn, sie fuhr zum Supermarkt an der Route 1 oder spazierte zu Rubys Gemischtwaren, wo eine Karaffe Wein fünf Dollar kostete. (
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