Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Courtney Sullivan
Vom Netzwerk:
Mutter«, sagte Kathleen. »Dir wird es auch mal so gehen.«
    Das war die Gelegenheit, es zu sagen, aber plötzlich war ihr Mund trocken, und sie brachte es einfach nicht raus.
    »Leg dich ein bisschen hin und mach nachher einen langen Spaziergang an der Uferpromenade«, sagte Kathleen. »Sei lieb zu dir, okay? Du kannst mich jederzeit anrufen. Und melde dich, wenn du in Maine angekommen bist.«
    »Mach ich.«
    »Grüße an die Schreckschraube.«
    »Mama –«
    »Sorry. Grüße an Alice.«
    Am Nachmittag lag Maggie gerade auf dem Sofa, als sie im Treppenhaus Lärm hörte. Vor ihrem inneren Auge sah sie Gabe mit gepackten Koffern die Treppe hochkommen. Sie sprang auf die Füße und guckte durch den Spion.
    Ihre Nachbarin Rhiannon schleppte ein Bücherregal die Treppe hinauf. Sie sah selbst in dem ausgeleierten T-Shirt und der zerfransten kurzen Hose super aus. Wahrscheinlich hatte sie noch nicht einmal geduscht. Ihre gebräunten Oberarme gehörten eigentlich in eine Modezeitschrift. Maggie verordnete sich Bizepstraining.
    Sie steckte den Kopf zur Tür raus, obwohl es sie eigentlich wieder ins Bett zog.
    »Brauchst du Hilfe?«
    »Könntest du die Tür aufmachen?«, bat Rhiannon. »Es ist nicht abgeschlossen.«
    Maggie lehnte ihre Wohnungstür an und drückte Rhiannons auf. Die Wohnung war vom Schnitt her genau wie Maggies, aber statt des Geschirrs, das Tante Clare noch übrig gehabt hatte, und einem fleckigen Sofa mit passendem Sessel, einer Dauerleihgabe ihrer Mutter, war diese Wohnung stilvoll und erwachsen eingerichtet. Das Fensterbrett zierte eine Reihe eleganter, handgeblasener Vasen, auf dem Waschbecken und dem Badewannenrand standen Gefäße aller Größen und Formen: Ein violetter Topf mit Limettenaroma Körperlotion, eine schlanke Phiole Kokosnussöl, ein Honig-Mandel-Zuckerkristallpeeling im Weckglas und Eyepads mit Kaffeebohnenextrakt. Rhiannon hatte Spezialcremes für die Knie und die Hände, die Nagelhaut, die Füße, den Hals und die Augenlider. Maggie fragte sich, wie viel davon Rhiannon wirklich benutzte und ob sie einen Einfluss auf ihre Schönheit hatten, die vorherbestimmt und unveränderlich zu sein schien.
    In Maggies Dusche lag momentan ein halbes Stück Seife, an dem ein Haar klebte, daneben irgendein Shampoo, das in der Drogerie im Angebot gewesen war, und die dazugehörige Spülung, von der sie den Deckel abgeschraubt hatte, um den letzten Rest mit den Fingern herauszuholen, anstatt vier Block weiter neue zu kaufen.
    »Das stand auf der Straße herum. Ist es nicht wunderschön?«, sagte Rhiannon und schob das alte, mitgenommene Holzregal im kleinen Eingangsbereich an die Wand. Es sah aus, als stünde es schon immer dort. »Es hätte dem Regen nicht mehr lange standgehalten.«
    »Es ist zauberhaft«, sagte Maggie.
    »Kann ich dir einen Tee anbieten?«, fragte Rhiannon.
    Maggie lächelte. »Nein, danke.«
    »Whiskey?«
    »Ha, lieber nicht. Na gut, vielleicht nehme ich doch einen Kräutertee.«
    Rhiannon ging in die Küche und sagte über die Schulter: »Hat sich mit Gabe was getan?«
    Maggie hatte ihr vor ein paar Monaten erzählt, dass sie zwar sehr verliebt waren, sich aber ständig stritten und dass Gabe sie oft belog. Rhiannon urteilte nicht so schnell wie Maggies Freunde. Vielleicht hatte das etwas damit zu tun, was sie selbst durchgemacht hatte.
    »Er meldet sich nicht«, sagte Maggie.
    »Was ist denn passiert?«
    »Er hat gesagt, dass er doch nicht zusammenziehen will.«
    Rhiannons Kopf erschien in der Küchentür: »Wie bitte?«
    Maggie nickte. Plötzlich fing sie zu reden an und die Worte kamen immer schneller aus ihr heraus: »Ja, wirklich. Und eigentlich wollten wir heute zusammen nach Maine fahren, aber jetzt muss ich morgen alleine hin, obwohl ich wirklich nicht weiß, wie das werden soll, weil meine verrückte Großmutter da ist, und angerufen hat er auch nicht, und ich guck den ganzen Tag aufs Handy, weil es mit uns einfach funktionieren muss .«
    Sie konnte sich nicht bremsen. Jetzt würde sie es endlich sagen, und zwar einer Person, die sie kaum kannte: »Er muss es sich nochmal überlegen. Weil ich ihn liebe. Weil ich ihn wirklich liebe. Und dann ist da noch etwas anderes.« Tja, jetzt war es wohl so weit : »Ich bin schwanger.«
    Rhiannon schob sie zum Sofa und sie setzten sich. Auf Maggies Armen breitete sich abermals der Ausschlag aus: Rote, juckende Erhebungen, die wenige Sekunden vorher nicht da gewesen waren, aber so aussahen, als würden sie nie wieder weggehen. Musste

Weitere Kostenlose Bücher