Sommer unter dem Maulbeerbaum
unterhalten. Sie können nicht allein hier bleiben. Das ... das ...« Es schien ihm kein Wort in den Sinn zu kommen, das schlimm genug war, um zum Ausdruck zu bringen, was er von diesem gottverlassenen alten Haus hielt. Er hatte immer nur das Leben vor Augen, das Bailey geführt hatte, seit er sie kannte: Bedienstete, Paläste, seidene Bettwäsche. Wie Carol hatte Bailey die meiste Zeit des Tages mit diversen Schönheitskuren zugebracht. »Wenn Sie hier wohnen, ist das, wie wenn Marie Antoinette sich an Gartenarbeit versucht hätte«, sagte er frustriert. »Sie wissen doch überhaupt nichts von der Art Arbeit, die an einem solchen Ort anfällt.«
»Im Grunde weiß ich doch von gar nichts besonders viel, nicht wahr?«, bemerkte Bailey leise und schaute ihn im schwächer werdenden Tageslicht an. »Aber was habe ich für eine Alternative?«
»Ich werde für Sie sorgen«, sagte Phillip hastig. »Ich werde Ihnen ein Haus kaufen, ich werde ...«
Bailey sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Soll das bedeuten, Sie wollen das Geld, das Sie von James Manville bekommen haben, dafür verwenden, mir ein Haus zu kaufen, und dann« - sie machte einen Schritt auf ihn zu - »werden Sie mich da hineinsetzen und gut versorgen? Hatten Sie so etwas im Sinn?« Als sie nur noch ein paar Millimeter von seinem Gesicht entfernt war, senkte sie die Stimme. »Oder haben Sie die Absicht, Jimmys Platz einzunehmen? Hatten Sie daran gedacht? Wo mich schon einmal ein Mann ausgehalten hat, da kann es jetzt ruhig ein zweiter tun? Jeder x-beliebige Mann? Sie zum Beispiel? Meinen Sie, dass es mir, nachdem ich sechzehn
Jahre lang in aller Abgeschiedenheit mit einem Mann gelebt habe, ausgezeichnet passen würde, jetzt in aller Abgeschiedenheit mit Ihnen als Oberhaupt des Harems zu leben?«
Phillip blinzelte, straffte den Rücken und trat einen Schritt zurück. »Das habe ich ganz und gar nicht gemeint. Dieses Haus ist nicht bewohnbar.«
»Nein, das ist es nicht«, sagte sie mit zornverzerrtem Gesicht. »Aber wissen Sie was, es gehört mir. Ich schätze, ich habe es mir verdient, für all die grauenhaften Partys, auf die mich Jimmy einzugehen gezwungen hat und auf denen jedermann jeden Bissen, den ich gegessen habe, beobachtete und kommentierte.« Als sie ihn zusammenzucken sah, trat sie einen weiteren Schritt vor. »Hat keiner von euch daran gedacht, dass ich euch hören könnte? Ihr habt hinter meinem Rücken darüber getuschelt, dass ich fett sei und eines so dynamischen Mannes wie Jimmy nicht würdig. Ihr habt gesagt ...«
»Ich nicht«, warf Phillip leise ein. »Ich habe nie etwas Derartiges gesagt, versuchen Sie also nicht, mich zum Feind zu deklarieren.«
»Warum arbeiten Sie dann für Atlanta und Ray?«, fuhr sie ihn an, doch dann hielt sie inne. Das hatte sie nicht sagen wollen, hatte nicht beabsichtigt, ihn wissen zu lassen, was sie von seinem Verhalten hielt.
Phillip ließ sich mit der Antwort Zeit. Seine angeborene Zurückhaltung, gepaart mit dem, was er als Anwalt gelernt hatte, machte es ihm schwer, jemand anderem etwas anzuvertrauen. Das war eine Eigenschaft, die James so sehr an ihm geschätzt hatte. »Vertrauen Sie mir«, sagte er schließlich. »Das ist alles, worum ich Sie bitte: Vertrauen Sie mir.«
Einen Augenblick lang standen sie nur da und starr-ten einander zornig an. Keiner von beiden gab nach. Doch dann lächelte Phillip schwach. »Was Ihre Idee mit dem Harem betrifft mit Ihnen als meiner Lieblingskonkubine ...»
Für einen kurzen Moment konnte Bailey ihn nur mit vor Staunen offenem Mund anstarren. Meinte er das etwa ernst? Es dauerte eine geschlagene Minute, bevor ihr aufging, dass er sie aufzog - und das auf sexuelle Art und Weise! In ihrem ganzen Leben hatte nur Jimmy so etwas getan und selbst er nicht oft. Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte, doch dann dachte sie: Wieso nicht? »Ich werde die Zweitfrau, hinter Carol, oder das Geschäft läuft nicht. Und wenn ich Ihnen einen Sohn gebären sollte, dann wird er zum Sultan. Sind wir uns da einig?«
Phillip lachte, dann sah er sie einen Augenblick lang schweigend an. »Es tut mir Leid, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, Sie besser kennen zu lernen.«
»Mir auch«, sagte sie leise und lächelte ihn an.
»Dass Sie mich nicht besser kennen gelernt haben oder sich selbst?«
»Beides«, erwiderte sie, dann beugte sie sich vor und küsste ihn auf die Wange.
Phillips Augen funkelten. »Was den Sohn angeht ... Ich habe nur eine niedrige Spermienzahl,
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