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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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einsehen, dass er Recht hatte, und tun, was immer er verlangte.
    Der zweiter Möbelpacker hatte es sich anscheinend noch einmal überlegt und machte keine abwertenden Bemerkungen mehr über das verfallene Haus. »Warum stellen Sie die Sachen nicht in die Scheune?«
    Bailey hob den Kopf. »Scheune? Was für eine Scheune?«
    Der Mann zeigte auf eine dicht beieinander stehende Gruppe von Bäumen. Kaum erkennbar schaute dazwischen etwas hervor, das wie der Giebel eines Gebäudes aussah und einmal rot gestrichen gewesen sein musste. »Entweder ist das eine Scheune oder eine Feuerwache auf Abruf«, sagte der Mann.
    Niemand lachte über diese witzige Bemerkung, doch Bailey machte sich sofort auf den Weg durch das Gestrüpp. Einen Arm hielt sie sich zum Schutz vors Gesicht, mit dem anderen schob sie herabhängende Ranken und Sträucher beiseite, die ihr den Weg versperrten.
    »Erinnern Sie mich daran, Ihnen kein Trinkgeld zu geben«, sagte Phillip zu dem Mann, der sie auf die
    Scheune aufmerksam gemacht hatte. Dann ging er Bailey nach, die beiden Möbelpacker im Schlepptau.
    Es war tatsächlich eine Scheune, kaum hundert Meter vom Haus entfernt. Durch das Gestrüpp verlief kein befestigter Pfad, daher war es nicht so einfach, an das Gebäude heranzukommen. Auf Baileys linkem Arm verliefen drei lange, blutige Kratzer.
    Die Scheune war nicht so groß, dass man Dutzende von Pferden und Kühen dort unterbringen konnte. Es war mehr ein Ort, an dem man Gartengeräte und vielleicht noch ein, zwei Pferde einstellte.
    Bailey war gerade dabei, die schwere Tür aufzuschieben, als die anderen dazustießen. Die beiden Möbelpacker kamen ihr zu Hilfe. Die Eisenbeschläge des Tors waren massive Wertarbeit, doch wegen mangelnder Benutzung verrostet. Während Phillip mit vor Missfallen fest zusammengepressten Lippen daneben stand, schoben die Packer und Bailey so lange, bis sich das schwere Tor zur Seite bewegte. Eine dicke Wölke aus Staub und vertrocknetem Stroh kam aus der Scheune geweht und brachte die drei zum Husten.
    »Wann wurde dieser Kasten das letzte Mal geöffnet?«, fragte einer der Männer, während er sich vornüberbeugte und versuchte, seine Lungen wieder freizubekommen.
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Bailey, richtete sich auf und holte ein paarmal tief Luft. »Ich habe den Besitz erst vor einer Stunde zum ersten Mal gesehen.«
    »Sie haben es gekauft, ohne einen Blick darauf zu werfen?«, fragte der Mann in einem Ton, der ihr zu verstehen gab, dass er sie für schwachsinnig hielt.
    »Geerbt«, sagte Bailey über ihre Schulter hinweg, während sie in die Scheune schaute. Durch ein hohes Fenster schien die Sonne herein, doch ihre Au-gen brauchten eine Weile, um sich auf die Lichtverhältnisse einzustellen. Drinnen lagen ein paar Ballen getrockneten Heus, einige Pferdegeschirre hingen von einer Bretterwand, beschädigtes Gartengerät lag auf der anderen Seite. Im hinteren Teil konnte sie leere Pferdeboxen erkennen. Alles in allem war das Gebäude dem Anschein nach in besserem Zustand als das Haus. Zumindest schien das Dach dicht zu sein, es gab keine Anzeichen für einen Wasserschaden.
    Sie drehte sich zu den anderen um. »Wir stellen die Möbel hier hinein.«
    »Und wie sollen wir sie Ihrer Meinung nach hierher bekommen?«, fragte Phillip und nickte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Es gab nicht einmal einen Pfad, von einer Zufahrt für einen Lastwagen ganz zu schweigen.
    Einen Augenblick lang hatte Bailey keine Antwort parat, doch dann lächelte sie. »Hat das Auto, das Sie mir gekauft haben, nicht einen Vierradantrieb? Wir werden uns einen Weg bahnen .« Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging den schmalen Durchgang entlang, den sie beim Hinweg in dem Gestrüpp hinterlassen hatten.
    Der eine der Möbelpacker ging hinter Phillip her. »Wenn eine Frau so entschlossen ist wie die hier, dann gibt man sich am besten geschlagen«, sagte er leise. Er lachte in sich hinein, als Phillip ihm keine Beachtung schenkte.
    Stunden später stand die Scheune voller Kisten und abgedeckter Möbel und Bailey hatte den Männern fünfzig Dollar Trinkgeld gegeben.
    »Sie können sich so etwas jetzt nicht mehr leisten«, hatte Phillip gesagt, sobald die Männer abgefahren waren. »Wenn Sie unbedingt ein Trinkgeld geben müssen, dann lassen Sie es klein ausfallen.«
    Bailey ging erhobenen Hauptes vor ihm her zurück zum Haus. Als sie dort ankamen, packte Phillip sie beim Arm. »Lil... ich meine Bailey, wir müssen uns

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