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Sommerferien in Peking

Sommerferien in Peking

Titel: Sommerferien in Peking Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leela Wang
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bin ein bisschen erleichtert und versuche, Ping zu trösten.
    Aber Ping wirft mir einen bösen Blick zu und sagt ärgerlich: »Du bist wirklich eine Banane und kannst es einfach nicht verstehen!« Mit diesen Worten springt er vom Baum herunter.
    »Was? Eine Banane?«, frage ich perplex.
    »Ja, Banane! Gelbe Haut, aber innen weiß. Ihr wisst gar nicht, was Abitur für chinesische Kinder bedeutet!« Er schaut zornig zu mir empor.
    Ich kenne den Begriff »Banane« schon von Lao Ye. Aber Ping meint das jetzt ziemlich böse. Ich rufe bockig zurück: »Was bedeutet denn das Abitur für euch, du schlauer Mango?«
    »Mango?« Dieses Mal ist es Ping, der verdattert schaut.
    »Ja, Mango! Gelbe Haut und innen auch gelb!« Ich verschränke meine Arme.
    »Na, eben alles. Dein ganzes Leben! Wenn man das Abitur nicht schafft, dann ist alles vorbei. Keine Universität, keine Arbeit, kein Geld, kein schönes Leben«, behauptet Ping und schaut mich herausfordernd an.
    »Das stimmt nicht. Wie kann eine Prüfung dein ganzes Leben bestimmen?«, frage ich zweifelnd. Aber Ping ist nicht in Diskutierlaune. »Hast du noch nie etwas vom ›Schwarzen August‹ gehört?« Er verdreht die Augen: »Für die Abiturkinder und ihre Eltern ist diese Prüfungszeit imAugust einfach furchtbar! Aber das wirst du wohl nie verstehen!«
    Ohne ›Tschüss‹ zu sagen, dreht er sich einfach um und haut ab. Fertig. Aus.
    Verflixt! In meinen Augen schimmert es jetzt feucht. Ping hat noch nie so mit mir geredet. Ich erinnere mich plötzlich an letzten Donnerstag, als ich von unserem Balkon aus mehrere Leute vor Pings Gymnasium gesehen habe. So viele, dass die Straße vor der Schule fast blockiert war. Autos hupten und Fahrradfahrer schimpften. Aber das hat die Massen nicht gestört. Sie sahen alle so besorgt aus. Oder sahen sie eher erwartungsvoll aus? Was machten sie da? Alle so ernst? Ich habe nicht gewusst, dass das alles Eltern waren, die vor der Schule auf ihre Kinder gewartet haben, weil die gerade die Vorprüfung fürs Abitur machten. Ich habe auch Leis Mama nicht gesehen. Es waren einfach viel zu viele Leute.
    Lao Lao meint: »Das Kind hat einfach zu viel Feuer in seinem Körper. Lei muss sich erholen, das ist alles.«
    Aber als Lao Lao eine Suppe von Lotossamen, weißen Pilzen und Honig kocht, höre ich, wie sie nebenbei schimpft und brummt: »Meister Zhao muss es doch auch wissen. Wie kann man so etwas zulassen. Die jungen Eltern wissen manchmal gar nicht, was sie ihren Kindern antun. Hat man zu viele Wünsche, verirrt sich das Herz ...«
    Lao Ye tröstet sie: »Vielleicht hat die ganze Geschichteauch ihr Gutes. Eine Lehre sollten die Eltern zumindest daraus ziehen.«
    Als die Suppe nach zwei Stunden fertig gekocht ist, geht Lao Ye mit der Suppe gleich zu Zhaos. Lei musste nur eine Nacht im Krankenhaus bleiben und ist bereits wieder zu Hause.
    »Die Suppe wird Lei bestimmt helfen«, sagt Lao Ye, nachdem er von seinem Besuch zurück ist. Sein Lächeln beruhigt uns etwas. Ich wundere mich nur: Wie viel Feuer kann in Leis Körper stecken? Er ist doch so abgezehrt.
    Mama meint am Telefon auch, dass Unglück sich in Glück verwandeln kann. »Wenn ich außer der Chinesisch-Schule noch eine Arbeit bekommen hätte, hätte ich gar nicht so viel Zeit, mein Kinderbuch zu schreiben. In allem Schlechten liegt das Gute im Ansatz schon verborgen.«
    »Was für ein Kinderbuch?«, unterbreche ich Mama aufgeregt: »Schreibst du jetzt ein Kinderbuch, Mama?«
    »Ja!« Mama lacht auf dem Bildschirm und meint: »Wie kann man besser Deutsch lernen, als ein Buch über seine eigene Tochter auf Deutsch zu schreiben?«
    »Nun, vergiss nicht, was du mir versprochen hast«, wechselt Mama das Thema. »Jetzt wird es langsam Zeit, dass du wieder nach Hause kommst, Lisa. Sonst wirst du deinen Bruder nicht mehr wiedererkennen«, sagt sie zum Spaß. Ricky kann anscheinend schon ganz allein die Klingel bei uns erreichen. Bevor ich nach Peking geflogen bin, mussteich ihn beim Klingeln noch hochheben. »Natürlich komme ich nach Hause«, murmele ich.
    Aber nicht einfach so! Ich kann es kaum glauben, dass ich in ein paar Tagen schon wieder zurück nach Deutschland fliegen soll. Und dann auch noch dieser Streit mit Ping. Ich habe zu nichts mehr Lust. Sogar in dem 20 000 Quadratmeter großen Pekinger Planetarium mit 3D-Weltraumtheater werde ich melancholisch. Auch danach, als ich Zhen Zhen im Zoo besucht habe, war es ohne Ping einfach nicht das Gleiche. Selbst beim morgendlichen

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