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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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geröteten und verweinten Augen. Trotz der Hitze, die ihrer Haut entströmte, trotz der blanken Wut in ihrer Miene hätte er gerne ihre Hände ergriffen, aber sie ließ es nicht zu, sondern ballte die Fäuste, dass die Knöchel hervortraten.
    »Ich hasse Sean.« Die Worte brachen aus ihr heraus. Sie blickte zur Treppe hinüber, die Eliza emporgegangen war, zu Annies Zimmer. »Ich hasse ihn! Für das, was er unseren Kindern angetan hat und …«
    Dans Augen weiteten sich erschrocken, als er begriff. Doch dann nickte er, kaum fähig, zu atmen, und trat einen Schritt näher.
    Und …
hatte sie gesagt. Sie schlang die Arme um ihre Schultern, als sei es mit einem Mal kalt im Raum geworden, als müsste sie sich wärmen.
    »Und mir«, flüsterte sie; der Kampfgeist hatte sie verlassen, der Zorn in ihren Augen hatte sich in Kummer verwandelt. »Wir sind miteinander aufgewachsen, und ich habe
versucht
ihn immer zu lieben, aber …«
    »Aber was, Bay?«
    »Ich kannte ihn überhaupt nicht«, flüsterte sie und schluchzte so herzzerreißend, und Dan konnte nichts anderes tun, als in ihrer Nähe zu bleiben, reglos, ohne sie zu berühren, wortlos.

[home]
    9
    E ine Hitzewelle setzte ein, und die nächsten Tage waren drückend heiß; die Sonne glich einem Feuerball am undurchdringlichen, weißglühenden Himmel. Bay bemühte sich, die Kinder um sich zu scharen, ihnen zu helfen, jeden einzelnen Tag zu bewältigen. Tara stand ihr zur Seite, erinnerte sie und plante mit ihr Zerstreuungen, die ihnen immer Spaß gemacht hatten – Picknicks im Schatten, Abstecher zum Strand und zum Paradise Ice Cream.
    Bay verrichtete mechanisch ihre Arbeit, so gut sie es vermochte – wenn sie sich gehen ließ, würde sie die Ängste der Kinder noch mehren.
    Jeden Morgen ging sie mit ihren beiden Jüngsten zum Strand, breitete die Decke aus und sprang ins Wasser. Billy und Pegeen veranstalteten ein Wettschwimmen zum Floß, als wollten sie die harsche Wirklichkeit durch ihre hektische Betriebsamkeit hinter sich lassen.
    Annie weigerte sich, sie zum Strand zu begleiten; sie zog es vor, auszuschlafen und zu Hause zu bleiben, um zu lesen. Bay verzehrte sich vor Sorge um sie und bemühte sich, sie im Auge zu behalten, ohne ihr das Gefühl zu vermitteln, dass sie Annie überwachen wollte.
    Frank Allingham kam hin und wieder vorbei, mit Schmorgerichten von seiner Frau. Mark Boland hatte zweimal angerufen, um sich zu erkundigen, ob Bay Hilfe brauchte, und Alise hatte sich ebenfalls gemeldet. Ihre Bemühungen waren gut gemeint, aber schmerzlich. Sie führten Bay jedes Mal aufs Neue vor Augen, was Sean getan hatte.
    Am Dienstagmorgen läutete es an der Tür. Bay öffnete, in Strandkleidung: Badeanzug, großes altes T-Shirt. Es war Joe Holmes, wie gewohnt im dunklen Anzug mit dunkler Krawatte, offenbar die FBI -Uniform.
    »Darf ich hereinkommen?«
    »Bitte.« Sie öffnete die Tür ganz, um ihn eintreten zu lassen. Sie fühlte sich verletzlich, so halbnackt, doch sich umzuziehen hätte Zeit gekostet, und je schneller sie es hinter sich brachte und ihn wieder loswurde, desto besser. Sie ging voran ins Wohnzimmer, und er nahm in Seans Sessel Platz. Ihr Magen verkrampfte sich.
    »Tut mir leid, dass ich einfach so hereinplatze. Aber im Zuge unsere Ermittlungen sind wir zu neuen Erkenntnissen gelangt, über die Sie Bescheid wissen sollten.«
    Sie wartete, ihre Haut prickelte, und sie war unfähig, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
    »Wir haben den Unfallort untersucht, die Stelle, an der das Auto Ihres Mannes von der Straße abkam. Nach Vermessen der Bremsspuren und des Wendekreises … ist ein Unfall so gut wie ausgeschlossen. Wir gehen davon aus, dass Ihr Mann ermordet wurde.«
    »Nein … Warum? Ich verstehe nicht.
Ermordet
 …«, flüsterte sie entsetzt.
    »Wie gesagt, im Moment handelt es sich nur um eine Vermutung«, erklärte der FBI -Agent. Seine Augen waren sanft, und sie hätte schwören können, Mitgefühl in ihnen zu entdecken, als ob ihm das alles wirklich leidtat. Ihre Augen brannten. Wie sollte sie ihren Kindern diese Hiobsbotschaft beibringen? Und wie sollte sie selbst damit fertig werden? Das Grauen schien kein Ende zu nehmen.
    »Wie kommen Sie auf die Idee, eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht zu ziehen?«, fragte sie, als sie ihrer Stimme wieder mächtig war. »Es hieß doch, er hätte sich auf dem Boot verletzt, hätte viel Blut verloren …«
    »Das ist richtig«, erwiderte Joe ruhig. »Trotzdem stellt sich die

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