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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Was, wenn sie es nicht schafften? Allmählich zweifelte sie an ihrem Erfolg, und wenn sich das Flugzeug erst einmal fürs Sinken entschied, würden Andy und Shelly es nicht mehr oben halten können. Mit der freien Hand versuchte sie, den Schultergurt der Pilotin zu lösen, natürlich ohne Pete bei seiner Arbeit zu behindern. Sie spürte die Erschöpfung und hätte nur zu gern für einen Moment mit dem Wassertreten aufgehört. Doch sie wusste, dass ihr Gewicht das Flugzeug nur noch schneller nach unten ziehen würde.
    Zum dritten Mal streckte Pete den Kopf aus dem Wasser und schnappte nach Luft. In seinen Augen sah Daria Angst und Entschlossenheit. Sie wollte mit ihm reden, die beste Vorgehensweise absprechen, doch noch ehe sie ein Wort sagen konnte, war er schon wieder abgetaucht.
    “Bitte, helft mir.” Die Stimme der Pilotin war kaum zu hören, und die junge Frau umklammerte Darias Handgelenk.
    Daria löste sich behutsam aus dem Griff. “Ich brauche meine Hand, um dich hier rauszuholen”, erklärte sie.
    Das Wasser stieg jetzt schneller, es stand der Pilotin bis zum Kinn. Die Frau riss den Kopf zurück, als könnte sie so das Wasser daran hindern, weiter zu klettern.
Wenn sie es doch nur schaffen würde.
    Pete tauchte auf, diesmal zu Darias Rechten. Er sah zum Strand, wo mittlerweile ein zweiter Rettungswagen eingetroffen war. “He!”, rief er vergeblich gegen das Tosen der Wellen an. “Hierher! Wir brauchen Hilfe!”
    Wieder griff die Frau nach Darias Handgelenk, und dieses Mal zog sie die Hand nicht weg. Machtlos sah sie mit an, wie das Flugzeug weiter sank und die Pilotin vollständig unter Wasser zog. Ihre Augen waren noch immer weit aufgerissen und starrten Daria flehend an.
    “Oh Gott!”, rief Daria. “Pete! Was können wir bloß tun?”
    Pete wandte sich ihr zu. Doch dann sah er an ihr vorbei, und sein Gesicht erstarrte vor Schreck.
    “Shelly, verdammt!”, rief er. “Weg da!”
    Voller Furcht wirbelte Daria zu Shelly herum. Doch die befand sich nach wie vor wohlbehalten am Propeller, trat Wasser und war bemüht, das Flugzeug über Wasser zu halten. Man sah ihr die Verwirrung über Petes Geschrei deutlich an. Daria hatte keine Ahnung, warum Pete sie so angefahren hatte, aber jetzt war nicht der Moment, um es herauszufinden. Auf einmal trieb das Flugzeug wieder ein Stückchen nach oben. Ein weiteres, diesmal motorisiertes Boot fuhr direkt auf sie zu.
    “Die Seerettung kommt!”, sagte sie, und dann mehr zu sich selbst: “Schnell. Beeilt euch.”
    Der Kopf der Pilotin tauchte wieder aus dem Wasser auf, das glatte Haar wurde aus ihrem Gesicht gespült. Ihre Augen waren noch immer weit geöffnet, doch sie atmete nicht mehr. Auf dem Bauch im Wasser liegend mühte sich Daria gerade ab, die junge Frau durch Mund-zu-Mund-Beatmung wiederzubeleben, als das Rettungsboot neben ihnen auftauchte. Einer der Männer von der Seerettung gab Pete ein Messer, sodass er die Frau endlich befreien konnte.
    “Ins Boot mit ihr!”, schrie Pete. Daria und er zogen sie mit vereinten Kräften aus dem Flugzeugwrack und übergaben sie den Männern von der Seerettung. Dann sauste das Boot auch schon davon. Andy bugsierte sein kleines Gefährt wieder neben Daria.
    “Hol zuerst Shelly rein”, forderte Daria ihn auf. “Sie ist schon am längsten im Wasser.”
    Auch Shelly hatte inzwischen die Kraft verlassen, und Andy musste ihr ins Boot helfen.
    Daria war noch weniger in der Lage, allein ins Boot zu klettern. Ihre Füße waren taub, und ihr gesamter Körper zitterte vor Erschöpfung und Angst. Pete schob sie an, Andy zog sie an den Armen. Mit letzter Kraft hievte sich schließlich auch Pete ins Boot. Er war völlig außer Atem.
    Andy ruderte das Boot zurück zum Ufer, wo die Brecher sie in Empfang nahmen und an den Strand spülten. Sie hörten Rufe und in der Ferne das Geräusch eines Helikopters.
    Zu spät, dachte Daria. Sie zitterte vor Kälte, und ihre Beine drohten unter ihr nachzugeben, als sie aus dem Boot kletterte. Sie war nur mit ihrer durchnässten Unterwäsche bekleidet und stakste bibbernd zu der Krankenbahre, wo sich der Notarzt gerade um die Pilotin kümmerte. Man hatte die junge Frau intubiert, warm eingepackt und an ein EKG-Gerät angeschlossen. Daria spähte über die Schulter des Arztes und sah auf dem Monitor eine gerade Linie. Die Elektroden des Defibrillators lagen im Sand, offenbar wurden sie nicht mehr gebraucht. Die Pilotin war tot, ihre braunen Augen immer noch geöffnet. Mit den Tränen kämpfend,

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